Ungezaehmte Begierde
Tiger verwandelt. Aber wie … wie hast du das in meinem Kopf gemacht? Wird das wieder passieren?«
»Der Tiger in deinem Kopf war nicht wirklich ich.«
Sie verzog das Gesicht zu einer Grimasse. »Dann war es jemand anders?«
»Nein.« Mit der gleichen Geste, die sie gerade eben schon vollführt hatte, raufte er sich die kurzen, sonnengebleichten Haare. »Ich teile meinen Körper mit dem Geist eines Tieres. Dem Geist eines Tigers. Dadurch bin ich in der Lage, mich in einen Tiger zu verwandeln, aber er ist nicht der Tiger. Das bin ich. Ich bin der Tiger, ich bin der Mann, und wenn ich die Kontrolle verliere, bin ich sogar das Wesen, das dich angegriffen hat. Wenn meine Seele allerdings vollständig wäre, hätte ich in einem solchen Ausmaß niemals die Kontrolle verloren. Ich hätte dir nicht wehgetan.«
Tighe strich mit den Fingern über die Narben auf seiner Brust. Ihr fiel auf, dass sie wie der Abdruck von Tierkrallen aussahen. »Ich war vierundzwanzig Jahre alt, als mich der Tiger auserwählte. Und mich gezeichnet hat. Davor war ich kein Mensch, aber auch kein Gestaltwandler. Der Tiger hat seinen Geist mit dem meinen verbunden.
»Kontrolliert er dich?«
»Nein, obwohl er gelegentlich seinen Willen kundtut. Insbesondere, wenn es um Frauen geht.« Tighe runzelte die Stirn. »Er hat eine Schwäche für dich. Als ich in deinen Geist eingedrungen bin, hat er versucht mir zu folgen.«
»Was wollte er dort?«
»Nichts. Er hätte dir nichts tun können. Ich glaube, ganz ehrlich, dass er eigentlich nur … Guten Tag sagen wollte.«
Sie lachte trocken. » Guten Tag? Er hat mich zu Tode erschreckt.«
»Glaub mir, das ist mir klar.«
»Warum hänge ich eigentlich nicht an Schläuchen und liege auf der Intensivstation? Ich muss doch literweise Blut verloren haben.« Sie blickte auf ihre Schulter hinunter, dann zu ihm. »Ich kann die Wunden noch nicht einmal spüren.«
Delaney zog das weite T-Shirt ein Stück zur Seite, sodass sie darunter nachschauen konnte. Alles klar, sie waren noch da. Rote, geschwollene Streifen, an deren Rändern verkrustetes Blut klebte. Aber die Haut schien bereits verheilt zu sein. Als hätte jemand die Wunden behandelt.
»Du hattest zu viel gesehen, also konnten wir dich nicht zu anderen Menschen in ein Krankenhaus bringen. Deshalb hat dich auch eine unserer Heilerinnen versorgt. Bei menschlicher Haut sind ihre Fähigkeiten begrenzt. Du bist noch nicht ganz geheilt, aber sie hat dir sehr geholfen. Den Rest muss jetzt dein Körper erledigen.«
Delaney schüttelte den Kopf. Sie versuchte das alles zu verarbeiten. Sie gab sich auch wirklich Mühe, aber … »Das ist unglaublich.«
»Besser, du gewöhnst dich daran«, sagte er kühl. »Sobald du soweit bist, findet die Paarungszeremonie statt.«
Paarungszeremonie. Ihr Magen verkrampfte sich, als sie sich an seine harten, verletzenden Worte erinnerte. Nein. Ich mache sie nicht zu meiner Frau .
»Nein.« Das war zu viel. Das konnte sie nicht auch noch ertragen.
Er musterte sie mit rätselhaftem Blick. »Entweder du bindest dich an mich oder ich muss dich umbringen.« Seine Miene drückte aus, dass es ihm egal war.
Sie wandte den Blick ab. Das traf sie unerwartet heftig. Was wahrscheinlich gar nicht seine Absicht gewesen war.
Sie bedeutete ihm einfach nur nichts. Weniger als nichts. Wie schrecklich, dass sie das so verletzte.
Delaney schwang die Beine aus dem Bett. »Ich brauche mein Telefon«, erklärte sie knapp. »Ich muss meinen Chef anrufen und ihm sagen, dass ich in Ordnung bin.«
»Nein.«
»Sucht das FBI nicht nach mir? Haben sie nicht gesehen, wie ihr mich entführt habt? Haben sie nicht die Verfolgung aufgenommen?
»Das spielt keine Rolle.«
Sie starrte ihn an, sprang auf und stellte sich direkt vor ihn. »Natürlich spielt das eine Rolle.«
»Sie werden dich aber nicht finden. Für sie bist du tot.«
Delaney starrte ihn an und ihre Kinnlade sackte langsam nach unten. »Ich habe doch eine Aufgabe zu erledigen.«
»Ab jetzt hast du nur zu erledigen, was ich dir sage. Du gehst nicht zurück zum FBI.«
»Wenn du gerade versuchst, ein Arschloch zu sein, dann gelingt es dir ganz hervorragend.« Sie trat dicht vor ihn. »Ich habe gehört, wie du dem Kerl am Telefon erklärt hast, dass ich dich nicht mehr betrügen könnte, wenn das Ritual vollzogen ist. Dann kann ich also jetzt noch zurück.«
»Du bleibst hier.«
Verdammt . »Dann tu ich es nicht.«
»Dir bleibt keine Wahl.«
»Ich habe nicht gewusst, dass du mich
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