Ungeschoren
zeigen möchte.«
Japan hatte gerade einen ziemlich guten Angriff, und die Türkei war eines der am meisten unterschätzten Fußballländer der Welt.
Sie sagte angestrengt: »Natürlich.«
Und begab sich hinunter in die dunklen Kellergewölbe.
Kommissar Bengt Åkesson stand in einem von Leuchtröhren erleuchteten Korridor, von denen mindestens die Hälfte defekt war, und schaute durch ein Fenster. Dahinter lag eine Leiche, vollkommen nackt. Aufgedunsen. Aber nicht ertrunken. Die Leiche hatte ein großes Loch im Kopf.
Sie standen da im Korridor, einen halben Meter auseinander, ohne sich anzusehen. Stattdessen schauten sie auf den betrüblichen Rest eines menschlichen Wesens.
»Und wer ist das?«, fragte sie.
»Ich habe über heute Morgen nachgedacht«, sagte er.
Es war eine Weile still. Sie hatte nicht vor, ihm weiterzuhelfen.
Schließlich fuhr er fort: »Ich habe dir vielleicht falsche Signale gegeben.«
Erneut Schweigen. Er wieder: »Das war nicht meine Absicht. Es tut mir leid.«
»Deine Mutter kümmert sich um meinen Sohn«, sagte sie.
»Das ist alles, was zählt.«
»Ja«, sagte er. »Vielleicht.«
»Du vögelst deine Fitness-Vickan, die keine Kinder mag. Das ist ja wohl okay. Das hat nichts mit mir zu tun.«
»Nein«, sagte er. »Hat es wohl nicht.«
Und sie hatten sich noch nicht angesehen.
Ich sollte die Hand an seinen Schwanz legen, dachte sie verwundert. Das sollte ich wirklich.
»Und warum schauen wir auf diese Attraktion?«, fragte sie und zeigte auf das Fenster. »Ich habe noch anderes zu tun.«
»Ich weiß nicht so richtig«, sagte er. »Irgendwas daran …«
»›Irgendwas‹ ist super. Wenn ich eines leiden kann, dann ist es ›irgendwas‹.«
»Nun sei nicht so«, sagte Bengt Åkesson und drehte sich zu ihr. Sie starrte weiter durchs Fenster.
Wieder ein Moment Schweigen. Dann sagte er: »Ich habe gerade ein langes und seltsames Gespräch mit einem Pathologen namens Reinhold von Sydow geführt.«
»Ist Qvarfordt endlich in Pension gegangen?«
»Er arbeitet am Söder-Krankenhaus.«
»Qvarfordt? Hat er sich mit hundertvier Jahren einen neuen Job gesucht?«
»Hundertvier?«
»Ich übertreibe. Das tun Frauen manchmal. Es heißt Humor.«
Åkesson verzog ein bisschen das Gesicht und sagte: »Der Pathologe, der im Söder-Krankenhaus arbeitet, heißt Reinhold von Sydow. Ich hatte gerade ein langes und seltsames Gespräch mit ihm. Er hat die Leiche gefunden.«
»Ein Pathologe hat die Leiche gefunden? Wie praktisch.«
»Ich weiß«, sagte Åkesson. »Manche Absonderlichkeiten muss man einfach akzeptieren. Er machte sich hauptsächlich Sorgen um eine alte Dame mit Namen Ada Wennström. Sie ist gleich nach ihm ins Långholmsbad gestiegen und auf dieselbe Leiche gestoßen. Sie ist ohnmächtig geworden, und er musste sie aus den eiskalten Fluten retten. Er hat sie an Land getragen wie ein heroischer australischer Rettungsschwimmer, wenn die Haifischflossen sich nähern. Irgendwie schien er zu glauben, es sei seine Schuld.«
»Und was hat das mit mir zu tun?«
»Tja, du siehst doch, dass er ermordet wurde …«
»Wir können nicht jeden Mord in Stockholm und Umgebung übernehmen. Du kannst nicht jeden Fall, den du bekommst, bei mir abladen.«
»Es handelt sich um einen ungewöhnlich grausamen Mord. Möchtest du den Befund des Gerichtsmediziners hören?«
Kerstin Holm starrte weiter durchs Fenster. »Was soll man glauben«, sagte sie etwas verbindlicher, sah ihren Kollegen aber immer noch nicht an. »Meißel im Gehirn? Sieht ein bisschen nach Zoff in der Unterwelt aus. Möglicherweise eine private Abrechnung. Typischer Fall für die Provinzpolizei.«
Bengt Åkesson antwortete in einem Tonfall, der unverkennbar an den des Gerichtsmediziners Sigvard Qvarfordt erinnerte: »›Das Kranium wurde mittels eines auf einer Seite gezackten Steckwerkzeugs unmittelbar oberhalb der rechten Schläfe penetriert, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit demselben, das anschließend benutzt wurde, um das kreisrunde Loch in selbiges Kranium zu sägen, und zwar, der Schnittoberfläche nach zu schließen, einer elektrischen Stichsäge. Das runde Schädelknochenstück wurde dann wie eine Oblate auf den hinteren Teil der Zunge des Opfers gelegt, wo es – wahrscheinlich in Übereinstimmung mit der Absicht – während des gesamten etwa achtundvierzig Stunden langen Aufenthalts im Wasser des Mälarsees verblieb. Zu erwähnen ist weiter, dass der geschilderte Vorgang zu Lebzeiten des Opfers
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