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Ungestüm des Herzens

Ungestüm des Herzens

Titel: Ungestüm des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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Kugeln in seinen Körper abzuschießen, und dabei lächelte sie triumphierend. Er hätte im Gegensatz zu dem Goldgräber nicht überlebt, nicht, wenn er ihrer Gnade ausgesetzt war. Das war sein letzter Gedanke, ehe beide Bilder verschwammen und nur Schwärze zurückblieb.
     

34
    Samantha ließ sich von Lorenzos Pferd gleiten, ehe er es wirklich zum Stillstand gebracht hatte. Dann lief sie die Stufen zur Veranda hinauf und wirbelte herum. Sie hatte Lorenzo fast vergessen.
    »Du wartest doch, oder?«
    »Ich glaube nicht, Sam. Hier. Rufino hat mich gebeten, dir das zu geben, ehe ich dich abliefere.«
    Samantha fing das Bündel auf, das er ihr zuwarf. Selbst in der Dämmerung erkannte sie den weißen Spitzenrock und die weiße Spitzenbluse. Ein Kloß stieg ihr in die Kehle. Warum wollte Hank, dass sie diese Kleidungsstücke behielt? Als Erinnerungsstück? Verdammter Kerl, immer wieder versetzte er ihr Seitenhiebe.
    Sie war entschlossen, sich die Sache nicht nahegehen zu lassen. Für sie war keine Sentimentalität mit diesen Kleidern verknüpft. Sie nahm das Bündel unter den Arm und stand im bleichen Mondschein da.
    »Du kannst nicht einfach davonreiten, Lorenzo. Gib mir Gelegenheit, meinen Vater zu sehen, und dann komme ich wieder und sage dir adiós. Wir haben so vieles gemeinsam durchgemacht.«
    Sein Pferd trat nervös auf der Stelle, denn die Spannung des Reiters übertrug sich. »Ich bin hier nicht sicher.«
    »Unsinn«, spottete sie. »Du glaubst doch nicht etwa, ich würde zulassen, dass dir etwas geschieht? Du hast mich zu meinem Vater gebracht. Er wird dir dankbar sein.«
    »Nein, Sam!«
    »Nun gut, Lorenzo.« Sie seufzte und sagte dann impulsiv: »Verstehst du, ganz gleich, ob du mir geholfen hast oder nicht - deine Gegenwart hat mir manchmal Mut gemacht. Und dafür möchte ich dir danken.«
    »Adio s, Amiga.« Sein Abschiedsgruß drang als Flüstern zu ihr.
    »Hasta la vista, Lorenzo.«
    Samantha blieb noch einen Augenblick lang stehen und sah ihm nach, während er davonritt. Somit war ihre letzte Verknüpfung mit ihrem höllischen Abenteuer abgerissen. Ihre Kehle war zugeschnürt. Doch daran wollte sie jetzt nicht denken. Ihr Vater erwartete sie.
    Sie drehte sich um und betrat eilig das alte Haus. Es war Jahre her, seit sie hier gewesen war, doch sie konnte sich noch gut an die Räumlichkeiten erinnern. Drinnen war es dunkel. Leer. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass es ganz so leer sein würde, aber schließlich war ihr Vater noch nicht lange hier. Die Möbel waren vermutlich noch nicht eingetroffen. Gedankenverloren fragte sie sich, ob ihr Vater überhaupt ein Bett hatte, in dem er schlief.
    Sie ging von einem Raum zum anderen. »Vater?« Ihr Herz schlug schneller, als sie feststellen muss te, dass sie allein in dem leeren Haus war. Lorenzo war fort. Als sie den Schuss hörte, hielt sich Samantha die Hand vor den Mund, um ihren Schrei zu ersticken. Das Kleiderbündel fiel auf den Fußboden. Mit weit aufgerissenen Augen hielt sie den Atem an. Lorenzo? 0 Gott, war das eine Falle? Hatte ihr Vater Lorenzo erschossen?
    Die Waffe, die Lorenzo ihr zurückgegeben hatte, ehe sie den Fluss überquerten, war in ihrer Hand, und sie lief auf die Haustür zu und riss sie auf. Vergeblich bemühte sie sich, in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Nichts war zu sehen. Wolken waren vor den Mond gezogen.
    Sie wußte nicht, was sie tun sollte. Ihre erste Vermutung war nicht mehr haltbar, denn ihr Vater wäre längst ins Haus gekommen. Die Ranch war verlassen, und doch hatte jemand einen Schuss abgefeuert. Lorenzo? Aber wozu?
    Dann hörte sie das Pferd, das auf die Ranch zu galoppierte und seinen Schritt zögernd verlangsamte, als es näher kam. Das Geräusch der Hufe verhallte, und als niemand auftauchte, hätte Samantha am liebsten laut aufgeschrien.
    »Ist alles in Ordnung, chiquita?«
    Sie zuckte zusammen. »Verdammt noch mal, Lorenzo, du hast mich fast zu Tode erschreckt.«
    »Tut mir leid, Sam. Aber als ich dich allein auf der Veranda gesehen habe, wußte ich nicht, ob ich näher kommen sollte oder nicht.«
    »Aber ich bin allein, Lorenzo«, sagte sie. »Mein Vater ist nicht hier.«
    »Hast du deshalb den Schuss abgefeuert?«
    »Ich doch nicht. Warst du es nicht?«
    »Der Schuss ist von hier gekommen, Sam. Ich dachte, du wolltest mir ein Signal geben, damit ich zurückkomme.«
    »Nein, ich ... ich glaube, wir sollten uns umsehen. Wenn ich mich recht erinnere, stehen hinter dem Haus eine Scheune und ein Lagerhaus und noch

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