Ungestüm des Herzens
sagte Samantha mürrisch.
»Aber das Kleid ist so tief ausgeschnitten ... «
»Das ist jetzt Mode, Lana, und sonst gar nichts«, schnitt ihr Samantha das Wort ab. »Und jetzt hör auf, mich zu necken. Es ist ein wichtiger Ball. Du willst doch, dass ich hübsch aussehe, oder?«
»Du ziehst dich doch nur für ihn so an.«
»Er kommt gar nicht mit!« fauchte Samantha.
»Das sagt er immer, und dann kommt er doch später nach. «
»Hank ist nur wegen Jaime hier.«
»Du machst dir viel vor, Sam.«
»Jetzt hör endlich auf! Ich habe es satt, mir deine Märchen anzuhören, Lana. Hank interessiert hier nur eins, und das ist sein Sohn.«
»Wenn du einen Raum betrittst, kann er seine Blicke nicht von dir losreißen. Was ist das denn, wenn nicht ... «
»Du weißt nicht, wovon du sprichst!«
»Und du weigerst dich, die Tatsachen zu sehen!« schrie Froilana zurück.
»So!«
Samantha verließ beleidigt das Zimmer. In letzter Zeit stritt sie sich ständig mit Froilana, und immer über Hank. Da sein Zimmer gleich gegenüber lag, hörte er zweifellos viele dieser Streitigkeiten mit an. Für ihn muss te es sehr komisch sein. Für sie war es schrecklich, dass ihr eigenes Mädchen seine hartnäckigste Verbündete war.
Froilana ließ sich von seiner äußeren Erscheinung begeistern, das war alles. Aber Samantha wußte, wie er wirklich war, ein Mann, der alles getan hätte, um zu bekommen, was er wollte.
Und jetzt wollte er seinen Sohn. Warum? Das war das Verblüffende an der Geschichte. Schon ehe sie wußte, dass sie schwanger war, hatte er ihr klargemacht, dass sie allein mit dem Kind fertig werden muss te, und seit der Nacht, in der Jaime geboren war, lebte sie in der Angst, Hank könnte versuchen, ihr den Jungen wegzunehmen.
Sie standen am Rande des Saales und sahen junge und ältere Paare auf dem Parkettboden des Ballsaals an sich vorbeiwirbeln. Teresa war ungewöhnlich still. Jean Merim ée war ausnahmsweise nicht dabei, und Samantha fragte sich, ob das der Grund für Teresas gedämpfte Laune war, denn wenn der Franzose in der Nähe war, gab sie sich meistens sehr lebhaft. Es war erschreckend, wie viel Aufmerksamkeit Teresa Jean widmete. Sheldon schien keine Notiz davon zu nehmen. Doch Samantha fiel es auf. Sie hatte sich bemüht, Entschuldigungen für Teresas Verhalten gegenüber Jean zu finden, aber es war zwecklos. Die beiden strahlten eine Vertrautheit aus, die zu offensichtlich war. Warum konnte Sheldon das nicht erkennen?
Sheldon besorgte Erfrischungen für die Damen, und Samantha stand steif neben Teresa. Sie war schlecht gelaunt, und wenn sie jetzt mit Teresa geredet hätte, hätte sie sie vermutlich der Untreue angeklagt. Das hatte keinen Sinn. Sie hatte keine Beweise, und das Verhältnis zwischen den beiden Frauen war ohnehin schon angespannt.
Mehrere von Sheldons Bekannten forderten Samantha zum Tanzen auf, doch sie lehnte ab. Wenn Hank dabeigewesen wäre, hätte sie nicht abgelehnt, aber Hank war nicht da. Sie wünschte, sie wäre mit Jaime zu Hause. Sie ging nur zu Veranstaltungen und Essenseinladungen mit Sheldon, um Hank das Gefühl zu geben, dass sie ausgehen und Spaß haben konnte, ohne auch nur einen Gedanken an ihn zu verschwenden. Aber seit Hank nicht mehr mitging, war ihr langweilig, und oft ließ sie ihre schlechte Laune an Teresa aus. Nicht, dass sie es nicht verdient hätte, aber Samantha war ungern in dem Maß gehässig.
Es war alles Hanks Schuld. Wenn er nur wieder gehen würde, muss te sie nicht mehr an ihn denken ...
Sheldon kehrte mit den Erfrischungen zurück und brachte Freunde mit, die Samantha noch nicht kannte. Als er sie ihr vorstellte, hörte sie nicht allzu genau zu, doch unwillkürlich starrte sie den großen Mann und seine schöne Frau an. Sie waren ein ausgesprochen schönes Paar, und Samantha erb lass te vor Neid, als sie das liebevolle Verständnis bemerkte, das die beiden einander entgegenbrachten.
»... eines der Anwesen der Maitlands war eine Ranch in der Gegend, und Angela und ich haben uns entschlossen, dort zu leben.«
»So ein Zufall«, bemerkte Teresa. »Samantha kommt auch aus Texas. Sie kennen einander nicht?«
Der Mann grinste. »Ich fürchte, nein, Miß Palacio. Texas ist nicht gerade klein.«
»Was bringt dich nach England, Bradford?« fragte Sheldon. »Oder bist du nur zu Besuch hier?«
»Eigentlich ist es eine verspätete Hochzeitsreise. Ich wollte Angela England im Frühling zeigen, aber letztes Jahr haben wir es nicht geschafft, weil wir zu sehr
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