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Ungezaehmtes Verlangen

Ungezaehmtes Verlangen

Titel: Ungezaehmtes Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Palmer
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nicht mit Sicherheit ausschließen, dass sie ihn ganz und gar verhext hatte. Was doch bedeutete, dass sein Glaube an ihre Unschuld genauso gut das Ergebnis einer Manipulation sein konnte.
    Tief in ihm knurrte und fauchte sein Tier und verlangte, dass er sie beschützte. »Wir warten, bis der Schamane hier ist.« Er stieß sich von der Wand ab und begegnete Tighes Blick. »Ich bin unten.«
    Tighe nickte.
    Paenther lief neben ihm her. »Ich komme mit.«
    Lyon blickte seinen Stellvertreter an. »Hast du Angst, ich könnte sie freilassen?«
    Paenther machte eine Kopfbewegung, die nicht ganz ein Kopfschütteln war. »Ich glaube nur, dass du etwas Beistand gut brauchen kannst.«
    Lyon lachte kurz auf und ergriff den Mann an der Schulter. Etwas, das er sonst eigentlich nie tat. Aber es fühlte sich in diesem Augenblick richtig an.
    »Ich werde nicht zulassen, dass du sie tötest, Paenther. Wenn sie beseitigt werden muss, dann werde ich das selbst erledigen.«
    Paenther nickte einmal mit dem Kopf. »Einverstanden.«
    Schweigend stiegen sie die Treppe zu dem unteren Stockwerk hinab. Erst als sie die Spiegelwand im Gymnastikraum öffneten, hörten sie Wulfes Fauchen.
    Das Gefängnis war vor langer Zeit schallisoliert worden, falls Menschen eindringen und das Gelände durchsuchen sollten. Nach Möglichkeit töteten die Krieger nämlich keine Menschen.
    Nun drang ein zweites Geräusch an ihre Ohren. Ein entfernter Schrei.
    Lyon gefror das Blut in den Adern – er rannte los. Als er um die Ecke bog, sah er mit suchendem Blick zu Karas Zelle. Bitte – das sollen nicht ihre Schreie sein. Aber die Tür zu ihrer Zelle stand offen, und die Zelle war leer.
    In diesem Augenblick starb er tausend Tode.
    »Vhyper ist weg«, sagte Paenther.
    Das Schreien hörte nicht auf, kündete von unendlichem Leid und brachte ihn um den Verstand. Er zwang sich zur Ruhe, schloss die Augen und konzentrierte sich auf seine Sinne. Kara . Sie musste ganz in der Nähe sein. Und doch auch wieder nicht.
    Sein Herz hämmerte.
    »Die Hexe und Vhyper sind entkommen«, sprach Paenther hinter ihm in sein Telefon. »Lasst Kougar als Wache oben. Alle anderen sollen herunterkommen.«
    Unten. Er spürte sie unten. Verdammt! »Er ist in den Kerker eingedrungen!« Er lief zu dem abgelegenen Gang und der Tür, die so lange verschlossen gewesen war.
    Der Gang war lang und gewunden, es dauerte eine Ewigkeit, ihn zu durchqueren. Karas Schreie erstarben und fingen dann mit neuer Heftigkeit wieder an. Was im Namen der Göttin tat er ihr da an? Er würde ihn umbringen. Ihn töten.
    Schließlich erreichte er die Tür. Der Holzriegel schien unversehrt. Aber als er an der Tür zog, ließ sie sich sofort öffnen.
    Kaum hatte sich die Tür mit einem Knarren bewegt, da schlug ihm eine so heftige Woge von Schmerz entgegen, dass er beinahe in die Knie ging.
    Er stürzte sich in die Dunkelheit und lief die dunklen, feuchten Stufen weiter hinunter auf Räumlichkeiten zu, die er seit Jahrhunderten verschlossen geglaubt hatte. Kara schrie wieder: Dieses Geräusch ging ihm durch Mark und Bein und schnürte ihm das Herz zusammen.
    Du bist tot, Schlange. Tot, Schlange. Tot, Schlange.
    Etliche Szenarien schwirrten durch seinen Kopf, zahlreiche Horrorvorstellungen, was Vhyper ihr wohl gerade antat.
    Doch als er um die Ecke in den Raum bog, erstarrte er, und ihm wurde sofort übel.
    Was er hier sah, hatte er sich nicht im Entferntesten vorgestellt.
    Kara hing nackt und blutend an einem Seil. Aus ihrem Bauch ragten wie ein makabrer Gürtel nicht weniger als acht Dolche hervor. Das Blut rann ihre Hüften und Beine hinab und sammelte sich unter ihrem Kopf.
    Hinter ihr stand Vhyper. Seine Augen glühten rot, seine Reißzähne standen hervor, und in der Hand hielt er ein neuntes Schwert.
    Lyon stürzte sich auf ihn. » Was hast du getan? «
    »Sie ist die Hexe … von den Magiern!«
    Lyon spürte, wie seine Krallen nach vorn schossen. Wenn er dazu in der Lage gewesen wäre, hätte er die Gestalt gewandelt und den Mann in Stücke gerissen. Er warf Vhyper auf den Boden, hielt ihn fest, packte die Hand mit dem Dolch, schlug sie auf den Boden und riss ihm zugleich mit seinen Krallen den Hals auf. Aber Vhyper war fast genauso stark wie er, und – verrückt oder nicht – er war keineswegs bereit, sich kampflos zu ergeben.
    »Lyon!«, ertönte Paenthers Stimme hinter ihm. »Vhyper kann nichts dafür. Die fehlende Strahlung ist schuld.«
    Lyon hörte ihn zwar, aber sein Tier schenkte den Worten keine

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