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Ungestüm des Herzens

Ungestüm des Herzens

Titel: Ungestüm des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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ihn geweckt haben?
    Er stand auf und öffnete vorsichtig die Tür, doch im Gang war es still und dunkel. Er schloss die Tür wieder. Hank war hellwach. Es erstaunte ihn, dass er, so besorgt, wie er war, überhaupt hatte schlafen können. Ob sie wohl schlief?
    Versonnen trat er ans Fenster und lehnte sich an das Fenstersims. Was sollte er mit Samantha anfangen? Sie hörte ihm nicht zu. Nicht einen Moment lang legte sie ihre Wachsamkeit ab. Wenn sie es nur zugelassen hätte, wäre alles anders zwischen ihnen.
    Die Kutsche der Blackstones, die auf die Straße fuhr, zog Hanks Aufmerksamkeit auf sich. Mit gerunzelter Stirn sah er dem Wagen nach, der eilig fortfuhr. Wohin fuhr Sheldon mitten in der Nacht? Plötzlich fiel Hank etwas ein. Wenn Sheldon nicht da war, konnte er seiner Schwester nicht zur Hilfe kommen, wenn Hank einfach zu ihr ging. Würde sie wirklich auf ihn schießen? Nicht, wenn sie schlief und er das Zimmer ganz leise betrat. Was hatte Bradford an diesem Abend zu ihm gesagt?
    »Wenn du sie liebst, wird dir etwas einfallen«, hatte Bradford gesagt. » Vergiss deinen Stolz, wenn es sein muss , aber sprich offen über das, was dir auf dem Herzen liegt.«
    Genau das würde er tun. Er muss te sie dazu bringen, ihm zuzuhören. Er würde ihr eingestehen, dass er sie nie ge hasst hatte, dass er nur so getan hatte, weil es ihn verletzt und erbost hatte, dass sie ihn benutzt hatte, als Mittel zum Zweck. Ja, er würde ihr eingestehen, dass es ihre Ablehnung seiner Person war, was ihn am meisten verletzt hatte.
    Hank verlor keine Zeit. Er ging sofort über den Flur zu Samanthas Tür, doch als er sie öffnete, fand er einen leeren Raum vor. War sie in ein anderes Zimmer gezogen, weil er ihr gesagt hatte, er würde nachts zu ihr kommen? Das sah Samantha gar nicht ähnlich.
    Hank fluchte. Was hoffte sie damit zu erreichen, dass sie sich vor ihm verbarg? War sie bei Jaime?
    Doch auch das Kinderzimmer war leer, und beim Anblick der leeren Wiege gefror Hank das Blut in den Adern. Hank fiel die Kutsche wieder ein, die fortgefahren war, und er stürzte in Sheldons Zimmer.
    Ohne zu zögern trat er ein. Als er Sheldon schlafend vorfand, wuchs seine Sorge. Hank rüttelte Sheldon wach.
    »Ihre Schwester - wohin ist sie gefahren?«
    »Was?«
    »Samantha hat mit Jaime und ihrem Mädchen das Haus verlassen. Wohin ist sie mitten in der Nacht gefahren?«
    »Um Himmels willen, woher soll ich das wissen?«
    »Sie hat Ihnen nicht gesagt, dass sie wegfährt?«
    »Nein.« Sheldon stand auf und zog sich schnell eine Hose über. »Sind Sie sicher, dass sie das Haus verlassen hat?«
    Hank nickte. »Die Zimmer sind leer, und eine Ihrer Kutschen ist vor kurzem losgefahren.«
    »Haben Sie nach einer Nachricht gesucht? Oder nachgesehen, ob sie Kleider mitgenommen hat?«
    »Nein.«
    Sheldon zündete eine Lampe an und nahm sie mit in Samanthas Zimmer. Auf dem Nachttisch lag eine Nachricht.
    »Sie schreibt, dass sie nicht zurückkommt, dass sie von Ihnen fort will.« Sheldon war bestürzt.
    »Perdici6n! Sie schleicht sich mitten in der Nacht aus dem Haus! Das glaube ich nicht. Das wäre die feigste Lösung, und sie ist nicht feige.«
    »Ich gebe zu, dass das komisch klingt, aber es ist eine Tatsache, dass sie fort ist. Wahrscheinlich ist sie inzwischen am Hafen.«
    »Die Kutsche ist in die andere Richtung gefahren.«
    »Mein Gott, was denkt sie sich bloß?« murmelte Sheldon. »Die Landstraßen sind nachts nicht sicher. Manche sind sogar am Tag nicht sicher.«
    Hank fuhr sich mit den Händen durch die Haare. Wie lange hatte Samantha das schon geplant? Sein Blick fiel auf den offenen Kleiderschrank. Er war voll. Aber es lag auch auf der Hand, dass sie mit leichtem Gepäck reisen wollte. Wahrscheinlich hatte sie wenig mitgenommen. Auf ihrem Frisiertisch standen Parfums, Puderdosen und eine kleine Schatulle, auf die Hank zuging.
    »Was tun Sie?« fragte Sheldon.
    Hank öffnete die Schatulle und runzelte die Stirn. »Sie hat ihren Schmuck hiergelassen.«
    »Alles?«
    »Die Schatulle ist voll.«
    Hank trat zum Schreibtisch und zog eilig die Schubladen auf. Samanthas Revolver blinkte ihn an, und ihre Worte hallten in seinem Kopf wider. »Wo ich bin, ist auch mein Revolver.«
     

46
    Tiefschwarze Nacht herrschte in der Kutsche. Samantha hatte nicht die leiseste Vorstellung davon, in welche Richtung sie fuhren. Froilana kauerte neben ihr und drückte Jaime an ihre Brust. Jean Merim ée saß den beiden Frauen gegenüber. Sie ahnten nicht, wer den Wagen

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