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Ungeheuer

Ungeheuer

Titel: Ungeheuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Puhlfürst
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der Dosis des Beruhigungsmittels verschätzt.
    Er zog die Latexhandschuhe glatt, fasste dann unter Laras Kinn und drückte ihren Kopf nach hinten. Die Kindertrinktasse, mit der er ihr einen Energydrink einflößte, ähnelte einer Schnabeltasse, nur dass der Deckel dicht war, wenn sie umfiel. Praktische Erfindung.
    Kaum berührte die Flüssigkeit ihre Lippen, öffnete seine neue Freundin auch schon den Mund und sog das Getränk in sich hinein, als sei sie am Verdursten. Nach jedem Schluck setzte er kurz ab und wiederholte die Prozedur dann. Es war wichtig, dass die junge Frau zu Bewusstsein kam, denn bei dem, was er vorhatte, musste sie im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte sein.
    Der Becher war fast leer, und Doctor Nex stellte ihn beiseite, zog einen Küchenstuhl heran, nahm dicht vor dem Rollstuhl Platz und fixierte Laras Gesicht. Sie konnte die Lider nun schon länger offen halten, ihr Blick jedoch war nach wie
vor verwirrt. Es war faszinierend zu beobachten, wie sich Unverständnis in Begreifen umwandelte.
    Jetzt öffnete sie den Mund, lallte ein »Waaasch iss …«, drehte mühsam den Hals und versuchte sich umzusehen. Er setzte sein sympathischstes Lächeln auf und legte seine Handfläche auf ihren Handrücken, ehe er sprach. Ihre Haut fühlte sich kalt an.
    »Guten Abend, Lara. Wie erfreulich, dass du erwacht bist.«
    Meergrüne Augen weiteten sich. »Isch …«
    »Ruhig, Schönste, ganz ruhig. Immer mit der Ruhe. Wir haben viel Zeit.« Jetzt strich er sanft über ihre Finger. Die Berührung schien Lara zu erschrecken, denn sie versuchte, die Hand wegzuziehen. Was ihr nicht gelang, weil ihre Handgelenke mit Paketband an der Armlehne befestigt waren. »Was … Wer …« Allmählich wurde ihre Aussprache klarer.
    »Ich erkläre dir gleich alles. Vorher trinkst du bitte noch den Rest von deinem Erfrischungstrunk.« Er hielt ihr den Becher an den Mund, aber sie presste die Lippen fest zusammen und drehte den Kopf weg.
    »Nanu? So ein kleiner Dickkopf!« Wieder lächelte er. »Das ist doch nicht dein Ernst, Süße!« Mit der Linken hielt er ihr die Nase zu, mit der Rechten kickte er den Deckel von der Tasse und wartete dann, bis sie zu zappeln begann. Gleich darauf öffnete sich ihr Mund, sie schnappte nach Luft, er goss das süße Gebräu hinein und trat einen Schritt zurück, um ihrem Husten zu entgehen.
    »Damit dir klar wird, wer hier das Sagen hat, meine Beste. Das bist nämlich nicht du.« Die Augen noch immer weit aufgerissen, sah sie ihn an. »Hast du verstanden, was ich gesagt habe?« Als Antwort kam ein verächtliches Prusten heraus. Hatte die kleine Schlampe etwa gerade versucht, ihn anzuspucken?

    En wenig Disziplinierung schien angebracht. Die Kleine war widerborstig. Wahrscheinlich wusste sie gar nicht, was ihr blühte. Doctor Nex ließ seine Hand in Laras Gesicht klatschen. Die Wange rötete sich sofort. Zumindest für die nächsten Aktionen musste sie gefügig sein und gehorchen. Was er danach mit ihr vorhatte, brauchte er ihr ja jetzt noch nicht auf die Nase zu binden. »Ich frage dich jetzt noch einmal: Hast du verstanden, wer hier das Sagen hat?«
    Jetzt nickte sie. Ihre Augen schimmerten feucht.
    »Fein. Möchtest du nun noch etwas trinken?« Ihr Kopf wackelte hin und her. Doctor Nex nahm es für ein Nein. »Im Übrigen …«, er legte die Hand unter ihr Kinn und hob es an, um in ihre Augen sehen zu können, »… bist du nicht geknebelt, kannst also sprechen. Und nun antworte mir: Möchtest du noch etwas trinken?«
    Sie krächzte ein leises »Nein« heraus, dann irrlichterten ihre Augen zur Seite.
    »Gut. Sag Bescheid, wenn du etwas möchtest. Und jetzt haben wir zu arbeiten.«
    Bleiben sie gespannt!
Ergebenst,
Ihr D. G. Eine
    Doctor Nex ließ die Hand auf der Maus ruhen. »Wie findest du den Text?«
    Lara starrte noch immer auf den Bildschirm. Er hatte versucht, ihren Gesichtsausdruck während des Lesens zu ergründen, war aber nicht ganz schlau daraus geworden.
    »Haben Sie das geschrieben?« Sie schaute während des Sprechens noch immer starr geradeaus.
    »Wer denn sonst?« En kleiner Schlag ließ ihren Kopf
nach vorn wippen. Was für eine idiotische Frage! »Aber sicher ist das von mir. Ich finde, es ist Zeit, die Dinge richtigzustellen.«
    »Wegen des vorhergehenden Artikels?«
    »Genau! So langsam begreifst du wohl doch, was ich möchte. In eurer Zeitung standen kürzlich eine Menge unwahre Behauptungen über meine Arbeit.«
    »Dieser Text war nicht von mir!«
    »Rede dich nicht

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