Ungeheuer
fielen Fehler eher auf. Und es war außerordentlich wichtig, dass die Leute verstanden, was er ausdrücken wollte. Zumindest die, die sich um Verständnis bemühten. Man konnte nie alle bekehren. Und nun war es Zeit für eine Zwischenüberschrift, die das Leseverständnis erleichterte.
Die Konzeption des D. G. Eine
von D. G. Eine
Menschen sind nicht für sich selbst auf der Welt. Ihr Dasein wird von äußeren Kräften bewirkt und gesteuert. Manche von ihnen sind in der Lage, aus Kleinem und Unwichtigem Großes zu erschaffen – so auch der Künstler D. G. Eine.
Seine Kunst formt sich aus dem profanen Menschen, dieser ist ihm Vorlage und Quelle der Inspiration. Wie jeder andere Künstler bestätigen kann, sind manche Ausgangsobjekte besser für das kreative Schaffen geeignet als andere.
D. G. Eine bevorzugt für sein Werk junge Frauen – das Wort »Opfer« erscheint ihm im Übrigen nicht angemessen. Schließlich tragen diese Frauen mit Teilen ihres Körpers zu seiner Kreation bei, das sollte ihnen Befriedigung und Sinnhaftigkeit genug sein.
Dem Künstler geht es nicht um ein »Ausschlachten seiner Opfer«, wie die Tagespresse kürzlich schrieb. Das Entnehmen von Körpersegmenten ist kein »Ausweiden«, sondern lässt sich schlicht nicht umgehen, da diese Teile für das schöpferische Gesamtwerk vonnöten sind.
Um den Lieferantinnen der Einzelkomponenten nicht unnötig Schaden zuzufügen, hat D. G. Eine den Weg gewählt, ihren Körper vorher vom Bewusstsein zu trennen.
Dies kann ihm gewiss niemand verübeln, im Gegenteil, solcherart Vorgehen ist wohl eher fürsorglich zu nennen.
Die wahre Reichweite der Schöpfung des von uns befragten Künstlers wird sich erst ermessen lassen, wenn diese insgesamt betrachtet und analysiert werden kann.
Doch darauf, liebe Leser, werden Sie noch einige Zeit – wenn auch nicht mehr sehr lange – warten müssen.
Bis dahin verabschiedet sich der Schöpfer von ihnen mit den lateinischen Worten: Ludit in humanis divina potentia rebus – Im Menschlichen spielt göttliche Macht.
Bleiben Sie gespannt!
Ergebenst,
Ihr D. G. Eine
Er las den Text noch einmal komplett. Es klang ziemlich gut. Das »Ergebenst« am Ende war vielleicht ein bisschen zu schwülstig, aber sonst fand er, war es ihm gelungen, sein Anliegen gut herauszuarbeiten. Mit einer kleinen Melodie verabschiedete sich der Computer.
Auf dem Weg in die Garage ließ Doctor Nex die eingepuderten Finger in die Fächer des Handschuhs gleiten. Grell flammte das Garagenlicht auf. Eine der Neonröhren flackerte kurz und beruhigte sich dann wieder. Im Innern des Autos roch es nach abgestandener Sommerluft. Sein Mitbringsel lag auf dem Rücksitz, die angewinkelten Beine unter der Decke, mit der er sie auf der Fahrt hierher verhüllt hatte. Er beugte sich über den reglosen Körper und beobachtete das leichte Heben und Senken des Brustkorbs.
Das erdbeerblonde Haar hing über den Rand des Sitzes bis in den Fußraum. Ihre Wimpern waren lang und gebogen. Schade, dass sie sie schwarz getuscht hatte. Der Mann lächelte und strich der leblosen Frau mit einem behandschuhten Finger über die Wange.
Er hätte nicht gedacht, dass es so leicht sein würde, sich ihrer zu bemächtigen. Das dumme Ding hatte die ganze Zeit
keine Ahnung davon gehabt, dass er ihr auf Schritt und Tritt gefolgt war. Wenn die Gelegenheit heute Vormittag nicht so günstig gewesen wäre, hätte er sein Vorhaben auf den Nachmittag oder den Abend verschoben, aber das Glück war ihm hold gewesen, auch wenn die ganze Aktion nicht ganz gefahrlos gewesen war. Gerade das Risiko der Entdeckung erhöhte den Thrill.
Lara Birkenfeld hatte nach dem Besuch im Krankenhaus an einer Tankstelle gehalten und war nach dem Bezahlen zur Rückseite des Gebäudes zur Waschanlage gefahren, während er seinen Ford abseits in einer Nische an den Stationen zur Reifendruckmessung geparkt hatte.
Das Gelände hinter der Tankstelle war verlassen, meterhohe Hecken, kein Mensch in Sicht.
Die kleine Redakteurin hatte mit ihrem Mini Cooper vor dem Eingang gewartet, bis das Auto vor ihr hineingefahren war. Erst als ihr Wagen schon im vorderen Bereich stand, war er herangeeilt, hatte die Beifahrertür geöffnet, sich neben ihr auf den Sitz geschwungen und ihr, noch bevor ihrem geöffneten Mund ein Schrei entschlüpfen konnte, den Taser an die Seite gedrückt. Umgeben von rotierenden Rollen und weißem Schaum, hatte er dann gewartet, bis der erste Waschgang beendet war und
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