Unglückskeks - Angermüllers achter Fall
können.
Jansen sagte erst einmal nichts.
»Und mir ist aufgefallen, dass zwischen euch beiden in der letzten Zeit, wie soll ich sagen, so ein schroffes Klima herrschte. Du warst manchmal ganz schön ruppig zu ihr.«
»Ich?«
Das kam recht empört heraus. Doch das folgende Schweigen belegte, dass Angermüllers Eindruck stimmte und Jansen das auch wusste.
»Ich wollte nur sagen, dass ich es prima fände, wenn du ein bisschen Verständnis für Anja-Lenas Situation aufbringen könntest. Ãber die Geschichte mit Steven C. Li brauchen wir nicht zu reden, und du auch nicht mit ihr. Die ist zu Ende gegangen, vielleicht gerade noch rechtzeitig, und das war auch gut so. Aber natürlich hat Anja-Lena daran zu knabbern. Also vielleicht kannst du sie in dieser für sie nicht einfachen Situation unterstützen, dich ein bisschen um sie kümmern.«
Der Kollege stand auf und holte sich noch einen Kaffee.
»Ich weià zwar nicht, wieso du denkst, dass ausgerechnet ich da was machen kann â¦Â«
»Das weiÃt du schon, Claus.«
Angermüller schaute ihm lächelnd ins Gesicht und wandte sich dann seinem Computerbildschirm zu.
»Dann wollen wir mal.«
Während er nur kurz seine E-Mails durchsah, warf er ab und zu einen Blick zu Jansen hinüber, der in Gedanken versunken an seinem Schreibtisch saà und nicht zu bemerken schien, dass sein linkes Bein unablässig wippte. Es würde sich wieder einrenken zwischen den beiden, davon war Angermüller überzeugt, und wer weiÃ, zu welcher Erkenntnis über Anja-Lena die Geschichte mit Steven C. Li dem Kollegen Jansen verholfen hatte. Vielleicht wusste er selbst es nur noch nicht â¦
Ein buntes Buffet stand bereit. Derya hatte Georg tatkräftige Hilfe geleistet. Neben ihrem Salat Oriental mit Suçuk, lockten die mit Gorgonzola gefüllten Champignons und eine Platte Börek mit Schafskäse und Spinat. Georg hatte den italienschen Nudelsalat zubereitet, den es immer zum Geburtstag der Mädchen gab, sowie einen Salat von grünen Bohnen in saurer Sahne und einen kalten Schweinebraten mit Senfsauce. Ein groÃer Korb war gefüllt mit Brot und Brötchen von dunkel bis hell, und eine köstliche Käseplatte prangte in der Ecke neben bestem Holsteiner Katenschinken und Mettwurst vom Biobauern. Für den süÃen Teil hatte David einen Carrot Cake beigesteuert und Schwiegermutter Johanna ihre Lübecker Nusstorte. AuÃerdem hatte Derya noch eine selbst komponierte Aprikosentarte mit Quark gebacken, weil sie das Rezept unbedingt einmal ausprobieren wollte.
Alle Gäste waren eingetroffen, und die geräumige Wohnküche war mit mehr als 15 Leuten gefüllt bis in die letzte Ecke. Man drängte sich um Julia und Judith und sang ihnen das übliche Geburtstagsständchen â mit allen Strophen. Gudrun, Astrids älteste Schwester, eine gefürchtete Sängerin, lieà ihren durchdringenden Sopran erschallen und dirigierte mit Elan die ganze Gesellschaft. Die Geburtstagskinder ertrugen es mit einem charmanten Lächeln, stieÃen mit allen Anwesenden an und nahmen ihre guten Wünsche entgegen. Zur Feier des Tages hatte Georg auch den Zwillingen Sekt in die Gläser gegossen, was diese erfreut zur Kenntnis nahmen. Er hielt die beiden für alt genug, mit so einer Ausnahme verantwortungsbewusst umzugehen.
Zu seiner Ãberraschung klopfte Julia gegen ihr Glas und bat um Aufmerksamkeit.
»Ich freue mich, dass ihr alle gekommen seid, und bedanke mich auch im Namen meiner Schwester für eure guten Wünsche und die vielen Geschenke. Wir danken Papa, dass er unsere Geburtstagsfeier so schön organisiert hat, und dass Derya ihm dabei geholfen hat. Es ist alles fast wie immer, bis auf eines: Leider kann Mama heute Abend nicht dabei sein, und das ist wirklich sehr schade. Wir waren natürlich heute wieder mit Papa bei ihr im Krankenhaus und da haben wir unser allerschönstes Geschenk bekommen: Mama ist gestern aufgewacht, und wir konnten heute mit ihr sprechen!«
Julia stockte, eine leichte Röte überzog ihr Gesicht, und erst jetzt machte sich ihre Unsicherheit bemerkbar.
»Ja, das warâs eigentlich schon, was ich sagen wollte. Ach so, das Buffet ist auch eröffnet!«
Alle klatschten, zogen anerkennende Mienen, Schwiegermutter Johanna hatte Tränen der Rührung in den Augen, und Georg war einfach nur stolz. Er hatte zwei tolle
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