Ungestüm Wie Wind Und Meer
Sie sah in die auf ihr Gesicht gerichteten grauen Augen. Vorsicht lähmte ihre Zunge.
»Musst du was?«
Jacks leises Drängen warnte Kit nachhaltig. Die Verzweiflung kam ihr zu Hilfe. Sie hob das Kinn und tarnte ihre plötzliche Unsicherheit mit Trotz. »In diesem Fall muss ich tun, was ich kann, damit du nicht gefasst wirst.« Nervös rückte sie ihren Schal zurecht. Es war Zeit zum Aufbruch.
Eine eiskalte Ruhe kam über Jack und ließ wenig Raum für Gefühle. Er durchschaute ihre Verwirrung ohne weiteres. »Du willst die Behörden über unsere Aktivitäten in Kenntnis setzen?«
Auf seine Feststellung hob Kit so spontan den Kopf, dass sie die Wahrheit nicht mehr schnell genug aus ihrem Blick verbannen konnte. Der Augenblick dehnte sich aus, ihr Schweigen bestätigte seine Vermutung deutlicher als jedes Geständnis.
Kit erkannte, dass sie in die Falle getappt war, und errötete. Abstreiten war sinnlos, und so entschied sie sich für einen anderen Weg. »Wenn du weiterhin Spione übernimmst lässt du mir kaum eine andere Wahl.«
»Wem willst du das erzählen? Spencer?« Jack kam blitzschnell um den Tisch herum.
Kit überlegte, hob die Schultern und zog unverbindlich die Augenbrauen hoch. »Vielleicht. Vielleicht suche ich aber auch Lord Hendon auf - schließlich fällt es in seinen Verantwortungsbereich.«
Sie drehte sich zu Jack um und erblickte ihn auf ihrer Seite vom Tisch. Er näherte sich ihr verhalten. Ihr Herz klopfte bis zum Halse. Sie erinnerte sich an die Situation auf der Terrasse der Marchmonts, als sie seine Flinkheit unterschätzt hatte. Vorsichtig wich sie zurück
Sie hob den Blick zu Jacks Gesicht In den jetzt so dunklen, grauen Augen ohne eine Spur von Silber erkannte sie seine Absicht »Was soll das?« Gereiztheit sprach aus ihrem Tonfall. Typisch für Jack, sich jetzt auf seine überlegene Körperkraft zu besinnen.
Trotz jahrelanger Erfahrungen konnte Jack sich der Bewunderung für die Bedrohung, die Kit darstellte, nicht erwehren. Zufrieden, dass er vor ihr die Tür erreichen konnte, blieb er ein paar Schritte zwischen Kit und dem Ausgang stehen und begegnete ihrem verärgerten Blick. »Ich fürchte, Süße, du wirst jetzt noch nicht gehen können. Nicht nach dieser netten kleinen Unterhaltung.« Jack konnte nicht verhindern, dass ein Lächeln um seinen Mund huschte, während sein Gehirn seinen vagen Plan ausformulierte. »Du wirst doch verstehen, dass ich dich nicht so ohne weiteres zu Lord Hendon laufen lassen kann.« Gott stehe ihr bei, wenn sie das täte!
Vorsichtig schätzte Kit die Entfernung zwischen sich und ihm ein und kam zu dem Schluss, dass sie ausreichend wäre. Im Gegensatz zu seinen Worten enthielten Jacks Tonfall und Haltung nicht die geringste Drohung. »Und wie willst du mich daran hindern? Wäre es nicht viel einfacher, das Verschiffen von Spionen einzustellen?« Jack schüttelte entschieden den Kopf. »Soweit ich es beurteilen kann«, sagte er, »ist es wohl am besten, wenn ich dich hierbehalte.«
»Ich werde nicht bleiben, und wie du weißt hast du einen sehr gesunden Schlaf«
Jack zog eine Braue hoch, versuchte aber nicht, es abzustreiten. »Du wirst schon bleiben, wenn ich deine Hände ans Kopfbrett des Bettes fessele.« Als Kit die Augen aufriss, fügte er hinzu: »Weißt du noch, wie ich dich das letzte Mal mit gebundenen Händen in meiner Gewalt hatte? Diesmal werde ich dich flach auf dem Rücken mitten in meinem Bett haben.«
Begehren meldete sich hungrig in Kits Bauch. Sie ignorierte es und blinzelte, um die Bäder zu verscheuchen, die seine Worte und seine tiefe Stimme heraufbeschworen. »Wenn ich verschwunden bin, gibt es einen Aufruhr. Sie werden landauf, landab nach mir suchen.«
»Mag sein. Aber lass dir versichern, hier suchen sie dich nicht.«
Seine unerschütterliche Sicherheit traf Kit wie ein Schlag zwischen die Augen. Eine ganze Ansammlung zusammenhangloser Tatsachen fügte sich zu einem Ganzen zusammen. Sie starrte Jack an. »Du bist mit Lord Hendon im Bunde.«
Höchstes Erstaunen über ihre Entdeckung sprach aus ihrem Ton, und Jack horchte auf. Ihre Worte ließen ihn vor freudiger Erwartung innerlich erzittern. Sie war der Wahrheit so dicht auf den Fersen. Würde sie sich auch den Rest zusammenreimen? Und wenn ja, was würde sie davon halten?
Diesmal war er es, der den Moment verpasste, in dem er die Wahrheit hätte ableugnen können. Stattdessen zuckte er die Achseln. »Und wenn es so wäre? Deine Überlegungen zu diesem Thema sind
Weitere Kostenlose Bücher