Ungeplant (German Edition)
seinen Beruf zu Geld gekommen ist. Er hat mir erzählt, dass das Haus zum Erbe seiner Großeltern gehört. Aber offensichtlich hing da noch etwas mehr dran. Die Kücheneinrichtung mit zwei Backöfen und Gasherd auf der gigantischen Kochinsel bringt mich fast zum Sabbern. Ich koche gerne, aber das hier ist der feuchte Traum jeder Hausfrau. Sven bemerkt meinen bewundernden Blick und sieht mich stirnrunzelnd an.
„Was?“, frage ich ungehalten, denn seine Laune geht mir auf den Keks. Er hätte nicht mitgehen müssen.
„Nichts. Gar nichts.“
Mit einem Kopfschütteln folgt er Jakob in den Garten.
Draußen haben sich schon einige Leute um den Pool und einen großen Steingrill versammelt. Im hinteren Teil des Gartens wird ein kleines Mädchen von einer jungen, blonden Frau angeschaukelt.
Die Frau kommt mir vage bekannt vor. Ich bleibe neben Sven am Rand des Pools stehen und warte darauf, dass ich mich wieder erinnern kann. Als mir dann klar wird, wer da steht, wünsche ich mir, ich hätte mich nicht erinnert. Es ist Daniela, die Frau von unserem Dreier. In dieser Umgebung und mit einem Kind hatte ich Probleme, sie in die richtige Schublade zu stecken.
Krampfhaft halte ich mich an Svens Arm fest und habe für eine Sekunde die Befürchtung, dass ich in den Pool kotze. Das muss Jakobs Schwester sein.
Sven sieht verwirrt zu mir und meinem Klammergriff.
„Was ist los, Lina? Geht’s dir nicht gut?“
„Sieh mal ganz unauffällig nach hinten zur Schaukel“, flüstere ich, als ob Daniela mich auf die Entfernung hören könnte. Beiläufig schaut Sven herüber und lässt erst seinen Blick ein wenig verwirrt umherstreifen, bis er an der richtigen Person hängen bleibt und ihn die Erkenntnis trifft.
„Oh. Oh!“, ruft er lauter als angemessen, was uns ein paar verstörte Blicke einbringt. Daniela sieht auf und braucht auch einen Moment, um zu verstehen, wenn sie dort sieht. Ihr Gesichtsausdruck spiegelt unseren wieder. Wie angewurzelt stehen wir und starren uns an, als sich eine Hand auf meine Schulter legt.
„Möchtest du mit mir hoch in Elianas Zimmer gehen? Auf dem Wickeltisch kann ich mir Max in Ruhe ansehen.“
Ich schlucke gegen meinen trockenen Hals und nicke.
Jakob zeigt Sven noch, wo er sich an den Getränken bedienen kann und zieht mich dann hinter sich her. Das wird er mir übel nehmen, weil ich ihn mit dieser peinlichen Situation alleine lasse.
„Sieht alles unbedenklich aus, Melina. Behalte es weiter im Auge, aber im Moment besteht kein Grund zur Sorge. In den meisten Fällen wächst sich das wirklich aus.“
Erleichtert atme ich aus und trete nervös von einem Fuß auf den anderen. Meine Schuhe stehen unten an der Treppe, da ich Jakobs feinen, cremefarbenen Teppich nicht beschmutzen wollte. Nun habe ich das Gefühl meine Fußsohlen verbrennen auf dem warmen Boden. Sven ist unten alleine mit Daniela und das passt mir auf so vielen Ebenen nicht.
Ich schiebe Jakob beiseite, um meinen Sohn wieder anzuziehen und ziehe scharf die Luft ein, als mir ein stechender Schmerz durch den linken Fuß fährt.
„Fuck!“, keuche ich und hebe mein Bein, um unter meinen Fuß zu schauen. Im letzten Moment sehe ich, wie etwas Silbernes unter die Kommode rollt und schon ein Tropfen Blut auf den Teppich tropft.
„Lass mich sehen.“ Jakob hockt sich vor mich und begutachtet meinen Fuß. Mit einer Hand greift er unter die Kommode und findet gleich den Übeltäter. Eine Heftzwecke.
„Sorry“, entschuldigt er sich. „Die muss mir irgendwie aus dem Werkzeugkasten gefallen sein, als ich Bilder aufgehängt habe.“
Er steht auf und packt mich ohne Vorwarnung an der Hüfte, um mich auf das Sideboard, gleich neben der Wickelkommode, zu setzen.
„Rühr dich nicht. Ich hol etwas zum Desinfizieren und ein Pflaster.“
Mit einer Hand halte ich meinen Fuß hoch, um nicht noch mehr Bluttropfen zu verteilen und habe die andere Hand an meinem Sohn, der mich verwundert von der Seite ansieht.
Jakob kommt mit einem kleinen Erste-Hilfe-Set aus dem Bad zurück und macht sich gleich daran, den kleinen, aber tiefen Einstich zu desinfizieren. Das scharf riechende Mittel brennt auf meinem Fuß, aber ich lasse mir nichts anmerken. Routiniert klebt er mir ein Pflaster auf die Fußsohle und beugt sich dann ein Stück über mich, um seine Utensilien neben mir abzulegen.
Es ist völlig unnötig, dass er mir dafür so nahe kommt. Leider realisiere ich das erst, als seine Lippen auf meinen liegen. Seine nackte Haut streift meinen
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