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Ungezaehmte Nacht

Ungezaehmte Nacht

Titel: Ungezaehmte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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jäher Furcht, der Kampf mit Don Rivellio könnte schon begonnen haben, blieb Isabella mitten im großen Burgsaal stehen. Aber das hätte Nicolai ihr doch sicherlich gesagt? Andererseits hatte er ihr Bett schon in den frühen Morgenstunden verlassen. Besorgt, jedoch fest entschlossen herauszufinden, was die Leute so nervös gemacht hatte, ging sie zu einem Grüppchen Bediensteter hinüber.
    Das Getuschel verstummte augenblicklich, als sie näher kam, und die Dienstboten schienen plötzlich außergewöhnlich beschäftigt zu sein. Selbst Alberita rieb pflichtbewusst an einem nicht vorhandenen Fleck auf dem spiegelglatten Tisch im großen Speisesaal herum. Dabei warf sie Isabella immer wieder verstohlene Blicke zu, nur um dann hastig wegzusehen.
    Verärgert machte Isabella sich auf die Suche nach Betto und fand ihn in der Nähe der Eingänge zu den Dienstbotenquartieren, wo er sich leise mit zwei anderen Männern unterhielt. Aber auch sie verstummten und senkten den Blick, sobald sie sie entdeckten.
    »Betto«, sagte sie streng, »ich muss mit dir reden.«
    Er sah nicht erfreut aus, verabschiedete sich jedoch gehorsam von seinen Begleitern, die schnell die Flucht antraten. »Ist irgendetwas nicht in Ordnung, Signorina? «
    »Genau das ist die Frage. Was ist hier los, Betto? Der ganze Palazzo ist eine Gerüchteküche, die anscheinend heftig brodelt. Da ich mich um meinen Bruder gekümmert habe, habe ich nichts mitbekommen, doch es betrifft ganz offensichtlich mich, worüber hier überall getuschelt wird.«
    Der ältere Mann räusperte sich. »Woher soll ich denn wissen, worüber die Dienstboten schon wieder tratschen, Signorina? «
    Sie fixierte ihn mit einem strengen Blick. »Es ist besser, wenn ich es von dir erfahre, Betto. Denn sollte es etwas Unangenehmes sein, würde ich es vorziehen, es von einem vertrauenswürdigen Freund zu hören.«
    Betto ließ die Schultern hängen. »Es ist besser, wenn Ihr es von Don DeMarco hört. Er befahl mir, Euch zu ihm bringen, falls Ihr Fragen stellen solltet.«
    Isabella starrte den Diener lange an, weil ihr so viele Gedanken durch den Kopf schossen, dass sie Angst hatte, sich zu bewegen oder auch nur etwas zu sagen. Nicolai hatte sich doch wohl keine andere Braut kommen lassen? Rivellios Männer waren im Tal. Während eines solchen Machtspiels würde Nicolai sie ganz bestimmt nicht derart hintergehen. Sie wusste, dass er mit seinen Hauptmännern beschäftigt war und sich auf einen Kampf vorbereitete. Doch warum sollte er sie zu sich bringen lassen, nur um irgendwelchen Klatsch zu wiederholen?
    Sie folgte Betto langsam die Treppen zum Seitenflügel des Dons hinauf. Auf sein schroffes »Herein« betrat sie mit einer gewissen Beklommenheit seine Räumlichkeiten. Seine Hauptmänner entschuldigten sich sogleich, und dann stand Isabella Nicolai auf der anderen Seite des Raumes gegenüber.
    Lange sahen sie sich nur schweigend an. Isabella konnte seinem Gesichtsausdruck absolut nichts entnehmen. Das war ein bisschen schockierend, nachdem sie gerade erst die Nacht mit ihm verbracht hatte. Nachdem sein Körper auf intimste Weise mit ihrem verbunden gewesen war, sie sich in den Armen gehalten, miteinander geflüstert, gelacht und Pläne geschmiedet hatten. Doch nun sah Nicolai beinahe wie ein Fremder aus, und seine Augen waren ausdruckslos und hart. Er näherte sich ihr nicht und lächelte auch nicht zur Begrüßung.
    »Hallo, Nicolai! Was gibt’s?« Sie gab sich ganz bewusst so ungezwungen, um so vielleicht seine eisige Distanziertheit zu durchbrechen.
    »Der Diener, der dich in den Vorratskammern eingeschlossen hatte, ist tot«, erklärte er in unbewegtem Ton.
    Isabella lief es eiskalt über den Rücken, und ihr gefror das Blut in den Adern. Sie ließ Nicolais Blick nicht los, aber ihre heisere Stimme verriet ihre Erschütterung, als sie fragte: »Wie ist er gestorben?«
    »Er wurde heute Morgen ermordet aufgefunden. Es gab Anzeichen eines Kampfes. Er hatte zahlreiche Stichwunden.« Nicolais Stimme war noch immer völlig ausdruckslos.
    Isabella wartete, weil sie wusste, dass das nicht alles war. Das Herz dröhnte ihr in den Ohren. Sie konnte den sanften, liebevollen Mann, mit dem sie die Nacht verbracht hatte, nicht mit jemandem in Verbindung bringen, der zu einer solch brutalen Tat imstande war. Aber Nicolai hatte an vielen Schlachten teilgenommen und unzählige Feinde besiegt, und er war ein gefürchteter und respektierter Don. Er konnte den Tod eines Menschen befehlen und genauso gut

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