Ungestüm Wie Wind Und Meer

Titel: Ungestüm Wie Wind Und Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens

Vom Netzwerk:

Strände von Blakeney und Cromer angesetzt.« Jacks Tonfall klang gereizt. »In der Gegend arbeitet auch ein kleiner Trupp, aber an großen Teilen der Küste ist der Schwemmsand so trügerisch, dass kein Kapitän mit einem Fünkchen Verstand sein Schiff zu nahe an Land steuern würde. Die paar möglichen Anlegestellen sind leicht zu kontrollieren. Aber ich habe Osborne hingeschickt, um dort den Schmuggel endgültig zu unterbinden. Abgesehen von allem anderen ziehe ich es vor, dass er von unseren Aktivitäten keinen Wind bekommt und uns keinen Strich durch die Rechnung machen kann. Tonkin ist Gott sei Dank dermaßen dämlich, dass er keine Gefahr für uns darstellt. Für diese zweite Bande leider auch nicht.«
    »Also«, überlegte George, »ist Tonkin jetzt verantwortlich für den Küstenstrich zwischen Lynn und Blakeney?«
    Jack nickte.
    »Wer immer diese Männer sind«, sagte Matthew, »sie scheinen sich in der Gegend gut auszukennen. Man hört nichts über Pferdetransporte oder dergleichen, und doch müssen sie ihre Waren ja irgendwie befördern, genau wie wir.«
    »Wer weiß?« wandte Jack ein. »Vielleicht sind sie viel besser organisiert als wir. Wir sind schließlich blutige Anfänger.«
    George schickte Jack einen schrägen Blick zu. »Kein halbwegs denkender Mensch käme je auf die Idee, Captain Jack einen blutigen Anfänger zu nennen - zumindest nicht in dieser Art von Bubenstreichen.«
    Jacks Ernsthaftigkeit machte einem breiten Grinsen Platz. »Du schmeichelst mir, mein Freund. Nun, wie wollen wir dieser geheimnisvollen Bande entgegentreten?«
    »Müssen wir das denn?«
    »Wie sonst, mein weiser Gefährte, sollen wir sie von ihrem gesetzwidrigen Tun abbringen?«
    »Abbringen?«
    Jacks Züge wurden hart. »Entweder tun wir das - oder wir müssen Tonkins Arbeit übernehmen.«
    George zog ein mürrisches Gesicht »Wusste ich doch, dass diese Mission mir nicht zusagen würde.«
    Der Stuhl scharrte über den Boden, als Jack sich erhob. »Es sind Schmuggler, verdammt noch mal.«
    George seufzte und senkte den Blick vor Jacks strengen grauen Augen. »Wir auch, Jack. Wir auch.«
    Doch Jack hörte nicht mehr zu. An Matthew gewandt fragte er. »Was für Ladung nehmen sie gewöhnlich an Bord?«

Sechstes Kapitel
    Eine Woche später beobachtete Kit im Schutz einer Baumgruppe auf dem Kamm der Klippen, wie ihre Bande die Boote an derselben Stelle an Land zog, wo sie sie in jener Nacht gerettet hatte. Diesmal waren keine Soldaten in der Nähe; sie hatte die Klippen in beiden Richtungen abgeritten.
    Trotzdem war sie nervös und rastlos. Seit ihrer Übernahme der Führung hatte die Bande fünf Frachten übernommen, jedes Mal mit Erfolg. Ihre Bande! Zu Anfang hatte die Verantwortung ihr Angst gemacht Aber allmählich war sie nach jedem gelungenen Unternehmen stolz auf das Erreichte. Doch in dieser Nacht handelte es sich um eine besondere Fracht Nolan, ein Mittelsmann, hatte am Vorabend in Lynn mit ihnen Kontakt aufgenommen. Zum ersten Mal hatte sie an Noahs Seite Verhandlungen geführt. Gut so. Sie hatte eingegriffen und den Preis in die Höhe getrieben, denn Nolan saß in der Klemme. Er hatte einen Schoner mit zwanzig Ballen Spitze geboten und hatte niemanden, der die Fracht übernehmen wollte. Sie waren seine letzte Rettung. Kit hatte schon von den Razzien in der Gegend von Sheringham gehört und die Hunstanton-Bande hatte das Schmuggelgut aus irgendeinem Grunde abgelehnt Diesen Grund kannte sie nicht - und das war die Ursache ihrer Nervosität Doch alles lief wie am Schnürchen. Die Nacht war dunkel, der Himmel tiefviolett. Delia-graste friedlich und ließ sich auch vom Ruf einer Eule in den Bäumen hinter ihnen nicht stören. Kit lächelte, als sie beobachtete, wie diszipliniert ihre Männer die Boote entluden. Sie waren nicht dumm, nur einfallslos. Wenn sie ihnen zeigte, wie sie effektiver arbeiten konnten, begriffen sie rasch.
    Plötzlich warf Delia den Kopf hoch, spitzte die Ohren und spannte die Muskeln an. Kit spähte und lauschte angestrengt, um den Grund für die Unruhe der Stute zu erkennen. Nichts. Dann ertönte von weiter links erneut der Ruf einer Eule. Delia wich seitwärts aus. War das etwa gar keine Eule? Sie wartete nicht auf die Bestätigung ihres Verdachts, sondern zerrte Delia herum und lenkte sie den Weg zum Strand hinunter.
    Zwischen den Bäumen auf dem Kamm der Klippen trafen zwei Reiter auf einen dritten.
    »Hab sie gefunden«, flüsterte Matthew, als Jack und George zu ihm stießen. Er deutete