Ungestüm Wie Wind Und Meer
ihre Hufe wohlweislich im Auge behielt. »Wir haben hier eine Ladung, die nicht unterzubringen ist. Unsere gesamte Kohle steckt darin. Wenn wir sie nicht einbringen, müssen unsere Familien verhungern.«
Kit erkannte ihn. Sie hatte ihn am Nachmittag beim Netze flicken im Dorf gesehen. Resigniert schloss sie die Augen. Ihr Pech, ausgerechnet auf die hilfloseste Schmugglerbande an der gesamten englischen Küste zu stoßen.
Als sie die Augen wieder öffnete, standen die Männer noch immer da und baten stumm um Hilfe. »Wo sind eure Ponys?« fragte sie.
»Haben gedacht, wir brauchten sie nicht für diese Ladung.«
»Aber ... « Kit hatte immer geglaubt Schmuggler hätten Ponys. »Was hattet ihr denn damit vor?«
»Gewöhnlich verstauen wir Zeugs wie dies hier in der Höhle da hinten unter dem Felsvorsprung.« Der große Mann wies mit einer Kopfbewegung nach Süden.
Kit kannte die Höhle. Dort hatte sie oft mit ihrem Cousin gespielt. Doch die Soldaten befanden sich zwischen den Schmugglern und der Höhle. Das Schmuggelgut im Boot zu transportieren, war ausgeschlossen, beim Mondlicht würden sie gesehen werden.
Andererseits könnte ein Boot das ideale Ablenkungsmanöver darstellen.
»Zwei von euch fahren mit dem Boot hinaus. Ihr habt doch Netze darin, oder?« Zu ihrer Erleichterung nickten sie. Ladet die Fracht aus. Legt sie dicht unter die Klippen.«
Sie warf einen Blick zu den Felsen hinüber und dann hinauf zum Mond, der sich gerade wieder hinter einer mächtigen Wolke versteckte. Kit dankte ihrem Schutzengel und nickte. »Jetzt! Nun macht schon!«
Sie arbeiteten zügig. Bald war das Boot entladen. »Ihr zwei!« rief Kit den beiden zu, die sie zum Steuern des Boots ausgewählt hatte. Eine Welle brach sich tosend an den Felsen, und sie musste brüllen. »Ihr seid draußen und fischt, verstanden? Ihr seid hier nur an Land gegangen, um eine Pause einzulegen, weiter nichts. Ihr versteht von nichts was, außer vom Fischen. Fahrt jetzt raus und tut so, als würdet ihr tatsächlich fischen. Los!«
Eine Minute später tauchten die Ruder ins Wasser, und das kleine Boot kämpfte sich durch die Brandung. Kit riss Delia herum und strebte den Felsen zu.
Dort wartete der große Mann auf sie. »Und jetzt?«
»Die Steinbrüche von Snettisham«- Kit sprach ganz leise, »und kein Wort. Sie müssen jetzt dicht über uns sein. Geht in nördliche Richtung und haltet euch im Schatten der Felsen. Sie rechnen wahrscheinlich damit, dass ihr nach Süden geht.«
»Aber wir wohnen südlich von hier.«
In der Dunkelheit konnte Kit nicht erkennen, wer das gesagt hatte. »Was ist euch lieber. zu spät nach Haus zu kommen oder in einer Zelle unterm Zollhaus zu landen?«
Es folgte kein weiterer Widerstand. Keuchend folgten ihr die Männer. Nachdem sie die Stelle, wo Kit die Soldaten gesehen hatte, hinter sich gelassen hatten, fand sie einen Weg den Felsen hinauf. »Ich sehe nach, wo sie jetzt stecken. Wäre doch unsinnig, so schwer beladen in einen Hinterhalt zu laufen.«
Ohne eine Antwort abzuwarten, trieb sie Delia an. Sie folgte, immer in Deckung, dem Verlauf des Felsens zurück bis zu den Soldaten. Im Schutz einiger Eichen wartete sie darauf, dass der Mond wieder herauskam und sie die Lage sondieren konnte. Da hörte sie sie kommen. Sie ärgerten sich lautstark, weil sie viel zu spätfestgestellt hatten, dass weit und breit kein Weg nach unten führte. Der Mond leuchtete auf, und Kit sah sie auf einer Grasfläche direkt vor ihrer Nase.
Vom Rand der Klippe her kam ein Ruf. »Hier ist ein Weg, Sergeant! Was sollen wir tun? Das Boot ist weg, nichts zu sehen unten am Strand.«
Ein stämmiger Mann lenkte sein Pferd zum Abhang und blickte nach unten. »Das ist jetzt nicht mehr wichtig. Wir haben das Boot gesehen. Die Hälfte von euch reitet zum Strand hinunter und dann nach Süden. Die anderen bleiben hier oben. Wir kriegen sie schon, so oder so.«
»Aber im Süden ist Sergeant Osbornes Gebiet, Sergeant.«
Der stämmige Kerl knuffte den Sprecher. »Das weiß ich, Dummkopf Aber Osborne ist raus in Richtung Sheringham, also ist es an uns, diesen Abschnitt zu überwachen. Auf geht's, mal sehen, was wir erwischen.«
Kit sah zu ihrem Entzücken, wie sie sich in zwei Gruppen teilten, die beide in südliche Richtung abzogen. Zufrieden kehrte sie zu der kleinen Gruppe zurück, die, noch immer unten auf dem Strand, stur nach Norden trottete.
»Ihr seid in Sicherheit Sie sind nach Süden geritten.«
Die Männer legten ihre Lasten ab und
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