Ungezaehmtes Verlangen
Mann seine Arbeit tun.
Der Schamane stand auf, und nachdenklich berührte er nacheinander alle Krieger.
»Ihr seid befallen. Alle.«
»Was meinst du mit … befallen?«, fragte Lyon.
»Nicht verhext oder irgendetwas in der Art, aber irgendwie befallen . Ich vermute, auf dem Haus liegt ein böser Fluch. Es wird ein starker sein. Dafür würden auch die seltsamen Schwingungen sprechen, die ich bei dir wahrnehme, und die seltsame Angst der Strahlenden. Dieser Cantric wirkt vermutlich wie ein Verstärker magischer Kräfte. Wahrscheinlich hat sie nichts davon gemerkt, bis sie ins Haus der Krieger und mit dem Fluch in Berührung kam. Egal wozu der böse Fluch bestimmt war, wahrscheinlich spielt er in ihr verrückt und reagiert mit verschiedenen anderen Zaubersprüchen, mit denen der Cantric in Berührung gekommen ist, lange bevor er ihr eingesetzt wurde. Ich kann ihn jetzt nicht bei ihr spüren. Hast du ihn entfernt?«
»Ja.«
»Gut.« Er wirkte nachdenklich. »Wenn sie sich ängstlich benommen hat, könnte das der Sinn des bösen Fluchs gewesen sein. Hat irgendeiner deiner Männer ähnliche Symptome von Furcht gezeigt?«
»Keiner hatte Angst, nein. Aber sie benehmen sich zunehmend wild. Ich musste zwei von ihnen einsperren.«
»Dann ist es ohne jeden Zweifel ein böser Fluch. Wahrscheinlich mit einer Art von Chaos-Spruch. So etwas begegnet mir hin und wieder, aber ich habe seit sehr langer Zeit nicht mehr von einem gehört, der so stark sein sollte, dass er ein ganzes Haus voller Krieger hätte beeinflussen können.« Er erhob sich. »Ich werde als Erstes morgen früh dorthin fahren und den Fluch suchen. Sobald ich ihn mir angesehen habe, kann ich euch Genaueres sagen. Ich schlage vor, dass du und deine Krieger euch in der Zwischenzeit ein paar willige Frauen sucht und euch auf diese Weise selbst von dem Bann befreit.« Er deutete mit dem Kopf auf Kara. »Sobald sie geheilt ist, braucht auch sie vor allen Dingen jemanden, der ihr leidenschaftlich beiwohnt.« Er zog die Augenbrauen zusammen. »Nichts anderes kann sie von diesem magischen Durcheinander befreien.«
»Da!«, schrie Esmeria. »Ich glaube … nein. « Die Heilerin zog ihre blutigen Hände unter der Decke hervor und setzte sich mit einem verzweifelten Seufzer zurück. »Ich glaube, ich gebe auf.«
»Bitte tu das nicht, Heilerin«, brummte Lyon. »Ich will sie nicht verlieren!«
»Ich rufe dich an, wenn ich fertig bin«, erklärte der Schamane und wandte sich zum Gehen. »Haltet euch vom Haus fern, bis ich es gesäubert habe. Sonst werdet ihr wieder infiziert.«
Esmeria blies sich eine Haarsträhne aus den Augen und beugte sich über die Wanne. Kara war noch immer bewusstlos.Aber inzwischen hätte sie doch aufwachen müssen. Er spürte, wie sie mit alarmierender Geschwindigkeit Kraft verlor. Göttin, hilf, sie überlebt keine weitere Stunde.
»Bleib bei mir, Kara.« Er umfasste sie fester.
Minuten später lehnte sich Esmeria fluchend zurück. »Jetzt, da ich den Bann behandle, kann ich die Blutung stillen, aber sie fängt trotzdem immer wieder an.«
Er musste etwas tun. Er würde sie nicht sterben lassen . Die Angst um sie pochte in seinen Adern.
»Tighe, ich brauche deine Hilfe.«
»Was immer du willst, Leu.«
Lyon beugte sich nach vorn und setzte sich aufrecht hin. Sein Herz pochte. »Das nächste Mal, wenn Esmeria die Blutung gestillt hat, versuche ich noch einmal eine der Wunden zu heilen. Du musst Karas Kopf halten, damit ich ihren Bauch an meinen Mund heben kann.«
»Ich werde es tun.«
Lyon blickte zu der Heilerin. »Los.«
Esmeria zog die Decken weg, schloss die Augen und presste ihre Hände wie zuvor auf Karas Wunden. Kurz darauf hörten sie auf zu bluten.
»Jetzt«, sagte Lyon, hob Karas viel zu leichten Körper an seinen Mund und schloss die Lippen um die erste Wunde. Wie zuvor, tief im Kerker des Hauses, strich er mit der Zunge über den Schnitt. Er arbeitete bemüht und spürte, wie die Haut unter seiner Zunge heilte. Er war beinahe mit dem ersten Schnitt fertig, als die anderen Wunden wieder anfingen zu bluten.
Er lehnte sich zurück und musterte mit unendlicher Erleichterung die Wunde. »Es wirkt.« Nur ein Tröpfchen Blut troff noch heraus. Er wischte sich das Kinn ab und sah zu Esmeria hinüber. »Sobald du bereit bist.«
Paenther setzte sich auf den Wannenrand und nahm den Platz des Schamanen ein. Er legte seine Hand schwer auf Lyons Schulter. Sie sahen sich kurz in die Augen, und Lyon verstand sogleich, dass Paenther
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