Ungestüm Wie Wind Und Meer
brach Jack über ihr zusammen. Mit den Lippen liebkoste er Kits Ohrläppchen, bevor er sich leise lachend von ihr erhob und neben ihr aufs Bett sank.
»Kätzchen, wenn du noch ein bisschen wilder wärst, müsste ich dich festbinden.«
Das Mondlicht malte seine Muster auf den Boden in Kits Zimmer, als Jack aus seinem tief befriedigten Schlummer erwachte. Er blieb still liegen und genoss das tiefe Glück des Augenblicks, die Wärme der mit den seinen verschlungenen seidigen Gliedmaßen. Kits Atem war wie der Kuß eines Schmetterlings an seinem Schlüsselbein. Er widerstand der Versuchung, sie fest an sich zu ziehen.
Die Standuhr im Flur schlug elf.
Jack erstickte einen Seufzer und löste sich behutsam aus Kits Umarmung. Er schlüpfte aus dem warmen Bett und hob seinen Schlafrock vom Boden auf. Nachdem er hineingeschlüpft war, hielt er inne und blickte auf sein schlafendes Weib herab. Mit einem Lächeln auf den Lippen wandte er sich zur Tür seines Zimmers.
Im selben Augenblick, als Jacks Tür zufiel, schlug Kit die Augen auf. Sie blinzelte mehrmals in rascher Folge, richtete sich in sitzende Stellung auf und fröstelte, als ein kalter Hauch ihre bloßen Schultern streifte. Da zog sie sich die Bettdecke bis ans Kinn und lauschte.
Das schwere Ticken der Uhr war das einzige Geräusch, das an ihre gespitzten Ohren drang.
Geschwind schlüpfte sie aus dem Bett und ging zum Schrank. Sie mußte sich beeilen, wenn sie ihrem Mann zu seinem Rendezvous folgen wollte.
Siebenundzwanzigstes Kapitel
Das leise Rauschen der Wellen am Strand von Brancaster füllte Jacks Ohren. Er lehnte an einem Felsblock und blickte über den mondbeschienenen Sand hinweg. Im Schatten der Klippe schnaubte Champion, unglücklich darüber, neben Matthews Wallach angebunden zu sein. Der Rest der Bande war noch nicht eingetroffen; die Boote wurden erst in einer Stunde %-wartet. Jack verschränkte die Arme vor der Brust und richtete sich aufs Warten ein. Er dachte an Kit und Lord Belville. Warum sie ihn überhaupt erwähnt hatte, konnte er sich nicht recht erklären. Er kannte den Mann nicht; das einzige an ihrem Bericht was ihn interessierte, war Belvilles Verbindung mit Whitehall. Was den Rest anging - Kit gehörte nun ihm, und damit basta.
Der auffrischende Wind trug einen Schleier salziger Gischt herüber. Jack runzelte die Stirn. Ob Belville zu jenem Netzwerk gehörte, das er, George und zahllose andere behutsame Hände allmählich entwirrten? Möglich war es schon.
Nach Monaten vorsichtiger Arbeit näherten sie sich jetzt ihrem Ziel. Ursprünglich hatte die Mission lediglich darin bestanden, die Routen zu blockieren, auf denen Spione aus Norfolk herausgeschmuggelt wurden. Aber sein Erfolg als Anführer der Hunstanton-Bande und sein darauf folgendes Monopol auf >menschliche Fracht< hatte Whitehalls Ehrgeiz geweckt.
Obwohl die Regierung die Schmuggelwege für Spione von Sussex und Kent aus stillgelegt hatte, war es ihr doch nicht gelungen, wenigstens eine der Hauptquellen zu identifizieren. Was bedeutete, dass immer noch Verräter Informationen aus London weitergaben. Doch die Pläne für Wellingtons Sommer-Manöver waren zu brisant um zu riskieren, dass sie in französische Hände gelangten.
Deshalb waren Jack, George und eine Gruppe weiterer Auserwählter von ihrem militärischen Posten abberufen und aufgefordert worden, von der Armee abzudanken und unter Lord Whitley, dem Sicherheitsbeauftragten des Innenministeriums, Aufgaben im Zivilbereich zu übernehmen.
Als die ersten Spione, die die Hunstanton-Bande übernommen hatte, in London ankamen und sie zu ihren Verbindungsleuten führten, war die Regierung äußerst behutsam vorgegangen. Während eine Gruppe von Offizieren den Londoner Mittelsmann bis zu seiner Quelle verfolgte, die sich wahrscheinlich irgendwo im hohen britischen Militärversteckte, hatte die Regierung beschlossen, die Route, die Jack inzwischen unter Kontrolle hatte, zu ihren eigenen Zwecken zu benutzen. Sir Anthony Blake, alias Antoine Balzac, war der Spion gewesen, den sie in der Nacht als Kit angeschossen wurde, nach Frankreich >geschmuggelt< hatten. Anstelle des echten Plans für Wellingtons bevorstehende Kampagne trug er Informationen mit sich, die ein Konglomerat von erst kürzlich aus dem aktiven Dienst ausgetretenen Offizieren ausgeheckt hatte. Diese Informationen waren so überzeugend gewesen, dass den französischen Empfängern keine Zweifel kamen. Die Regierung wusste bereits, dass man dort den falschen
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