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Ungezaehmte Nacht

Ungezaehmte Nacht

Titel: Ungezaehmte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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ungezähmt und machtvoll aus, dass er ihr schier den Atem raubte.
    Sein Gesicht war überschattet, verfinstert von seinen gefährlichen Gedanken und dem Aufruhr, der in ihm tobte, als er lautlos wie ein Löwe zum Wasserrand und ihrem ruinierten Kleid ging. Er warf Isabella einen kurzen Blick zu, hockte sich dann neben dem Kleid hin, hob es mit zwei Fingern an und betrachtete stirnrunzelnd die schwarzen Flecken und Brandlöcher. Dann straffte er sich mit einer schnellen, fließenden Bewegung, die von natürlicher Anmut war. Von animalischer Anmut, schoss es Isabella durch den Kopf. Er schluckte sichtlich, als er das verkohlte Kleid wieder auf den Boden fallen ließ und seine glitzernden Augen auf Isabellas Gesicht richtete.
    »Komm her zu mir!«
    Sie blinzelte verwirrt, weil dies das Letzte war, was sie zu hören erwartet hatte. Trotz der Hitze des Wassers lief es ihr kalt über den Rücken. Ihr Herz schlug schneller, und trotz allem, was geschehen war, seit sie in das Tal gekommen war, erfasste sie Verlangen. Sinnliches Verlangen, das aus ihrem tiefsten Innern aufstieg und so intensiv war, dass es sie zum Zittern brachte. Aber sie verschränkte die Arme vor der Brust und blickte zu DeMarco auf. »Ich bin unbekleidet, Nicolai.« Sie hatte trotzig klingen wollen, beschwichtigend oder wie auch immer, nur nicht so, wie sie sich wirklich anhörte – träge und mit einer Heiserkeit in der Stimme, die ihren Worten einen verführerischen Beiklang gab.
    Ein Muskel zuckte an Nicolais Kinn, und sein Blick schien sogar noch glutvoller zu werden. »Das war keine Bitte, Isabella. Ich will, nein, muss jeden Zentimeter von dir sehen. Also komm jetzt her zu mir!«
    Prüfend schaute sie ihm ins Gesicht. Sie war es leid, unendlich leid, Angst zu haben und mit unbekannten Situationen klarkommen zu müssen. »Und wenn ich nicht gehorche?«, fragte sie leise, wobei es ihr diesmal vollkommen egal war, was er denken mochte oder dass er der mächtigste Don im Land war und bald ihr Ehemann sein würde. »Geh und lass mich in Ruhe, Nicolai! Ich kann das jetzt nicht.« Ihre Augen brannten, doch sie wollte und würde nicht schon wieder weinen.
    »Isabella«, raunte er. Das war alles. Nur ihren Namen sagte er, aber es klang fast wie ein Aufschrei, gequält, hungrig und rau vor Verlangen und vor Angst um sie.
    Sie konnte spüren, wie ihr Herz und Körper sich zusammenzogen und alles Weibliche in ihr sich nach ihm sehnte. »Tu mir das nicht an, Nicolai!«, flüsterte sie. Es war eine Bitte um Vernunft, um Gnade. »Ich will nach Hause.« Nur hatte sie kein Zuhause mehr, kein Dach über dem Kopf und keine Ländereien. Ihr Leben, wie sie es gekannt hatte, war verloren. Ihr war nichts geblieben als eine alles verzehrende Liebe, die sie irgendwann vernichten würde.
    Sein feuriger, besitzergreifender Blick glitt über sie, die gnadenlosen Augen eines Raubtieres. Dann wurde die harte Linie seines Mundes weicher, und sein Ausdruck wechselte zu einem der Besorgnis und des Trostes. »Du bist zu Hause, cara mia .«
    Die Berührung ihres Blickes war fast ebenso machtvoll, wie es die ihrer Hände wäre. Falls überhaupt möglich, steigerte sich seine Erregung sogar noch. »Hast du Angst, zu mir zu kommen?«, fragte er sanft und mit einem Anflug von Verwundbarkeit in der Stimme. Wen kümmerte, was sich gehörte oder nicht, wenn solch tiefer Kummer in ihren schönen Augen lag? Wenn sie sich fast nicht mehr aufrecht halten konnte vor Müdigkeit und sie so verführerisch aussah, dass sein Körper in Flammen aufzugehen drohte?
    Es war diese leichte Unsicherheit, dieser Hauch von Verwundbarkeit in seiner Stimme, der für Isabella alles änderte. Nicolai war groß und ungeheuer stark, verfügte über nahezu grenzenlose Macht und hatte dennoch Angst, sie könnte ihn seines furchtbaren Erbes wegen nicht wollen. Und welche vernünftige Frau würde das auch tun? Doch sie verführte er schon allein mit seiner Stimme. Mit seinen leidenschaftlichen Augen. Mit der dunklen Intensität seiner Emotionen, mit seiner Einsamkeit und seiner unglaublichen Tapferkeit angesichts seiner schweren Bürden und Verpflichtungen. Wer würde ihn lieben, wenn nicht sie? Wer würde den Schmerz in den Tiefen seiner Augen lindern, wenn nicht sie? Isabella ließ ihren Blick mit voller Absicht über seinen Körper gleiten und ihn für einen Moment auf der unübersehbaren Wölbung unter Nicolais Hose verweilen. Wer würde das Leiden eines Mannes lindern, wenn keine andere Frau den Mut aufbrachte,

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