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Ungezaehmte Nacht

Ungezaehmte Nacht

Titel: Ungezaehmte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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gefangen. Ich hörte mich all diese hässlichen Dinge zu dem armen Jungen sagen und verspürte große Wut in meinem Herzen, doch es war trotzdem alles nicht real für mich. Ich konnte mich jedoch nicht bremsen oder unter Kontrolle bringen, bis sich alle auf einmal so freundlich über mich äußerten. Es hat mich, ehrlich gesagt, zutiefst beängstigt, keine Kontrolle mehr über mich zu haben.«
    Isabella legte beruhigend eine Hand auf Bettos Arm. »Ist so etwas schon einmal passiert? Oder seitdem wieder?«
    »Als ich noch ein junger Mann war, sah ich, wie es einem der Waldarbeiter widerfuhr. Er brachte fast meinen Vater um. In einem Moment lachten sie noch, im nächsten gingen sie aufeinander los. Ich hatte beide noch nie solch abscheuliche Dinge von sich geben hören.« Er kratzte sich am Kopf. »Komisch, doch daran hatte ich lange nicht mehr gedacht. Es war gleich nach der Ankunft von Nicolais Mutter im Palazzo.«
    »Aber dir selbst ist nichts dergleichen mehr passiert?«
    Er schüttelte den Kopf und bekreuzigte sich auf eine Art und Weise, die Isabella sehr an seine Frau erinnerte.
    Und da kam auch schon Sarina hereingeeilt. Sie wirkte abgehetzt. »Tut mir leid, dass ich das Bedienen Brigita überlassen musste. Hat sie etwas zerbrochen oder Nicolai verärgert?«, fragte sie und schnappte bestürzt nach Luft, als sie das unberührte Essen auf den Tellern sah.
    Betto drückte ihr liebevoll die Schulter und ging, um die beiden Frauen allein zu lassen.
    »Ich bin nur froh, dass du nicht Alberita geschickt hast«, meinte Isabella. »Komm, Sarina, ich würde gern in die Küche gehen und mit der Köchin sprechen. Zeigst du mir den Weg?«
    Die Wirtschafterin schaute ratlos drein. »War das Essen nicht zu Eurer Zufriedenheit?«
    »Im Gegenteil, es war perfekt. Ich möchte der Köchin nur persönlich danken.«
    »Aber …« Sarina zögerte und machte ein Gesicht, als wüsste sie nicht, wie sie sich verhalten sollte. »Ihr habt kaum etwas gegessen, beide nicht.« Als Isabella nur störrisch schwieg, seufzte die Wirtschafterin verständnislos. »Ich werde der Köchin Eure Wertschätzung übermitteln.«
    »Nein, Sarina. Ich will ihre Gefühle nicht verletzen. Es war ein wunderbares Essen«, beharrte Isabella. »Und egal, was du ihr sagst – wenn sie sieht, dass wir nichts gegessen haben, wird sie sich brüskiert fühlen. Ich möchte ihr persönlich dafür danken, dass sie sich solche Mühe gegeben hat.«
    »Es ist ihre Aufgabe, das Essen zuzubereiten«, erwiderte Sarina kopfschüttelnd, als sie Isabella hinausfolgte. Aristokratinnen eilten nicht in den Küchentrakt hinunter, um die verletzten Gefühle einer Köchin zu beschwichtigen. Das war nicht angebracht. Das gab es einfach nicht.
    »Ich finde, dass Betto schon viel besser aussieht«, bemerkte Isabella, um das Thema zu wechseln.
    Sarina nickte. »Er sagte, er wüsste nicht, was mit ihm geschehen war. Es ist komisch, aber auch einige andere haben sich recht merkwürdig verhalten. Die Köchin ist eine von ihnen. Sie hat ein Messer nach dem Küchenjungen geworfen, weil er nicht schnell genug das Feuer entfachte. So hat sie sich noch nie zuvor verhalten, egal, wie schwierig auch ihr Leben war.«
    »Und das war erst kürzlich?«
    »Gleich nach Eurer Ankunft. Ich habe es niemandem erzählt, nicht einmal Betto, weil ich wusste, dass sie sehr verärgert über gewisse … Dinge war.« Sie verstummte widerstrebend.
    »Über was für Dinge?«, beharrte Isabella.
    Sarina schaute sich um, als sie den Fuß der Treppe erreichten und über einen breiten Gang in Richtung Küche weitergingen. »Ihr Mann wurde mit einem der Dienstmädchen erwischt. Sie waren zusammen in den Vorratskammern. Janetta, das Dienstmädchen, ist mit einem der Stallknechte verheiratet, und sie waren bisher immer sehr glücklich miteinander. Ich habe nie gesehen, dass sie andere Männer anschaute. Janetta ist auch niemals kokett gewesen, nicht einmal als junges Ding, und Eduardo, der Ehemann der Köchin, ist ein älterer, gesetzter Mann und niemand, von dem ich je erwartet hätte, dass er mit jungen Mädchen schäkern würde.«
    »Wie schrecklich!« Isabella seufzte. »Hat Eduardo versucht, die Sache abzustreiten?«, fragte sie mit ebenso gedämpfter Stimme wie Sarina, um von niemandem gehört zu werden.
    Die Küche war ein weitläufiger, offener Raum mit großen Töpfen und Pfannen, langen Tischen, unzähligen Schränken und einem mächtigen, begehbaren Kamin. Es herrschte eine emsige, aber keineswegs chaotische

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