Ungezaehmtes Verlangen
Strahlende zu beschützen, und ich hätte sie beinahe vernichtet.«
»Aber du hast es nicht getan.«
Paenther nickte nur einmal kurz und ging dann.
Als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, lehnte sich Lyon in der Wanne zurück. Er hatte keine Eile, sich zu bewegen. Er hätte Kara in diesem Augenblick nicht losgelassen, und wenn sein Leben davon abhinge. Wenn er sie nämlich losließ, würde er sie vielleicht nie mehr wieder in den Armen halten. Denn als der Schamane überraschend erklärt hatte, dass sie keine Hexe sei, hatte ihm gedämmert, dass die Paarungszeremonie am Ende vielleicht doch gültig gewesen sein könnte.
Kara war jetzt bei Bewusstsein, döste jedoch und kuschelte sich zärtlich an ihn, während ihr Körper sich langsam erwärmte. Er strich unter der Decke über ihren Rücken und wunderte sich, dass sie ihm noch immer vertraute. Es tat ihm gut, ihren unerschütterlichen Glauben zu spüren, obwohl er sie schon so oft enttäuscht hatte.
Er hatte sie fast eine Stunde lang in den Armen gehalten, als sie sich auf einmal rührte und ihre Wange an seinem Schlüsselbein rieb. »Wo sind wir?«
Er strich über ihren seidigen Kopf und küsste sie auf die Haare. »In Sicherheit, Kara. Jetzt sind wir in Sicherheit.«
»Das sieht aus wie eine Badewanne.« Sie streckte sich und versuchte die Beine zu bewegen, dann ließ sie sich jedoch wieder an ihn sinken. Jede Bewegung bedeutete eine enorme Anstrengung für sie und erforderte mehr Kraft, als sie besaß. »Warum haben wir denn Decken in der Badewanne?«
»Du hast stundenlang geblutet, Kleines. Das war der einzige Ort, wo du nicht sämtliche Teppiche ruiniert hättest.«
»Das tut mir leid.«
Darüber musste er lächeln.
»Ich fühle mich schrecklich«, murmelte sie. »Klebrig.«
»Wenn du wach bist, sollten wir dich waschen und ins Bett bringen.«
Sie klammerte sich fester an ihn. »Bleib bei mir. Bitte.«
Für immer , schrie sein Tier. Aber der Mann war nicht ganz sicher, ob das Schicksal dies auch zulassen würde.
»Natürlich.« Er küsste ihre Schläfe, dann rief er Paenther um Hilfe. So wenig er sie auch loslassen wollte, es war nun doch Zeit, sie zu waschen und ins Warme zu bringen.
Paenther nahm sie ihm ab, während Lyon hinauskletterte, die blutdurchtränkten Decken entfernte und die Wanne ausspülte. Er füllte sie mit warmem, klarem Wasser, streifte seine restliche Kleidung ab und nahm Kara wieder in die Arme.
Nachdem Paenther die schmutzigen Decken aufgesammelt hatte und gegangen war, ließ sich Lyon mit Kara in seinen Armen in das warme Wasser sinken – und sie badeten zusammen. Kara schlief mehr, als dass sie wach war. Er liebte es, sie zu berühren, liebte es, wie sie sich an ihn schmiegte, und obwohl sein Körper ebenso erregt war wie jedes Mal, wenn sie sich in seiner Nähe befand, verspürte er keine richtige Lust. Sowohl er als auch sein Tier waren mehr als zufrieden, sie einfach nur zu halten. Sie zu beschützen, sie zu umsorgen.
Als er dann ihr Zittern spürte, wusste er, dass es nun an der Zeit war, das Bad zu beenden. Er trocknete sie und sich selbst ab, wickelte sie in ein riesiges Handtuch und trug sie in das Schlafzimmer, wo Paenther sie bereits erwartete.
»Geh nur«, sagte Lyon zu seinem Krieger. »Reinige dich selbst. Diese Schlacht ist gewonnen.«
Paenther nickte und ging.
Lyon zog Kara das Schlafgewand an, das Esmeria für sie bereitgelegt hatte, dann legte er die bereits Schlafende ins Bett. Er zog die Jogginghose und das T-Shirt an, das für ihn bereitlag, und zögerte. Auf einmal war er unsicher, was seine Pflicht war. Als er gedacht hatte, sie sei eine Hexe, hatte er Vhyper weggestoßen und Kara für sich erobert. Jetzt, da er es besser wusste, sollte er sich vielleicht lieber zurückziehen. Sich von ihr fernhalten.
Doch er war unsicher. Hatten dieser Cantric und der böse Fluch im Haus der Krieger die Paarungszeremonie nicht ohnehin gestört? Das war eine Frage für einen späteren Augenblick. Für den Moment würde er auf Kara aufpassen und, anders als vorher, auch wirklich dafür sorgen, dass sie in Sicherheit war. Als er unter die Decke schlüpfte und sie an sich zog, sagte er sich, dass er damit nur vernünftige Vorkehrungen traf. Was wäre, wenn die Blutung wieder aufbräche und er es nicht merkte? Sie konnte verbluten, ohne dass er etwas davon mitbekam.
Er rieb sein Kinn an ihrem feuchten, sauberen Haar und redete sich ein, dass er ja nur vorsichtig sei.
Doch tief in seinem Inneren schüttelte
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