Ungezaehmte Leidenschaft
glaube, sie ging wortlos aus dem Raum, aber sicher weiß ich es nicht. Danach herrscht bei mir Leere, bis ich in dem verspiegelten Raum erwachte.«
»Sie wurden betäubt.«
»Das ist die einzige Erklärung«, pflichtete Virginia ihm bei. »Aber von wem? Von Lady Hollister? Warum hätte sie das tun sollen?«
»Sie haben Ihr eine Wahrheit präsentiert, die sie nicht hören wollte. Sie sagten ja selbst, dass sie geistig umnachtet war.«
»Wir wissen, dass Hollister bei Becky Chloroform anwendete. Das Zeug könnte also auch bei mir zur Anwendung gekommen sein, aber sicher könnte ich mich in diesem Fall an den Geruch oder an einen Kampf erinnern.«
»Ich halte es für wahrscheinlicher, dass das Mittel im Tee war, was eine Erklärung dafür wäre, dass Sie es nicht gerochen haben.«
»Dann hätte Lady Hollister allerdings die Absicht gehabt, mich zu betäuben, ehe sie erfuhr, was ich im Spiegel sehen würde«, sagte Virginia. »Aber noch einmal … Warum?«
»Die Antworten haben wir noch nicht, wir werden sie aber bekommen.«
Virginia drehte sich wieder zu Owen um. » Wir , Mr. Sweetwater?«
»Ich kann diese Jagd …«, er räusperte sich, »… ich meine diese Ermittlung, ohne Ihre Hilfe nicht durchführen.«
Sie ging an ihren Schreibtisch und setzte sich. »Ihnen scheint viel daran zu liegen, mir zu helfen, Mr. Sweetwater. Vermutlich glauben Sie, ich wäre der Schlüssel zur Lösung des Falles, den Sie für Ihren Klienten bearbeiten.«
»Miss Dean, Sie sind eine sehr argwöhnische Person. Ist es nicht möglich, dass mein Klient Sie und andere mögliche Opfer des Mörders der Spiegel-Deuterinnen schützen möchte?«
»Es ist höchst unwahrscheinlich, dass Arcane daran interessiert ist, praktizierende Talente wie mich zu schützen.«
»Nun, zufällig bin ich es, der Ihre Hilfe erbittet und nicht J&J. Sie haben es mit mir und nicht mit Arcane zu tun.«
»Gibt es da einen Unterschied? Nehmen Sie es mir nicht übel, Sir, aber sicher verstehen Sie, dass ich über Sie noch weniger weiß als über J&J.«
Er lächelte. »Ist diese Affäre erst abgeschlossen, werden wir einander sehr gut kennen, Miss Dean. Bis dahin gebe ich Ihnen mein Wort, dass ich Ihr berufliches Fortkommen nicht behindern werde und auch nicht zulasse, dass J&J es tut.«
»Hm.«
»Sie glauben mir nicht?«
»Ich weiß nicht, was ich glauben soll«, sagte sie. »Da wäre die Sache Ihres Rufes. Erst letzte Woche entlarvten Sie ein Medium in der Presse.«
»Ich gebe zu, dass ich ein, zwei Medien bloßstellte, um mich als legitimer Ermittler zu etablieren«, sagte er. »Nicht die klügste Vorgehensweise, wie ich jetzt einsehe, da Sie mir nun nicht trauen. Falls es eine Rolle spielt, kann ich Ihnen versichern, dass ich diese zwei Medien wählte, weil Talente, die mit Toten zu sprechen behaupten, für mich das größere Ärgernis darstellen als Gedankenleser oder angeblich Schwerelose.«
»Warum ist das so?«
»Die frei Schwebenden und die Gedankenleser sind größtenteils nur harmlose Unterhaltungskünstler, die sich simpler Zaubertricks bedienen. Die Medien aber begehen einen grausamen Betrug.«
Virginia trommelte mit den Fingern auf der Schreibtischplatte. »Da muss ich Ihnen beipflichten. Das gibt Ihnen aber nicht das Recht, sich in geschäftliche Belange anderer einzumischen, die auf ehrliche Art ihr Geld verdienen. Nun ja, meist ehrlich.«
»Glauben Sie mir, das Entlarven windiger Betrüger ist in dieser Affäre nicht mein Ziel. Um mir Deckung zu verschaffen und in Ihre Welt einzudringen, habe ich mich als Ermittler getarnt, der psychische Phänomene untersucht.«
»Ich verstehe.«
»Ihre mit dem Leybrook Institute verbundenen Kollegen mögen mir nicht trauen, sie sind jetzt aber überzeugt, dass ich Ermittler bin.«
»Es ist fast ausgeschlossen, die Existenz psychischer Talente nachzuweisen. Ich bezweifle, ob ich einen Ihrer Partner überzeugen konnte, die der Deutung bei den Pomeroys beiwohnten.«
»Das waren nicht meine Partner. Und mir ist klar, dass Sie das Gefühl haben, mit dieser Sitzung für Lady Pomeroy und die Arcane-Ermittler hereingelegt worden zu sein.«
Sie kniff die Augen zusammen. »Haben Sie dieses Arrangement getroffen?«
»Nein, Miss Dean. Ob Sie es glauben oder nicht, ich hatte eine anständige Vorstellung geplant. Ich bat Lady Pomeroy, eine Deutung zu veranstalten, damit ich Sie kennenlernen konnte. Ich wusste, dass sie viele Fragen den Tod ihres Mannes betreffend hatte. Ich schwöre, dass ich nicht wusste,
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