Ungezaehmte Begierde
richtige Stelle bringen würde. Da sie wussten, dass die Magier eine Art Herrenhaus bewohnten, hatten sie Satellitenbilder von den Bergen heruntergeladen und waren nacheinander alle Anwesen abgefahren. Foxx konnte in Tiergestalt dicht an die Häuser heranlaufen und sich umsehen. Paenther begleitete ihn erst nach Einbruch der Dunkelheit, denn er war nicht in der Lage, sich bis zu der Größe einer Hauskatze zu verkleinern. Wenn sie tatsächlich auf den Hauptsitz der Magier stießen, würde er in Panthergestalt sofort auffallen.
Bisher hatten sie keinen Erfolg gehabt.
Aber Foxx bestand weiterhin darauf, dass sie Vhyper in Blue Ridge finden würden.
Seit vierundzwanzig Stunden hatten sie Anwesen für Anwesen überprüft. Paenther presste die Fäuste auf die Oberschenkel. Seit vierundzwanzig Stunden hatte er nicht aufgehört sich zu fragen, wie die ätherische Schönheit mit den himmelblauen Augen wohl schmeckte. Wie sie roch. Wie es sich anfühlte, wenn er tief in sie eindrang.
Foxx seufzte resigniert, wendete den Wagen und fuhr zu dem Laden zurück.
Wahrscheinlich war sie nicht da. Und selbst wenn doch, dann war sie vermutlich verheiratet oder verlobt oder überhaupt nicht interessiert.
Nein, Letzteres nicht. Da war er sich sicher. Auch sie hatte dieses Verlangen gespürt, genauso wie er.
Wenn sie nicht da war, würde er sie vergessen. Wenn sie aber doch da war und er nicht wieder genauso viel Lust empfand, würde er eben gehen. Und wenn sie da war und er genauso fühlte wie gestern?
Eins nach dem anderen.
Eine halbe Stunde später fuhren sie auf den Parkplatz, wobei sie wie beim letzten Mal eine Staub- und Kieswolke aufwirbelten. Das alte Backsteingebäude wirkte noch baufälliger, als er es in Erinnerung hatte, sofern das überhaupt möglich war. Es war sauber – auf dem Parkplatz lag kein Abfall herum und es standen dort auch keine kaputten Autos –, aber das Gebäude brauchte eindeutig etwas Liebe und Pflege.
Als Foxx den Wagen geparkt hatte, knurrte sein Magen. »Ich habe Hunger.«
»Was gibt es sonst Neues?«
Foxx stieg aus und ging auf den Laden zu, ohne sich noch einmal umzudrehen und Paenther zu fragen, ob er diesmal auch etwas wollte. Das verstand sich von selbst, sonst hätte er ihn wohl kaum aufgefordert zurückzufahren. Zum Glück schien Foxx keine Ahnung zu haben, was sein Freund wirklich im Sinn hatte.
Paenther stieg langsam aus dem Wagen und fühlte sich genauso wacklig wie gestern schon. Man sollte doch meinen, dass ein Mann nach vierhundert Jahren diese peinliche Unsicherheit, die das erste Verliebtsein kennzeichnet, überwunden hätte, doch seine Hände waren feucht und sein Puls raste.
Er konnte es sich wirklich überhaupt nicht leisten, sich von einer Frau ablenken zu lassen. Ihre Schönheit hatte in seinem Kopf zweifellos jede realistische Dimension verloren. Deshalb hatte er eigentlich noch einmal herkommen wollen. Wenn er sie wiedergesehen und festgestellt hatte, dass sie nichts Besonderes war, konnte er sie leichter vergessen und sich auf die wirklich wichtigen Dinge konzentrieren.
Als er den Parkplatz überquerte, zerrte der Wind an den Bäumen, an seinen Haaren und seinem Mantel, und der Lehmgeruch des Waldes mischte sich mit dem Staubgeruch des Parkplatzes.
Verdammt, sie ist bestimmt nicht da.
Aber als er die Eingangstür erreichte, nahm er in den Augenwinkeln eine Bewegung wahr. Er drehte sich um und … erstarrte. In einem formlosen, blassgrünen Kleid, das ihre zarte Schönheit nur noch unterstrich, stand sie an einer Ecke des Hauses. Und beobachtete ihn.
Verdammt, sie war ja noch reizender, als er sie in Erinnerung hatte.
Sie lächelte. Sein Herz begann zu flattern, und ohne überhaupt einen Augenblick darüber nachzudenken, ging er auf sie zu. Als er sich ihr näherte, zog sie sich Schritt für Schritt um die Ecke in den Schutz des Schattens zurück.
Paenther folgte ihr um die Ecke, wo es deutlich kühler war, und blieb zwei Armlängen von ihr entfernt stehen, hin- und hergerissen zwischen ihren faszinierenden, himmelblauen Augen und dem Krieger, der sich in ihm befand und fassungslos war. Was tue ich hier? Vhyper braucht mich .
In den sonnenbeschienenen Bäumen hinter dem Gebäude tollten Eichhörnchen umher. Vhyper war nirgendwo zu sehen. Und er wollte doch nur einen Kuss. Zum ersten Mal seit ewigen Zeiten spürte er unter dem brennenden Trümmerhaufen, den die Magier aus seiner Seele gemacht hatten, so etwas wie Lust. Er wollte einen Kuss. Er brauchte ihn. Und
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