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Ungezaehmte Nacht

Ungezaehmte Nacht

Titel: Ungezaehmte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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zu machen wie Francesca.
    Eine lange Reihe schöner, großer Häuser, die mit den unvermeidlichen Löwenskulpturen verziert waren, erregte Isabellas Interesse. Sie ging langsam auf sie zu und betrachtete die unterschiedlichen Darstellungen des mächtigen Raubtiers. Isabella fand sie faszinierend. Irgendetwas an ihren Augen, egal, welchen Ausdruck sie auch hatten, weckte ihre Neugier, denn sie wirkten so lebendig, als beobachteten sie sie aus jeder Richtung. Probeweise wandte sie sich mal hierhin, mal dorthin, aber immer fixierten die Augen sie.
    Obwohl die Gebäude den Wind abhielten, fröstelte Isabella und zog ihren Umhang fester um sich. Es wurde langsam spät, und sie bemerkte, dass sie ungewöhnlich müde war. Die Schatten verlängerten sich und tauchten die vielen Treppen und Gassen in ein dunkles Grau. Isabella wurde sich auch der plötzlichen Stille bewusst, und ein kalter Schauder lief ihr über den Rücken. Als sie sich umdrehte, um zum Marktplatz zurückzugehen, glitt sie auf einer vereisten Stelle aus, stürzte hart und prallte mit dem Rücken gegen eine Hausecke. Die Kratzwunden waren schon fast verheilt, doch jetzt pochten sie wieder und erinnerten sie an ihre Furcht erregende Begegnung mit den Krallen eines Falken. Vorsichtig setzte sie sich auf und schaute sich um. Sie wünschte, sie wäre endlich im Warmen.
    Erst nach einigen Versuchen gelang es ihr, auf dem vereisten Gehsteig wieder auf die Beine zu kommen. Mit zunehmender Dunkelheit fiel auch die Temperatur, die Kälte wurde immer schneidender, und der Gehweg glitzerte vor Glatteis. Vielleicht wäre es klüger, einen weniger rutschigen Weg zu nehmen. Isabella fand eine schmale, auch weniger steile Gasse ohne Treppen und begann, sie hinunterzugehen, in der Hoffnung, dass sie sie geradewegs zum Marktplatz zurückführen würde. Dummerweise endete der Weg jedoch in einem Hof, in dem zwar überall Skulpturen standen oder lagen, aber keine Menschenseele zu sehen war.
    Einen Moment lang blieb Isabella unentschlossen stehen. Wenn sie sich die Zeit nahm, durch das unübersichtliche Labyrinth von Gebäuden und Gassen den Weg zum Marktplatz zurück zu suchen, könnte es schon dunkel sein, bis sie dorthin zurückgefunden hatte. Zum Palazzo zurückzukehren, schien ihr eine bessere Idee zu sein. Da er hoch über der Stadt lag, brauchte sie im Grunde nur bergan zu gehen. Selbst aus der Entfernung würde das riesige castello nicht zu übersehen sein. Außerdem war sie sicher, dass auch Violante dorthin gehen würde, sobald sie merkte, dass Isabella sich verlaufen hatte.
    Lucca würde sie dafür auslachen, sich verirrt zu haben. Es kam nicht oft vor, dass sie die Orientierung verlor, aber sie war schon zweimal dazu veranlasst worden umzukehren. Fast so, als hätte sich mit voller Absicht alles um sie herum verlagert. Ein gruseliger Gedanke, der das unheimliche Gefühl, beobachtet zu werden, wieder zurückbrachte. Doch Isabella schob ihrer ausufernden Fantasie entschieden einen Riegel vor. Gebäude konnten sich nicht verlagern. Aber Männer konnten auch nicht zu Löwen werden.
    Das Gefühl, beobachtet zu werden, blieb. Isabella blickte sich um. Die Statue eines großen Löwen beherrschte den Hof, in dem sie stand. Er schien sie zu fixieren, doch das erklärte nicht die Schärfe der Bosheit, die sie so deutlich spürte. Abrupt schlug sie einen schmalen Weg ein, der bergauf führte. Sie verstand nicht, wieso sie keine Menschen sah. Zogen sich alle in ihre Häuser zurück, wenn die Sonne unterging, um eine Begegnung mit einem herumstreunenden Löwen zu vermeiden? Bei dem Gedanken lief es Isabella wieder kalt über den Rücken.
    Und da hörte sie es auch schon – ein leises, kaum wahrnehmbares, schnaufendes Geräusch. Das Wispern eines an etwas Festem vorbeigleitenden Felles. Isabella ging schneller den Pfad hinauf, tief in ihren Umhang gehüllt und mit dem Gefühl, dass ihr Herz mit jedem Schritt noch wilder pochte. Sie spürte die Anwesenheit des Tieres und wusste, dass es ihre Witterung aufgenommen hatte und ihr folgte. Und es bewegte sich mit voller Absicht nur sehr langsam, um sie in Angst und Schrecken zu versetzen.
    Nicolai? Wäre er zu so etwas fähig, um ihr eine Lektion zu erteilen? Oder entfaltete sich der Fluch, weil sie sich ihm hingegeben hatte? Er hatte sie von den Zinnen beobachtet, als sie mit Sergio Drannacia gesprochen hatte. Er hatte Sergio sogar eine Warnung geschickt, sich von ihr fernzuhalten. Isabella war sicher gewesen, dass Nicolai sie in der

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