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Ungezaehmte Nacht

Ungezaehmte Nacht

Titel: Ungezaehmte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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vorher schon gespürt, als der Falke des Dons Sarina anfiel. Irgendetwas lenkt diese Angriffe. Deshalb erkundigte ich mich, ob in jener Nacht jemand getötet worden sei. Weil ich es für möglich hielt, dass etwas Ähnliches geschehen war.«
    »Mir ist nichts dergleichen bekannt«, behauptete der Mann, doch er sah sich misstrauisch um. Plötzlich bohrten sich seine Finger in ihren Arm und stießen sie von sich fort, was ihre einzige Warnung war. Dann baute er sich direkt vor ihr auf, sodass sie gezwungen war, um seinen stämmigen Körper herumzuschauen – und ihr Atem entwich in einem einzigen rauen Aufstöhnen ihrer Brust.
    Sie sah den riesigen Löwen sogar durch das Schneetreiben. In seiner ganzen Kraft und Schläue, mit gesenktem Kopf und hervorstehenden Schulterblättern stand er da und hielt seine glühenden Augen ausschließlich auf Isabella gerichtet. Der Löwe schien buchstäblich über den Boden zu schweben, als er sich langsam an sie heranpirschte, und obwohl sie von Männern und Pferden umgeben war, blieb sein Blick mit tödlicher Genauigkeit auf sie gerichtet.
    Die Pferde bäumten sich auf, gingen nun endgültig durch und schleiften ihre Reiter mit, als sie in allen Richtungen zu entkommen versuchten. Die Männer waren gezwungen, ihre Reittiere aufzugeben, um sich und Isabella zu beschützen. Allen brach der Schweiß aus, aber die Männer hielten tapfer und aufmerksam die Stellung, während um sie herum der Schneesturm tobte.
    Und plötzlich griff der Löwe an, kam mit schier unglaublicher Geschwindigkeit auf sie zugestürmt und warf sich in den Kreis der Männer, wo er seine Pranken wirbeln ließ, bis alle um ihr Leben rannten und den Weg zu Hauptmann Bartolmei und Sergio Drannacia, die Schulter an Schulter vor Isabella standen, freigaben. Dann sprang die schwere, muskulöse Bestie los, um Isabella anzugreifen. Nackte Panik machte sich in ihrem Herzen und in ihrer Seele breit. Wie gelähmt stand sie da und sah dem sicheren Tod entgegen.
    Doch dann tauchte ein zweiter Löwe aus dem Schneesturm auf, ein großes, strubbeliges Tier mit einer dichten goldenen und schwarzen Mähne. Größer und sogar noch muskulöser als sein Artgenosse, stieß es ein herausforderndes Brüllen aus, sprang dem ersten Löwen in den Weg und lenkte ihn von seinem Ziel ab. Die beiden Raubtiere prallten noch in der Luft so hart zusammen, dass ein Zittern durch den Boden lief. Sofort wurde der Kampf zu einem rasenden Gefecht zwischen tödlichen Fängen und messerscharfen Krallen. Wild und faszinierend schallte das Gebrüll durch die Schneeluft und zog noch andere Löwen an. Überall zwischen den Schneeflocken tauchten gelb glühende Augen auf.
    Isabella besah sich den zweiten Löwen genauer. Er war muskelbepackt, im besten Alter und offensichtlich intelligenter als der andere. Sie konnte sehen, wie er immer wieder nach den bereits geschwächten, blutenden Stellen des zweiten männlichen Tieres schlug. Das Knacken brechender Knochen sandte Isabella einen kalten Schauer über den Rücken und entsetzte sie. Am Ende hielt der größere Löwe den kleineren an der Kehle gepackt und biss immer fester zu mit seinen gewaltigen Fängen, bis das unterlegene Tier erstickte.
    Hauptmann Bartolmei gab Sergio ein Zeichen. »Los!«, schrie er, und beide sprangen mit gezückten Schwertern auf den siegreichen Löwen zu.
    » Nein! « Isabella rannte an den beiden Männern vorbei und stellte sich zwischen sie und den Löwen. »Weg von ihm!«
    Die beiden Männer verhielten abrupt den Schritt. Schweigen senkte sich über die weiß glitzernde Welt, und selbst die Natur schien den Atem anzuhalten. Der Löwe schwang seinen großen Kopf herum, von dessen Schnauze noch Blut triefte, und seine Augen richteten sich auf Isabella. Sie waren nicht golden wie die der anderen Raubkatze, sondern bernsteinfarben, und sie schienen zu glühen vor Intelligenz und Wissen. Aber sie sah auch Trauer in ihnen. »Nein«, sagte sie noch einmal sehr leise, ohne den Blick von den Löwenaugen abwenden zu können. »Er hat uns gerettet.«
    Während sie die große Katze anstarrte, drehte der Wind und blies solch dichten Schnee in ihre Richtung, dass sie vorübergehend geblendet war. Sie blinzelte jedoch schnell, um ihre Sicht zu klären, und als ein weiterer jäher Windstoß den Schnee vertrieb, merkte sie, dass sie noch immer in wilde, bernsteinfarbene Augen blickte. Aber der siegreiche Löwe war verschwunden, und die Augen gehörten einem menschlichen Raubtier. Sie sah keinen

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