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Ungezaehmte Nacht

Ungezaehmte Nacht

Titel: Ungezaehmte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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DeMarco erwartete sie dort schon; er ging unruhig hin und her. Isabella blieb in der Tür stehen, um seinen Anblick in sich aufzunehmen. Er war groß und stark, mit breiten Schultern und aufrechter Haltung. An diesem Morgen hatte er sogar einen Anschein von Ordnung in sein langes Haar gebracht, indem er es zurückgekämmt und im Nacken zu einem Zopf zusammengenommen hatte. Er sah nicht wie ein Mörder aus. Im Gegenteil. Nicolai war ein umwerfend attraktiver Mann, ein Mann, der dazu geboren war zu herrschen. Sie sah, wie sein Kopf in die Höhe fuhr, als witterte er sie in der Luft. Dann drehte er sich langsam um, und sein Blick glitt über ihr Gesicht und ihren Körper. Verlangen flammte in den Tiefen seiner Augen auf, ein unverhohlenes, intensives, hungriges Verlangen, das ganz allein ihr galt.
    Es erschütterte sie, wie er sie ansah. Als wäre sie die einzige Frau der Welt. Als wäre sein Leben ohne sie bedeutungslos und leer.
    Über den glänzenden Marmorboden kam er auf sie zu und griff nach ihrer Hand. »Deine Schönheit raubt mir den Atem, Isabella.«
    Ein Lächeln umspielte ihre vollen Lippen. »Und du machst mich glücklich, weil du mir das Gefühl gibst, schön zu sein.«
    Er führte sie zu einem kleinen Tisch statt zu der langen, mit exquisitem Porzellan und Silber gedeckten Tafel. »Ich will in Ruhe mit dir sprechen können und nicht von einem Ende des Tischs zum anderen hinüberschreien müssen. Die Dienstboten werden die Stirn darüber runzeln, aber sollten sie uns zu sehr ärgern, werde ich sie einfach anknurren und die Zähne fletschen«, scherzte er.
    Humor war das Letzte, was sie erwartet hatte. Ein kleines Lachen entfuhr ihr, doch seine scherzhafte Bemerkung hatte nicht das Misstrauen aus ihrem Blick vertrieben. »Ich hatte schon ganz vergessen, was für eine nützliche Begabung du doch hast.« Fest entschlossen, ihn wie ihren Verlobten zu behandeln, beugte sie sich vor und senkte ihre Stimme. »Hast du es schon einmal getan, um zu sehen, wie sie reagieren würden?«
    Er grinste und schenkte ihr ein schnelles, jungenhaftes Lächeln, das die Schatten aus seinen Augen weichen ließ. »Als Junge konnte ich nicht immer widerstehen. Der arme Betto – wenn er abends versuchte, mich dazu zu bringen, hereinzukommen und zu Bett zu gehen, verbarg ich mich gewöhnlich in den Schatten und knurrte ihn leise an.« Nicolai schüttelte den Kopf über seine Jugendstreiche und schob einen Stuhl für sie bereit.
    Isabella antwortete mit einem leisen, ansteckenden Lachen, das sofort den Weg zu seinem Herzen fand. Ihre Augen strahlten ihn wieder an, nahmen ihn an, wie er war, wagten, ihn zu necken und mit ihm über seine jugendlichen Eskapaden und die Fähigkeiten zu lachen, die ihn von allen anderen unterschieden. Er konnte sich nicht erinnern, dass sein Vater je mit ihm über die »Gabe« gesprochen hatte. Und schon gar nicht, dass er selbst je auf die Idee gekommen wäre, Späße darüber zu machen.
    Brigita kam mit gesenktem Blick und hängenden Schultern herein, als schritte sie geradewegs in ihr Verhängnis. Sie schlurfte durch den großen Raum und servierte die Platten mit dem Frühstück, wobei sie sorgfältig darauf achtete, den Don nicht zu berühren.
    »Guten Morgen, Brigita«, sagte Isabella fröhlich und entschlossen, die Mahlzeit durchzustehen. »Wie geht es dir heute?«
    Brigita knickste und ließ fast einen Teller dabei fallen. »Gut, grazie , Signorina Vernaducci.« Unwillkürlich und bevor sie es verhindern konnte, glitt ihr Blick zu dem Don, und ihre Augen weiteten sich vor Überraschung. Sie starrte ihn selbst dann noch an, als sie rückwärts den Speisesaal verließ.
    Isabella lachte wieder laut auf. »Ich glaube, du bist zu gut aussehend, Nicolai. Du verschlägst deinen Leuten schier die Sprache.«
    »Und warum kann ich diese Wirkung dann nicht auch bei dir erzielen?«
    Sie betrachtete ihn unter halb gesenkten Wimpern. »Du hast diese Wirkung auf mich«, gestand sie und senkte den Blick ganz, als sie spürte, wie ihre Wangen sich erhitzten. Möge die Madonna ihr beistehen, aber er hatte tatsächlich diese Wirkung auf sie! Hauptmann Bartolmeis zerfetztes Jackett und ihr eigenes, ebenso wütend zerrissenes Kleid verloren an Bedeutung, wenn Nicolai sie so anlächelte. Isabella rieb sich die plötzlich pochenden Schläfen. War sie so willensschwach, dass das Lächeln eines Mannes sie ihrer Vernunft und Intelligenz berauben konnte?
    »Was hast du, piccola? «, fragte er leise und nahm ihre Hand. Sein

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