Ungezaehmtes Verlangen
sich dabei immerhin so, dass sie etwas essen und es sogar genießen konnte. Denn das Essen war köstlich.
Rechts und links von ihr hoben Tighe und Foxx gleichzeitig den Kopf. Als sie ihren eigenen ebenfalls hob, sah sie drei Personen durch die Tür treten, zwei weitere große Männer und eine Frau mit kastanienbraunen Haaren, die aussah, als wäre sie einem Modemagazin entstiegen. Ihr aufreizendes smaragdgrünes Kleid endete knapp über dem Oberschenkel. Sie bewegte sich mit verführerischer Anmut auf ihren schwarzen Pumps, sodass sich Kara neben ihr wie das Landei vorkam, das sie vermutlich auch war. Sie wünschte, sie hätte sich etwas Hübscheres angezogen als ihre Kakis und den Baumwollpullover. Sie wünschte, sie besäße überhaupt etwas Hübscheres.
»Ist noch was von dem Essen übrig?«, fragte einer der Männer. »Oder habt ihr Tiere schon alles verschlungen?« Der Mann hatte eine sexy Piratenglatze, war jedoch eher wie ein schlanker, muskulöser Biker gekleidet. Tief auf der Hüfte trug er einen Gürtel, in dem er eine beeindruckende, wenn auch etwas verstörende Messersammlung mit sich herumtrug. Seine schwarze Lederweste stand offen und gab den Blick auf eine Brust frei, die ebenso wenig behaart war wie sein Kopf. Man konnte auch diverse Narben an seinem Hals sehen, die ihr merkwürdig vertraut vorkamen. Sie sahen wie das Zeichen auf ihrer Brust aus. Hatten sie wohl alle so etwas?
Der Mann, der auf der anderen Seite der Frau stand, wirkte sehr … böse . Das war wohl das passende Wort dafür. Sein Gesicht schmückte ein Ziegenbart und er hatte sehr, sehr helle Augen. Sie blickten ebenso kühl wie neugierig. Kara bemerkte, dass sie von den Neuankömmlingen genauso neugierig gemustert wurde, wie sie die drei betrachtete. Als sie an den Tisch traten, erhoben sich die Männer neben ihr.
Kara war plötzlich unsicher, wie sie sich verhalten sollte. Was erwartete man von ihr? Sollte sie ebenfalls aufstehen? Oder taten dies nur die Männer? Ihre Mutter hatte ihr zwar die wichtigsten Tischmanieren beigebracht, aber eingedenk der Tatsache, dass das vornehmste Restaurant, in dem sie jemals gegessen hatte, Bill Bartons Steakhaus war, überstieg dies hier ihren Erfahrungsschatz.
Tighe begrüßte den glatzköpfigen Mann auf dieselbe Weise, wie sie es schon bei Lyon beobachtet hatte. Es war so ganz anders als ein Händeschütteln, denn sie legten die Unterarme aneinander, umfassten ihre Ellbogen und packten mit der freien Hand die Schulter des anderen. Als sie sich voneinander gelöst hatten, nahm Tighe die Frau in die Arme und küsste sie direkt auf den Mund. Mit dem gruselig aussehenden Mann wechselte er lediglich einen Blick und nickte ihm auch nur kurz zu.
Zu Karas Belustigung vollführte jeder der Männer dasselbe Ritual. Alle begrüßten einander auf die gleiche Art, wie Tighe es schon getan hatte. Bis auf Foxx, der die Frau zur Seite nahm und sie so küsste, wie es Liebende taten, die sich lange vermisst hatten.
Handelte es sich bei den dreien wohl um Besucher, oder waren es Nachzügler, die zu spät zum Essen kamen?
Und – führten sie dieses Begrüßungsspektakel wirklich jedes Mal auf?
Foxx ließ die Frau los und Kara spürte ihren kühlen, abschätzenden Blick auf sich ruhen. Sie erhob sich, denn sie mochte es nicht, von allen überragt zu werden.
»Könnte das unsere neue Strahlende sein?«, fragte der Glatzkopf und ließ Wulfe los, um sich ihr zuzuwenden. Sein Blick war scharf und prüfend.
»Kara, Vhyper. Vhyper, Kara.« Tighe stellte sie mit einer wedelnden Handbewegung vor. »Setz dich, Kara. Halt sie nicht vom Essen ab, Vhype. Die arme Frau stirbt ja fast vor Hunger.«
Doch Kara blieb stehen, wo sie war. Sie würde sich erst setzen, wenn der Rest ebenfalls Platz nahm.
Vhyper machte sich auf den Weg um den Tisch herum, Tighe rief ihn jedoch zurück.
»Ihr könnt sie alle noch später richtig begrüßen. Sie ist nicht als Therianerin aufgewachsen und also auch nicht an unsere Körperlichkeit gewohnt.« Tighe berührte kurz ihre Schulter und richtete ihre Aufmerksamkeit auf den anderen Mann. »Das sind Kougar und Zaphene. Sie wird bald die Partnerin von Foxx werden. Seine Frau, meine ich.«
Kara schluckte, dann nickte sie, lächelte und streifte die Neuankömmlinge rasch mit einem Blick. »Freut mich, euch kennenzulernen.«
»Entzückend«, murmelte Zaphene, aber etwas in ihrem Ton gab Kara das Gefühl, dass sich die Frau über sie lustig machte.
Wäre es Kara möglich gewesen, sich
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