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Ungezaehmte Nacht

Ungezaehmte Nacht

Titel: Ungezaehmte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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sehen.« Sarina rang erregt die Hände. »Ich werde den Priester holen. Ihr müsst ihn bitten, die Trauung auf der Stelle vorzunehmen.«
    »Ich werde mit dem Priester reden, Sarina«, beruhigte Nicolai sie, während sein Blick über Isabellas Gesicht glitt. »Und mach Isabella keine Vorwürfe! Die Schuld liegt ganz allein bei mir. Ich kam herein, als sie schon schlief und nichts davon bemerkte.« Ein Befehl lag in seiner Stimme. Er war nur sanft und leise, aber nichtsdestoweniger ein Befehl. Er schaute flüchtig zu Sarina hinüber und sah dann wieder Isabella an. »Ich würde sehr gern mit dir Tee trinken, bellezza .« Sie als ›Schönheit‹ zu bezeichnen genügte nicht einmal annähernd als Erklärung dafür, wie sehr sie ihm den Atem raubte. Er nahm ihre Hand und ließ seine Finger in einer gemächlichen Inspektion ihrer Haut über ihre gleiten, bevor er die Handinnenfläche an die Lippen hob und küsste.
    Isabella konnte ihn nur fasziniert anstarren, diesen Mann, der im Austausch gegen die Rettung ihres Bruders ihre Hand gefordert hatte, ihr dann aber mit seinem unbändigen Stolz und seiner unglaublichen Zärtlichkeit das Herz gestohlen hatte. Er raubte ihr buchstäblich den Atem. Seine Augen enthielten tausend Geheimnisse, dunkle Schatten und turbulente Emotionen. Wenn er sie so ansah, versetzte es ihr jedes Mal einen Stich ins Herz.
    Don DeMarco durchquerte mit fließenden und kraftvollen Bewegungen den Raum. Beide Frauen sahen zu, wie er durch die Geheimtür und in dem verborgenen Gang verschwand.
    »Ich habe ihn gesehen«, sagte Sarina laut und überaus erstaunt. »Ihr habt ihn nicht berührt, und trotzdem habe ich ihn gesehen. Als Mann, meine ich.«
    »Er ist ein Mann«, entgegnete Isabella ruhig, während sie ihren Morgenmantel überzog. Ihr Körper war wund und schmerzte überall, doch sie ignorierte ihre protestierenden Muskeln, als sie zu dem kleinen Waschraum ging, um sich für den Tag zurechtzumachen. Je weniger sie Sarinas Aufmerksamkeit auf die Abenteuer der vergangenen Nacht lenkte, desto besser würde es für beide sein.
    »Ihr könnt ja auch nicht wissen, was das nach all den Jahren bedeutet«, flüsterte die Wirtschafterin. Abrupt, als könnten ihre Beine sie nicht mehr tragen, ließ Sarina sich auf den Bettrand fallen und schlug die Hände vors Gesicht. Ihre knochigen Schultern zitterten, als sie hemmungslos und haltlos weinte.
    Isabella, die es hörte, lief zu der Wirtschafterin und nahm sie in die Arme. »Was hast du, Sarina? Erzähl es mir! Ist es Bettos wegen? Geht es ihm wieder schlechter? Wir können einen Heilkundigen für ihn suchen. Ich habe gehört, dass es viele geben soll, die sich sehr gut mit Kräutern auskennen.«
    Sarina schüttelte den Kopf. »Es ist wegen Don DeMarco. Ich habe ihn als kleinen Jungen in meiner Obhut gehabt. Er war so hübsch mit seinem wilden Haar und den lachenden Augen. Ich liebte ihn wie einen eigenen Sohn.« Sie wischte sich die Tränen ab, die über ihre Wangen liefen. »Als er an jenem Tag, jenem grauenhaften Tag, aus dem Innenhof kam, von oben bis unten mit Blut bedeckt, sein armes Gesicht zerfetzt …« Wieder schlug sie die Hände vor die Augen und schluchzte heftig. Es dauerte ein paar Minuten, bis sie sich genug gefasst hatte, um den Kopf zu heben und Isabella anzusehen. »Sein Vater liebte ihn, wisst Ihr. Er liebte ihn über alles. Ich weiß, dass er Nicolai das Leid und die Scham dessen ersparen wollte, was seinem Sohn seiner Meinung nach auch widerfahren würde. Er versuchte, Nicolai zu töten, doch nicht aus Hass, sondern aus Liebe. Liebe kann etwas Furchtbares sein.« Sie warf Isabella einen kurzen Blick zu. »Von jenem Tag an bis heute habe ich Nicolai nie wieder als Mann gesehen, oder jedenfalls nicht, wenn er irgendwo allein dastand.«
    »Sarina.« Isabella holte tief Luft, ließ sie langsam wieder entweichen und zwang sich, die nächste Frage zu stellen, obwohl sie die Antwort fürchtete. »Sein Vater glaubte, dass auch Nicolai eines Tages seine Frau umbringen würde. Er war so überzeugt davon, dass er bereit war, seinen eigenen Sohn zu töten, damit das nicht geschehen konnte. Ich weiß, dass Nicolai befürchtet, dass es möglich ist. Du kennst Nicolai, Sarina, du kennst sein Herz, und du liebst ihn wie einen Sohn. Was glaubst du?« Jeder Muskel in ihrem Körper verkrampfte sich, als sie auf Sarinas Antwort wartete.
    Die Wirtschafterin seufzte leise und ließ resigniert die Schultern hängen. Sie war so schmal und so abgekämpft, dass ihr

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