Ungestüm Wie Wind Und Meer
»Da ist Nolan.«
Der Mittelsmann ging zur Bar, bestellte ein Bier und kam dann, nachdem er sich im Schankraum umgesehen hatte, ohne Eile an, ihren Tisch. Er zog sich einen grob gezimmerten Stuhl heran, setzte sich neben Jack und musterte Kit Sie hatte den Blick gehoben und sah Nolan fest an.
Nolans Augen wurden schmal. »Gehört ihr zwei zusammen?« fragte er, an Jack gewandt.
»Wir haben uns zusammengeschlossen. Zu unserem gegenseitigen Vorteil.«
Jack lächelte, und Kit war froh, dass er dieses Lächeln nicht zu ihr sandte. Der Gedanke verursachte ihr einen Schauder, den sie tapfer unterdrückte.
»Was soll das heißen?« Nolan schien keineswegs erfreut zu sein.
»Das heißt, mein Freund, dass Ihr, wenn Ihr ihm Norden Norfolks eine Fracht zu bieten habt ausschließlich mit mir verhandelt« Jacks tiefe Stimme klang entschlossen und völlig emotionslos. In der eingetretenen Stille schien sie eine Drohung zu enthalten.
Nolan starrte ihn an und sah dann zu Kit hinüber. »Stimmt das?«
»Ja.« Mehr sagte Kit nicht.
Mit einem Schnauben wandte Nolan sich wieder Jack zu. »Na, immerhin hab ich es dann nicht länger mit jungen Emporkömmlingen zu tun, die einen bis aufs Hemd ausziehen.« Von einer gut bestückten Kellnerin nahm er seinen Krug entgegen, und so entging ihm der fragende Blick, den Jack Kit zuwarf. Sie beachtete ihn nicht und schaute woandershin, fing dabei jedoch den glühenden Blick der Kellnerin auf und richtete ihre Aufmerksamkeit eiligst wieder auf ihren Bierkrug.
Als Jack und Nolan schließlich in ihre Verhandlungen vertieft waren, sah Kit wieder auf. Die Kellnerin hatte sich an die Theke zurückgezogen, schaute aber immer noch schmachtend zu ihr herüber. Kit fluchte unhörbar.
»Zwanzig Fässer feinsten Brandys und zehn Fässer Port, wenn Ihr das schafft.« Nolan hielt inne, um einen kräftigen Schluck zu hinken. Kit fragte sich, wie er das machte, denn das Zeug schmeckte abscheulich.
»Das schaffen wir. Zu den üblichen Bedingungen?«
»Ja.« Nolan beäugte Jack aufmerksam, als könnte er nicht glauben, dass der nicht versuchte, den Anteil seiner Bande in die Höhe zu treiben. »Wann wollt Ihr die Ladung?«
Nach kurzem Überlegen antwortete Jack: »Morgen. Dann ist Neumond - nicht zu hell, aber genug Licht, um sehen zu können. Zu den üblichen Lieferbedingungen?«
Nolan nickte. »Barzahlung bei Erhalt der Ware. Das Schiff heißt Molly Ann. Morgen nach Einbruch der Dunkelheit liegt es vor Brancaster Head.«
»Gut« Jack schob seinen Krug von sich und stand auf. »Zeit zum Aufbruch.«
Nolan nickte nur und widmete sich wieder seinem Bier.
Kit erhob sich hastig, und Jack schob sie vor sich her. Matthew ging voran, George bildete die Nachhut Ihr Abgang erfolgte blitzschnell. Draußen wartete sie mit Jack und George auf der Straße, während Matthew die Pferde holte. Trotz der Dunkelheit entging Kit nicht der vielsagende Blick, den Jack und George über ihren Kopf hinweg tauschten. Dann saßen sie auf und ritten quer über die Wiesen zum Pächterhäuschen.
Dort setzten sich alle an den Tisch. Jack schenkte Brandy aus und sah Kit mit fragend hochgezogener Augenbraue an. Sie schüttelte den Kopf. Die paar Schlucke Bier hatten ihr gereicht Jack legte mit, knappen, klaren Worten seinen Plan dar, und Kit fragte sich, was er wohl früher gewesen sein mochte. Bestimmt ein Soldat, doch seine befehlsgewohnte Haltung deutete auf eine übergeordnete Stellung hin. Die Vorstellung entlockte ihr ein Grinsen.
»Wie viele Boote können deine Männer auftreiben?«
Jacks Frage ließ sie auffahren. »Mit zwei Mann Besatzung?« fragte sie und erklärte auf Jacks Nicken hin: »Vier. Brauchst du sie alle?« »Vier würden unseren Bestand verdoppeln«, warf George ein.
»Und das Tempo beim Verladen der Fässer auch.« Jack sah Kit an »Wir nehmen alle vier. Sie sollen westlich vom Head an Land gehen - dort ist eine kleine Bucht, die die Männer wahrscheinlich kennen, und die ideal für unsere Zwecke ist« An George und Matthew gewandt besprach er den Einsatz der übrigen Männer. Kit hörte nur mit halbem Ohr zu und hob kurz den Blick, als George ging.
Matthew folgte ihm. »Gute Nacht, Junge.«
Kit erwiderte den Gruß mit einem Nicken und einem hinter ihrem Schal versteckten Lächeln. Kaum hatte sich die Tür hinter Matthew geschlossen, riss sie sich die Tarnung vom Gesicht. »Puh! Hoffentlich werden die künftigen Nächte nicht allzu warm.«
Jack stellte die Brandyflasche zurück auf die Anrichte,
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