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Ungezaehmte Nacht

Ungezaehmte Nacht

Titel: Ungezaehmte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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Nacht zuvor in ihrem Zimmer aufgesucht hatte. Dass irgendetwas in ihrem Schlafzimmer gewesen war. Wieder überlief es sie eiskalt, und sie rieb sich fröstelnd die Arme. Sie hatte auf jeden Fall in der Nacht zuvor einen Blick auf sich gespürt. Eigentlich hätte sie Nicolais starke Arme um sich fühlen sollen, doch er hatte sie allein gelassen. War er eifersüchtig genug, um sie aufzuspüren, sich an sie heranzupirschen und sie aufzufressen?
    Isabella erstarrte buchstäblich vor Scham über sich selbst. Sie erkannte jetzt den subtilen, auf sie gerichteten Machtstrom, der ihre Zweifel und Ängste nährte. Wenn sie nicht an Nicolai glaubte, würde es auch kein anderer jemals tun. Isabella verbot sich den Gedanken, dass es Nicolai sein könnte, der ihr folgte. Sie würde nicht dem Fluch erliegen, und sie würde auch nicht zulassen, dass dieses bösartige Etwas Einfluss auf sie nahm. Aber sie wusste, dass sie in großer Gefahr schwebte.
    Isabella umklammerte den Verschluss ihres Umhangs, als könnte sie die Fänge des Löwen schon in ihre Kehle eindringen fühlen. Sie hörte das eigentümliche Fauchen, das Löwen manchmal von sich gaben. Eine dieser Bestien verfolgte sie auf jeden Fall. Als Isabella um die nächste Ecke bog, blieb ihr fast das Herz stehen. Für einen Moment war sie sicher, in einer Sackgasse gelandet zu sein, denn eine Reihe von Gebäuden versperrte ihr den Weg.
    »Nicolai.« Sie flüsterte seinen Namen, als wäre er ein Glücksbringer. »Nicolai«, wiederholte sie lauter und lief auf zwei Häuser zu, die aussahen, als lebten Menschen darin. »Nicolai!« Sie rief seinen Namen, so laut sie konnte, doch ihre Stimme klang mehr wie ein Schluchzen, als sie zum nächsten Gebäude eilte und an die Tür hämmerte. Der Löwe fauchte wieder. Er war ihr schon viel näher. Doch niemand war zu Hause und die Tür verschlossen. Isabella konnte den wachsenden Triumph des Bösen in der Atmosphäre spüren. Sie war mit dem Löwen nicht allein. Auch die dunkle Energie oder Entität war da, sehr real und brodelnd vor Heimtücke und Niedertracht. Sie erfüllte den freien Raum zwischen den Häusern mit einer dichten Wolke giftiger Ausdünstungen.
    »Isabella!«, hörte sie plötzlich Nicolai rufen und wurde so schwach vor Erleichterung, dass sie auf die Stufen vor dem Haus sank. »Antworte!« Panik schwang in seiner Stimme mit.
    »Hier, Nicolai. Ich bin hier!« Sie wusste, dass er die Furcht und Erleichterung in ihrer Stimme hören würde. »Beeil dich! Hier ist ein Löwe.«
    Und da sah sie auch schon seine dunkle, in den Schatten verborgene Tiergestalt und die Löwenaugen, die vor Hass auf sie rot glühten. Fasziniert von diesem intensiven Hass, erwiderte Isabella den starren Blick des Tieres. Es ging in die Hocke, beobachtete sie aber auch weiterhin hasserfüllt.
    »Isabella! Falls irgendetwas wagt, dich zu verletzen, wird nichts und niemand in diesem Tal mehr sicher sein!«, schwor er. Sie konnte das Trommeln der Hufe seines Pferdes hören, als er ihrem Duft durch das Labyrinth der Straßen folgte. Härte schwang in seiner Stimme mit, als hätte er bereits versucht, Verbindung zu dem Löwen aufzunehmen, um ihn zu bändigen, aber feststellen müssen, dass er sich ihm widersetzte.
    Isabella versuchte, das Tier besser zu sehen, doch es war in den Schatten gut verborgen. Nur die Augen waren klar zu erkennen und funkelten sie böse an. Der Löwe war sich Nicolais Herannahen bewusst, und er fauchte einmal laut und fletschte die beeindruckenden Fänge, die im Dunkel aufblitzten. Dann fuhr das Tier plötzlich herum und verschwand zwischen den Gebäuden.
    Nicolai kam um die Ecke galoppiert und musste sein Pferd zurückreißen, damit es Isabella nicht zertrampelte. Sein Gesicht war blass, sein Haar zerzaust. Er riss Isabella in die Arme und drückte sie an sich. »Ich werde dich in Zukunft an mich fesseln, cara .« Es war nichts Geringeres als ein Schwur. Er nahm ihr Gesicht zwischen die Hände und bog ihren Kopf nach hinten, um an ihren Mund heranzukommen. In diesem Moment war es vor allem Furcht, was sie und ihn zusammenschweißte.
    Seine Hände glitten über sie und suchten jeden Zentimeter von ihr ab, um sicherzugehen, dass sie wohlbehalten war. Es hatte ihm schier den Atem aus der Brust getrieben, dieses plötzliche Wissen unter den Löwen, dass seine Frau gejagt wurde. »Das kann nicht so weitergehen, Isabella. Es muss aufhören. Du treibst mich noch in den Wahnsinn mit deinem Leichtsinn.« Er verstärkte seinen Griff um ihre

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