Ungezaehmte Nacht
Geschäftigkeit, als hätte jeder seine Aufgabe und beeilte sich, sie zu erledigen. Isabella hob ihre Röcke ein wenig an, als sie an dem großen Kamin vorbeigingen, um die Säume nicht mit Asche zu beschmutzen.
Sie beugte sich gerade ein wenig zu Sarina vor, um den Rest der geflüsterten Geschichte zu hören, als eine regelrechte Wand aus Flammen aus dem Kamin hervorschoss, um sie zu verschlingen. Ein Krachen wie von einem Donnerschlag ertönte, ein Getöse, das voller Hass und Feindseligkeit war. Brennende Hitze hüllte Isabella ein und versengte ihr die Haut, und ein grelles weißes Licht explodierte vor ihren Augen und raubte ihr die Sicht. Flammen erfassten den Saum ihres Kleides und fraßen sich gierig an dem Stoff empor.
Zum Glück wurde sie sofort von beiden Seiten mit Wasser überschüttet, das die Flammen schnell genug erstickte, um zu verhindern, dass das Feuer ihr die Haut verbrannte. Durchnässt und schockiert stand Isabella da, ihr Kleid verkohlt, mit großen Löchern darin und völlig ruiniert. Der Geruch des verbrannten Stoffes war so penetrant, dass ihr fast übel davon wurde. Sie konnte sich weder bewegen noch sprechen und war für einen Moment lang so erstaunt, dass sie das Geschrei um sich herum kaum hörte.
»Habt Ihr Euch verbrannt?« Sarina umfasste Isabellas Schultern und schüttelte sie sanft. »Setzt Euch, bambina , bevor Ihr umfallt!«, riet die Wirtschafterin besorgt und begann, sie gleich in der Küche und vor den gaffenden Dienstboten zu untersuchen.
Die Köchin gab einem gichtgekrümmten alten Mann eins hinter die Ohren und schrie ihn mit heiserer Stimme an. Dabei verzerrte sich ihr Gesicht vor Furcht, bis sie geradezu dämonisch wirkte. Der Mann zitterte am ganzen Leib, und seine Knie schienen unter ihm nachzugeben. Isabella zwang sich, das lästige Summen aus ihrem Bewusstsein zu verdrängen und sich auf den Wortwechsel zu konzentrieren.
»Ich sah die Damen kommen, Köchin«, gestand der alte Mann. »Aber ich weiß nicht, was danach geschah. Ich schwöre, dass ich mich nicht erinnere, den Blasebalg benutzt zu haben, um die Flammen anzufachen. Er war in meinen Händen, doch ich habe es nicht getan. Ich würde weder Sarina noch die Signorina in Gefahr bringen.« Er klang, als wäre er den Tränen nahe. »Das würde ich bestimmt nicht tun.«
»Du hast sie beinahe umgebracht!«, fuhr ihn die Köchin an. »Ich habe gesehen, wie du mit voller Absicht den Blasebalg betätigt hast, damit die Flammen hochschlugen.«
Er schüttelte abwehrend den Kopf und griff taumelnd hinter sich nach einem Stuhl. »Für einen Moment waren sie mir verhasst«, gestand er verwirrt, als erwachte er aus einem Traum, rieb sich das Gesicht und barg es dann in den Händen. »Was sage ich da? Ich war so voller Wut und Hass, dass ich meine Hände nicht mehr kontrollieren konnte. Und dann war ich entsetzt über das, was ich getan hatte. Dio! Möge die Heilige Madonna mich vor seinem Zorn bewahren! Der Don wird mich töten lassen, mich wegschicken, aber das ist nicht mehr, als ich verdiene.«
Isabella gab sich die größte Mühe, ihren Schock zu überwinden. Die Bediensteten murmelten aufgebracht vor sich hin und starrten den alten Mann mit unnatürlicher Bosheit in den Augen an. Isabella hatte diesen Ausdruck schon einmal gesehen. Nach einem tiefen Atemzug hob sie die Hand, um Ruhe zu gebieten. Es war nicht leicht, ihr Zittern zu beherrschen, doch irgendwie gelang es ihr.
»Ich bin Isabella Vernaducci und möchte wissen, wie du heißt«, sagte sie mit ruhiger, sanfter Stimme zu dem alten Mann.
Eine Flut von Tränen beantwortete ihre simple Frage, gefolgt von einer Litanei flehentlicher Bitten um Verständnis und Vergebung. Zu Isabellas Bestürzung ließ der alte Mann sich sogar vor ihr auf die Knie fallen und versuchte, mit den Armen ihre Beine zu umschlingen.
»Ich glaube nicht, dass es Absicht war«, beruhigte sie ihn schnell, obwohl sich Panik ihrer zu bemächtigen begann und sie sich nur noch nach der Ruhe ihres eigenen Zimmers sehnte. Sie war von oben bis unten mit Ruß bedeckt, ihr Kleid ruiniert, doch sie konnte diesen armen Mann nicht dem Zorn der Menge überlassen. Schnell drückte sie Sarinas Hand und ließ den Blick über das Meer von Gesichtern gleiten. »Ich bin sicher, dass dieser Mann euch allen bekannt ist. Ist er wirklich die Art von Mensch, der absichtlich und grundlos zwei Frauen etwas antun würde?« Ihr Blick blieb auf der Köchin haften. »Gerade Ihr müsst besser als jeder andere
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