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Ungezaehmte Begierde

Ungezaehmte Begierde

Titel: Ungezaehmte Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Palmer
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eingerichtet war. An einer Wand hingen gerahmte Fotografien von Flugzeugen, an den anderen unzählige Messer und Schwerter und dazwischen auch noch Gemälde von Tigern.
    Tiger . Sie bemühte sich, ihre überwältigende Angst zu unterdrücken, denn sie fürchtete die Konsequenzen. Wie oft hatte er das schon gesagt? Hab keine Angst vor mir . Jetzt hatte sie gesehen, was passieren konnte.
    Herrgott . »Wo sind wir?«
    »Im Haus der Krieger.« Mit angespannten Lippen und auf dem Rücken verschränkten Händen drehte sich Tighe langsam zu ihr um. Wie üblich waren seine Augen von einer Sonnenbrille verdeckt.
    Ein kleiner hysterischer Schrei wollte sich aus ihrer Kehle lösen, aber sie schluckte ihn herunter. Entweder war sie verrückt geworden … oder die Welt. Und wenn Letzteres der Fall war?
    Sie erschauerte, straffte jedoch die Schultern. So oder so, sie musste damit fertigwerden.
    Delaney musterte ihn zurückhaltend. »Bist du … habe ich wirklich gesehen … wie du …?«
    »Wie ich mich in einen Tiger verwandelt habe?« Er sprach mit einer Schärfe, als wollte er sie auffordern, sich damit abzufinden. »Ja. Das hast du.«
    Sie setzte sich aufrechter hin und drückte sich gegen das Kopfteil. »Wie machst du das? Dich … einfach so zu verwandeln?«
    »Ich stelle mir vor, die Gestalt zu wandeln, und dann passiert es.«
    Verwandeln. Von einem Mann in einen Tiger. Kälte erfüllte ihren Kopf. Ihre Haut kribbelte, als würden Ameisen darüberlaufen. »Warst du … immer schon so?«
    Tighe blickte finster. »Ich bin nicht das Ergebnis eines wissenschaftlichen Experiments. Ich bin ein Gestaltwandler. Und zwar seit über sechshundert Jahren.«
    Sie sah ihn mit großen Augen an. »Sechshundert?«
    Unmöglich. Unmöglich. Unmöglich.
    »Meine Leute … wir sind keine Menschen, Delaney. Wir sind unsterblich. Wir haben schon immer auf dieser Erde gelebt, aber wir geben uns den Menschen nicht zu erkennen. Das ist unsere Überlebensstrategie.«
    Gestaltwandler. Unsterblich. Die Worte schwirrten durch ihren Kopf. Das konnte nicht wahr sein. Männer verwandelten sich nicht in Tiger. Sie lebten nicht für immer. Nein .
    Kein Wunder, dass er nicht gestorben war, als man auf ihn geschossen hatte.
    Plötzlich wurde ihr klar, dass sie ein völlig falsches Bild von ihm hatte. Dass alles, was er ihr erzählt hatte, gelogen war. Ihr Herz hatte sich ihm geöffnet, und jetzt spürte sie einen Stich darin. Einen wachsenden Schmerz.
    Glaube ich irgendetwas davon?
    O Gott, ich muss hier weg.
    Verzweifelt vergrub Delaney die Finger in ihren Haaren und strich sie sich aus dem Gesicht. Ihr Herz raste, ihre Gedanken wirbelten durcheinander.
    » Isst du Menschen?«
    Er kniff den Mund zusammen. »Nein. Wenn es nicht unbedingt nötig ist, bringen wir niemanden um.«
    »Dein Bruder schon.«
    »Er ist nicht mein Bruder. Er ist ein Klon, eine widernatürliche Schöpfung, die nicht aus Fleisch und Blut besteht. Man hat ihn vor ein paar Wochen aus der Hälfte meiner Seele geschaffen; deshalb habe ich derzeit solche Schwierigkeiten, die Kontrolle zu behalten. Meine Seele löst sich auf. Wenn ich ihn nicht bald vernichte, werde ich sterben.«
    Sie nahm ihren Kopf in die Hände und schloss die Augen. Ihr Verstand weigerte sich, diese vielen Neuigkeiten zu verarbeiten. Sechshundert Jahre?
    Wie konnte er annehmen, dass sie ihm das glaubte? Aber wie anders sollte sie sich ihre Beobachtungen erklären?
    Jetzt war ihr klar, warum er den Mistkerl unbedingt fassen wollte. Den Klon . Nach über sechshundert Jahren war sein Leben ernsthaft in Gefahr.
    Wenn sie ihm glaubte.
    Hatte sie denn eine andere Wahl?
    Ihr kam ein Gedanke, der nicht der Ironie entbehrte. Der Serienmörder, den sie verfolgte und den die Presse halb scherzhaft den D.C.-Vampir getauft hatte, war also tatsächlich kein Mensch.
    Was passierte wohl, wenn das FBI das herausfand? Dass Nichtmenschen tatsächlich existierten?
    Und wenn die gesamte Bevölkerung davon erfuhr? Ein vollkommenes Chaos wäre die Folge.
    Sie holte tief Luft, öffnete die Augen und begegnete Tighes Blick.
    Sie war nicht der Typ, der den Kopf in den Sand steckte. Sie war da ohne jeden Zweifel in etwas hineingeraten, das ihre bisherigen Erfahrungen bei Weitem überstieg. Sie hatte nur die Möglichkeit herauszufinden, was vor sich ging. Soweit es ihr gelang.
    Und dann irgendwie damit umzugehen.
    Sie schüttelte sich. Leichter gesagt als getan.
    Delaney schluckte. »Ich verstehe vielleicht noch irgendwie, dass man sich in einen

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