Ungestüm des Herzens
diese Peinlichkeit war seine geringste Sorge. Hank sah nämlich keinen Ausweg.
Wie hatte plötzlich alles so danebengehen können? Am zweiten Tag seines Aufenthaltes in der Stadt hatte er, wie erhofft, Hamilton Kingsley getroffen. Kingsley schien keinen Verdacht geschöpft zu haben. Hank hatte sich gar nicht erst erboten, das Land zu kaufen. Er hatte gewartet, bis Kingsley das Thema zur Sprache brachte. Dazu war es nur allzu schnell gekommen, und der Handel war abgeschlossen worden. Noch am selben Nachmittag hatten sie die Dokumente unterschrieben. Hank hatte den Kaufvertrag, und er trug ihn in diesem Moment an seinem Körper, in seiner Jackentasche. Das Land gehörte ihm, er war der rechtmäßige Besitzer, aber was half ihm das jetzt?
Immer wieder hatte er sich gefragt, ob es die Sache wert war, und allmählich war er zu dem Schluss gekommen, dass sie es nicht war. Viel Geduld hatte man auch nicht mehr mit ihm. Seine Peiniger hatten seinen beharrlichen Widerstand satt, und wer konnte wissen, was als nächstes kam?
Und was war mit Kingsley? War er noch hier? Wie dieser Mann ihn zum Narren gehalten hatte, bis er den Kaufvertrag in den Händen gehalten hatte! Dann hatte er gesehen, wie der Rancher mit zwei seiner Männer sprach, und er hatte eine erste Unsicherheit verspürt. Kurz darauf waren diese beiden Männer in sein Hotelzimmer gekommen. Sie hatten ihn eingeladen, auf Kingsleys Ranch mitzukommen. Als er abgelehnt und sich schließlich geweigert hatte, hatten sie mit gezückten Waffen darauf bestanden.
Es war am frühen Abend gewesen. Niemand hatte beobachtet, wie man ihn aus der Stadt geleitet hatte. Er hatte nicht einmal Gelegenheit gehabt, Kingsley eine Nachricht überbringen zu lassen, damit dieser wußte, wo er Samantha finden konnte.
Aber das interessierte Kingsley im Moment gar nicht. Jetzt, nachdem er die Anweisungen genau befolgt hatte, nahm er es als selbstverständlich hin, dass seine Tochter auf dem Weg zu ihm war. Nein, Kingsley wollte EI Carnicero - oder den Banditen, den er für EI Carnicero hielt. Er war so rachelüstern wie Samantha es nur sein konnte, und er war davon überzeugt oder hatte sich von seinen Männern davon überzeugen lassen, dass Hank ihn zu EI Carnicero führen konnte.
Hanks einziger Trost bestand darin, dass niemand auch nur eine Anspielung darauf gemacht hatte, er selbst könnte EI Carnicero sein. Jeder wußte, dass der Bandit ein kleingewachsener, fetter Mexikaner war. Doch Hank wurde für ein Mitglied seiner Bande gehalten.
Das konnte er Kingsley nicht wirklich vorwerfen. Wenn er in Kingsleys Lage gewesen wäre, hätte er alles getan, was in seiner Macht stand, um zu behalten, was ihm gehörte. Außerdem hatte der alte Mann nicht gewusst , wie weit seine bezahlten Schläger bei Hank gingen. Als er Hanks Verfassung sah, hatte er sich angewidert abgewandt, aber Nate Fiske, der Sprecher der Männer, hatte diese Behandlung verteidigt.
»Sie wollen doch ein Geständnis haben, oder nicht? Einen Beweis, mit dem Sie Ihr Land zurückgewinnen können?« hatte er Kingsley gefragt. »Und EI Carnicero? Wenn wir ihn nicht kriegen, kann er so was wieder tun. Dieser Mexake gehört zu seinen Leuten.«
»Und was ist, wenn er nicht dazugehört?« hatte Kingsley gefragt und somit seine noch bestehenden Zweifel enthüllt. »Was ist, wenn er die Wahrheit sagt?«
Nate Fiske lachte. »So haben Sie die Sache gestern noch nicht gesehen, Mr. Kingsley. Als Sie ihm das Land verkauft haben, waren Sie noch sicher, dass er mit der Bande zu tun hat.«
»Ich habe mich von euch überzeugen lassen, aber ... «
»Vielleicht sollte ich noch einmal auf gewisse Fakten hinweisen«, hatte Nate ungeduldig gesagt. »Der Ärger hat erst angefangen, nachdem dieser Kerl Sie aufgesucht hat und Ihr Land kaufen wollte. Sie haben abgelehnt, und plötzlich waren die Banditen hinter Ihnen her und haben gefordert, dass Sie Mexiko verlassen. Als das nicht geklappt hat, haben die Banditen sich Ihre Tochter geschnappt, und dann ist er wieder aufgetaucht. Rein zufällig? Vielleicht. Wenn man davon absieht, dass Sie den Fehler begangen haben, ihn in Ihre Pläne einzuweihen. Daraufhin haben die Banditen eine neue Forderung gestellt. Entweder Sie verkaufen, oder Sie können Ihre Tochter abschreiben. Und wer taucht dann zum rechten Zeitpunkt in EI Paso auf und ist immer noch darauf versessen, Ihr Land zu kaufen? Hören Sie, Mr. Kingsley, Chavez hat diese Banditen entweder selbst angeheuert, oder er ist einer von ihnen. In
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