Ungezähmt: Die Katze (German Edition)
glaube, wenn Ihr eines
Tages die ganze Wahrheit erfahrt, werdet Ihr das verstehen.“
Was wäre so schlimm an
ihm, dass Stephen es ihm nicht hätte sagen können? Großer Gott… „Cat ist doch
nicht Stephens … Freund?“
Michael schaute ihn
erst völlig verwirrt an, dann wurden seine Augen groß. Schließlich fing er
schallend an zu lachen. Gideon wäre am liebsten im Boden versunken, so peinlich
war es ihm, diese Vermutung überhaupt angedeutet zu haben.
„Nein, garantiert nicht“,
japste Michael mit Tränen in den Augen, während er sich vor Lachen krümmte.
Gideon knurrte nur und
stieß sich dann von der Wand ab. „Ich muss mich abreagieren“, erklärte er
finster, während er auf den Übungsplatz zuhielt.
Hätte er sich
umgedreht, wäre ihm Michaels hintergründiges Grinsen nicht entgangen.
Kathryn ihrerseits
versuchte, Gideon aus dem Weg zu gehen, was nicht weiter schwer war, da auch er
sie mied wie die Pest. Sie hatte begonnen, Vorbereitungen für ihre Abreise zu
treffen. In ihrer Kammer hatte sie die Taschen soweit gepackt, dass sie
jederzeit bereit war.
Sie konnte jetzt in
Ruhe den richtigen Zeitpunkt abwarten, Christopher Bescheid geben und gehen
wann immer sie wollte.
Nur musste sie es nicht
darauf anlegen, entdeckt zu werden und so war sie in den letzten Tagen häufig
ausgeritten. Natürlich hatte sie von den Missstimmungen des Burgherrn gehört.
Also hatte sie versucht, sich unsichtbar zu machen.
Und sie hatte sich in
ihrer Kammer gewaschen. Spät abends sah sie Gideon auf den Stufen der Treppe
zum Meer sitzen und empfand fast Mitleid mit ihm. Die Versuchung, zu ihm zu
gehen, war schier übermächtig, aber sie beherrschte sich eisern.
An diesem Nachmittag
allerdings war sie ihm auf dem Weg zum Stall direkt in die Arme gelaufen.
Keiner der Männer
wollte mehr gegen ihn antreten.
Als sie am Übungsplatz
vorbei lief, kamen ein paar der Männer auf den glorreichen Gedanken, dass sie
ja auch mal gegen den Lord kämpfen sollte.
Unsanft wurde sie auf
den Übungsplatz geschubst.
Nicht, dass sie Angst
vor ihm hatte. Sie war ihm zwar an Kraft unterlegen, aber lange nicht wehrlos.
Aber bisher war sie dem Kampfplatz fern geblieben, denn bei einem Kampf kam man
sich näher, als für ihre Zwecke dienlich war.
Gideon lief bereits der
Schweiß den Rücken hinunter und so wehrte er sich kaum, als die Männer den
Burschen in das Feld schoben, das den Kämpfenden vorbehalten war.
Er deutete eine
Verbeugung an. „Die Wahl der Waffe liegt an Euch, Sir .“
Er grinste flüchtig. Es
würde ihm Spaß machen, den Burschen, der ihn so verwirrt hatte, so richtig zu
vermöbeln. „Wenn ihr Euch traut.“
Sie knirschte mit den
Zähnen, aber Michael drückte ihre Schulter. „Tu es nicht“, flüsterte er ihr zu.
Als Gideon sah, dass
Michael den Burschen zurückhielt, begann er zu lachen. „Seid Ihr so zart, dass
Ihr einen Aufpasser braucht? Sagt, Michael, müsst ihr ihn auch füttern?“,
spottete er.
Die Menge, die sich
rasch um sie gebildet hatte, wieherte. Cat sah Rot.
Während sie auf Gideon
zuging, knurrte sie „Dem werd ich eine Lehre erteilen!“, und Michael ließ sie
erschrocken los. So leicht wütend kannte er sie gar nicht.
Sie schritt erbost auf
den Waffenständer zu, ging an den Schwertern vorbei und nahm zwei schwere
Stecken heraus. Einen warf sie Gideon zu, der ihn automatisch auffing und ihn dann
verdutzt anschaute.
„Einen Stock? Ich
dachte, wir wollen kämpfen! Das ist die Waffe eines Bauern!“, sagte Gideon
gedehnt und grinste träge.
Cat zog sich die Jacke
aus und trug nun über dem hochgeschlossenen Hemd nur noch eine lederne Weste.
Und natürlich den Schal und die Mütze.
Neben ihr stand
Christopher. Er schaute sie besorgt an und sie zwinkerte ihm aufmunternd zu.
„Das ist Euer Ernst?“,
fragte Gideon erstaunt.
„Ist Euch diese Waffe
nicht edel genug?“ Sie ließ eine Pause. „Manchmal muss man nehmen, was man
kriegen kann.“
„Ich gebe zu, ich
dachte nicht an so etwas Einfaches.“
„Na dann wird das ja
ein Kinderspiel für Euch“, höhnte sie.
Ein paar der Männer
kicherten.
Gideon zuckte mit den
Schultern. Er ging in Position und sagte: „Dann lasst uns beginnen.“
Der Kampf war alles
andere als fair.
Bereits nach zehn
Sekunden lag Gideon das erste Mal im Staub. So etwas hatte er noch nie erlebt.
Der Bursche bewegte
sich in einem Tempo, dem er mit den Augen kaum folgen konnte. Und je öfter er
sich in der kommenden halben Stunde vom Boden
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