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Unglückskeks - Angermüllers achter Fall

Unglückskeks - Angermüllers achter Fall

Titel: Unglückskeks - Angermüllers achter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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nicht zu verachten. Aber jedes Mal, wenn sie durchs Städtchen ging, was wegen Sophies Therapien häufiger vorkam, merkte sie genau wie früher, dass das nicht ihre Welt war. Offensichtlich sah man hier den Leuten gleich an, ob sie Einheimische waren, jedenfalls glaubte Marlene, häufig neugierige bis misstrauische Blicke auf sich zu spüren. Sie sah anders aus als die vielen Frauen mit den flotten Kurzhaarfrisuren, wie Tante Birgit das bezeichnen würde, von denen viele einem unausgesprochenen Dresscode zu folgen schienen, dezent in sportliche Hosen und Docksteps gekleidet, um die Schultern einen Pulli, den Blusenkragen hochgestellt, im Ausschnitt die Perlenkette. Genau denselben adretten Typ hatte es schon vor 20 Jahren hier gegeben. Sie schlenderten mit ihren Einkaufskörben über den Marktplatz, grüßten hier und grüßten da, standen beim Plausch zusammen, schienen identisch und alterslos. Sie wussten Bescheid und wachten über die Verhältnisse in ihrer überschaubaren Kleinstadtgesellschaft. Ein Paar wie Marlene und Sophie würde hier sicherlich aus dem Rahmen fallen. Oder waren das nur ihre eigenen Vorurteile? Sicherlich war man auch hier inzwischen toleranter geworden, nach den zahlreichen Coming-outs homosexueller Politiker und Medienmenschen. All das schoss Marlene durch den Kopf bei Mirkos Frage.
    Â»Nein. Unser Lebensmittelpunkt ist und bleibt Berlin«, bekräftigte sie, »alle unsere Freunde sind da, meine ganzen beruflichen Kontakte, und auch Sophie ist dort gut vernetzt. Wir bleiben auf jeden Fall bis Ende September, vielleicht noch bis Oktober, kommt auch ein bisschen aufs Wetter an, dann geht’s zurück. Ich denke, die Ruhe und die schöne Umgebung, die Natur hier, das hat Sophie alles sehr gut getan, und dass ich ganz und gar für sie da bin. Aber es muss ja auch wieder Geld reinkommen, ich muss arbeiten. Außerdem würde ich irgendwann trübsinnig, so isoliert, wie wir hier sind.«
    Â»Das wird sich jetzt ja ändern. Ich hoffe, wir sehen uns öfter mal. Und dann wollte ich dir noch sagen …«
    Er legte seine Hand auf Marlenes Schulter.
    Â»Wenn ihr irgendwelche Hilfe braucht, wende dich ohne Scheu an mich. Du weißt jetzt ja, wo du mich findest. Ich lass dir auch mal meine Karte hier.«
    Â»Danke für das Angebot. Aber du musst jetzt nicht den barmherzigen Nachbarn spielen. Wir sind es gewohnt, allein klarzukommen«, sagte Marlene. Es kam ein bisschen sehr schroff heraus.
    Â»Oh, entschuldige bitte! Aber dass du eine starke Frau bist, weiß ich schon lange.«
    Jetzt war es Mirko, der stichelte.
    Â»Es war nur ein Angebot, liebe Marlene, und ich mach das gern.«
    Â»Du hast ja recht. Ist lieb von dir, danke.«
    Mirko stand auf.
    Â»Dann werd ich mich jetzt verabschieden. Ich will morgen früh mal wieder laufen gehen, und deine Freundin ist sicherlich auch froh, wenn ihr wieder eure Ruhe habt.«
    Â»Na ja, ist vielleicht ein bisschen viel Ruhe auf die Dauer. Ich hab mich gefreut, endlich mal wieder mit jemandem quatschen zu können.«
    Das meinte Marlene wirklich ehrlich. Sie gingen zusammen ums Haus herum in Richtung Einfahrt.
    Â»Wir werden uns jetzt hoffentlich öfter mal sehen. Ich würde mich sehr freuen. Ach, da fällt mir ein, wenn ihr Lust habt: Wir haben morgen eine kleine Feier. Da seid ihr natürlich herzlich eingeladen, du und Sophie. So ab 17 Uhr, bei gutem Wetter im Garten.«
    Â»Eine Wahlparty?«
    Marlene grinste.
    Â»Du wieder!«, Mirko schüttelte lachend den Kopf, »du kannst es nicht lassen! Nein, wir feiern Susanns Geburtstag. Ganz privat.«
    Â»Ist das nicht ein bisschen zu privat? Ich meine, ich kenn Susann ja kaum. Vielleicht findet sie das nicht so gut.«
    Â»Mach dir keinen Kopp. So ganz klein ist der Kreis auch wieder nicht, und vielleicht sind auch ein paar Leute da, die du noch von früher kennst. Wär doch ganz lustig.«
    Â»Danke für die Einladung. Ich überleg’s mir.«

Kapitel II
    Eine Wolke von Essensgerüchen waberte durch den Waggon. Es mischten sich die Noten von Hamburger und Gyros, Pizza und Fischnuggets, die ganze Welt des Fast Food. Überall raschelte und knisterte es, sah man Münder in Bewegung. Auf den Plätzen gegenüber saßen Julia und Judith, jede einen großen Pappbehälter mit gebratenen Nudeln vor sich, welche sie sich mit hölzernen Essstäbchen gekonnt in den Mund schoben.
    Â»Eure

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