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Ungezaehmte Leidenschaft

Ungezaehmte Leidenschaft

Titel: Ungezaehmte Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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dies bedingt, dass gelegentlich ein psychischer Attentäter engagiert werden muss, dann soll es eben so sein.«
    Caleb folgte ihm. »Seit Venetia dir letzten Monat deinen Erstgeborenen schenkte, bist du förmlich besessen davon, die Society und zukünftige Talente-Generationen zu schützen.«
    Gabe öffnete die Tür und trat hinaus in die nebelverhangene dunkle Nacht. »Es ist erstaunlich, wie Vaterschaft neue Prioritäten setzt.«

6
    Erfüllt von einer freudigen Vorahnung, die er den ganzen Morgen schon gespürt hatte, stieg Owen die Stufen des bescheidenen Stadthauses in der Garnet Lane hinauf. Die Aussicht, Virginia wiederzusehen, belebte ihn auf eine Weise, die Beunruhigung oder zumindest milde Besorgnis hätte wecken sollen. Es war immer ein Fehler, starken Gefühlen freien Lauf zu lassen, wenn man sich auf der Jagd befand. Die Sweetwaters waren berüchtigt für ihre Leidenschaften. Eine Nebenwirkung ihrer Talente, hieß es. Sich aber während einer Jagd starken Leidenschaften hinzugeben verstieß gegen sämtliche Familiengesetze.
    Virginia Dean bewies, dass sie die Ausnahme aller Regeln war, die er sein Leben lang befolgt hatte.
    Die Tür am oberen Ende der Treppe öffnete sich, kurz nachdem er den Türklopfer betätigt hatte. Vor ihm stand Mrs. Crofton, Virginias Haushälterin, eine hochgewachsene Frau Ende dreißig in einem grauen Hauskleid mit weißer gestärkter Schürze. Ein exakt gebügeltes weißes Häubchen bedeckte ihr festgestecktes Haar fast zur Gänze. In ihren blauen Augen lag eine Mischung aus Neugier und verstecktem Abschätzen. Von ihrer ersten Begegnung her wusste er, dass sie es nicht gewohnt war, einen Mann auf der Eingangstreppe ihrer Dienstgeberin anzutreffen. Das Wissen, dass Virginia nicht viele männliche Besucher hatte, freute ihn mehr, als er sich eingestehen wollte.
    »Sie sind also wieder da, Mr. Sweetwater«, empfing ihn Mrs. Crofton.
    Ihre kühle, professionelle Sprechweise verriet, dass sie schon in weit exklusiveren Haushalten gearbeitet hatte. Er fragte sich, wie es gekommen war, dass sie nun für jemanden tätig war, der außer Haus arbeiten und seinen Unterhalt verdienen musste. Haushälterinnen hielten wie alle anderen Dienstboten viel auf ihren sozialen Status, und dieser hing von der gesellschaftlichen Stellung ihres Arbeitsgebers ab.
    »Ich werde erwartet, denke ich.« Er gab ihr seine Karte.
    »Ja, Sir. Miss Dean sagte, dass Sie heute kommen würden, Sir. Sie wird Sie empfangen.« Mrs. Crofton trat zurück, nahm seinen Hut und seine Handschuhe entgegen und schloss die Tür. »Ich bringe Sie ins Arbeitszimmer.«
    Owen brauchte einen Moment, um wahrzunehmen, dass es keinen Spiegel an der Wand über der Konsole wie in anderen Häusern gab, um die Illusion von Licht und Geräumigkeit zu vermitteln.
    Er folgte Mrs. Crofton einen schmalen Korridor entlang in ein behagliches Arbeitszimmer, dessen Wände Bücherregale säumten. In diesem Raum gab es einen Spiegel. Er sah neu aus. Virginia saß hinter einem kompakten Rollschreibtisch. Mit der Feder in der Hand blickte sie auf. Einen Herzschlag lang sah er sie nur an, fasziniert von der Art, wie das Morgenlicht, das durch die Fenster fiel, ihr rotgoldenes Haar leuchten ließ.
    »Mr. Sweetwater möchte Sie sprechen, Ma’am«, kündigte Mrs. Crofton an.
    »Danke, Mrs. Crofton«, sagte Virginia und legte die Feder hin. »Bitte, nehmen Sie Platz, Mr. Sweetwater.«
    Mrs. Crofton zögerte. »Wünschen Sie Tee, Ma’am?«
    Plötzlich wirkte Virginia unsicher. Da er sich diese gewichtige Frage heute selbst schon gestellt hatte, lächelte Owen insgeheim. Tee anzubieten war die stillschweigende Aufforderung, länger zu bleiben, als es nötig gewesen wäre. Virginias Entscheidung würde ihm einen Hinweis darauf gegeben, wie sie ihre Beziehung einstufte.
    »Ja bitte«, sagte Virginia plötzlich entschlossen. »Danke, Mrs. Crofton.«
    Er hatte seine Antwort. Virginia war ihm gegenüber noch wachsam, hatte sich aber mit der Tatsache abgefunden, dass sie ihn nicht mehr meiden konnte. Der Tee bedeutete noch nicht bedingungslose Zusammenarbeit, war aber ein stilles Zur-Kenntnis-Nehmen, dass sie durch die Ereignisse der Nacht, wenn auch nur vorübergehend, aneinander gebunden waren.
    Mrs. Crofton schloss die Tür. Owen setzte sich dem Schreibtisch gegenüber.
    »Ich muss gestehen, dass ich neugierig bin, wie Sie Ihrer Haushälterin Ihre späte Heimkehr erklärten«, sagte er.
    »Ich sagte einfach, dass ich im Haus des Klienten länger aufgehalten

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