Unguad
euch
nach Hause einlädst? Da könntest du deinen Mann mit ihr in Ruhe observieren und
dir ein besseres Urteil bilden.«
»Na, ich weiß nicht.« In langen Jahren hatte ich gelernt, die
spontanen Einfälle meiner Freundin mit Vorsicht zu genießen.
»Doch, mach das! Wenn du noch mehr Leute dazubittest, fällt es gar
nicht auf. Du wirst spüren, ob da was zwischen ihnen läuft oder nicht. Ob
erotische Schwingungen im Raum sind. Ich helfe dir. Ich komm auch und horche
sie ein bisschen aus. Du wirst sehen, nach diesem Treffen bist zu klüger!«
»Wenn du meinst.« Völlig überzeugt war ich nicht. »Wann hättest du
denn Zeit?«
»Ich richte mich ganz nach dir. Christophe ist in Paris, so bin ich
vogelfrei.« Isabell fächelte mit den Händen in der Luft.
Ich musste grinsen. »Wenn das so ist. Vielleicht übermorgen Abend,
sagen wir um zwanzig Uhr. Da sind auch alle Kinder zu Hause und Martin hat,
soviel ich weiß, keinen Abendtermin. Dann muss nur noch die Marion Bauer Zeit
haben.«
Meine Freundin klatschte in die Hände. »Prima, so machen wir es. Ich
bringe meinen indischen Reissalat mit. Also abgemacht. Du wirst sehen, ich habe
recht.« Sie prostete mir zu, und wir tranken einen Schluck Weinschorle auf
unser Vorhaben. Na, hoffentlich geht das nicht nach hinten los, dachte ich, von
der Klugheit des Projektes immer noch nicht überzeugt.
Isabell beugte sich verschwörerisch zu mir. »Jetzt mal ganz etwas
anderes. Dein Großer hat mich letztens zu Tode erschreckt!«
»Linus? Warum denn!« Sofort hatte ich ein schlechtes Gewissen. Was
hatte mein Sohn angestellt?
Sie lachte über meine besorgte Muttermiene. »Keine Angst, so schlimm
war’s nicht. Du bist im Moment aber leicht aus der Fassung zu bringen!« Sie
stupste mich freundschaftlich an und fuhr mit ihrer Erzählung fort. »Ich war
abends in meinem Atelier im KUSS , hab aufgeräumt und Kisten in den Keller
getragen. Du kennst ja diese Gruft da unten. Mir war sie von Anfang an
unheimlich. Dort ist es staubig, tote Fliegen in allen Ecken, und man muss sich
beeilen, weil sich immer schon nach zwei Minuten das Licht automatisch
ausschaltet. Schrecklich! Ich mühe mich also mit so einer dummen Schachtel ab,
als es hinter mir plötzlich zu knarren anfängt. Gruselig langsam wie in einem
Horrorfilm. Mann, hab ich einen Schreck gekriegt! Ich fahre herum und sehe,
dass sich die alte niedrige Tür unter der Treppe öffnet. Zu allem Überfluss
geht in dem Moment das Licht aus.« Sie schlug mit der flachen Hand auf den
Tisch.
»Ich schreie! Klar! Es ist stockdunkel. Sämtliche Filmszenen, in
denen eine Frau im finsteren Keller gemeuchelt wird, rasen durch mein Gehirn.
Aus der Türöffnung leuchtet der Kegel einer Taschenlampe. Zwei Männer reden!
Herr im Himmel! Völlig hilflos stehe ich in der Dunkelheit, nur mit meinem
Schlüsselbund bewaffnet. Nicht sehr beeindruckend.«
Sich der Wirkung ihrer Worte bewusst, lehnte sie sich nach hinten.
Im Gegenzug beugte ich mich noch weiter zu ihr, um ja nichts zu verpassen. Das
hatte sie bezweckt. Genüsslich erzählte sie weiter: »Da ruft einer von ihnen:
›Keine Angst, wir tun nichts. Isabell, bist du das?‹ Du kannst dir vorstellen,
wie erleichtert ich war, als ich die Stimme deines Sohnes erkannt habe.«
»Aber was macht er denn im Keller vom Schloss?«
»Ja, das hab ich ihn auch gefragt, nachdem wir das Licht wieder
angedrückt hatten. Er war mit Herrn Müller von der Kurverwaltung Bad Griesbach
unterwegs. Als neuesten Werbegag wollen sie die unterirdischen Gänge von
Kirchmünster als Touristenattraktion vermarkten. Da haben die beiden eine
kleine Erkundigungstour gemacht.«
»Das hat mir Linus gar nicht erzählt«, grummelte ich.
»Nun, das wird er schon. Ganz bestimmt. Er soll nämlich ab August
eine Führung übernehmen. Vorher werden noch einzelne Teile des Gangsystems
instand gesetzt und an einigen Stellen müssen wohl auch Stützen eingebaut
werden. Aber dann geht es los. Ist das nicht aufregend?« Isabell strahlte.
Alles Neue fand sofort ihren Gefallen.
»Bei der alten Pfarrkirche ist der Einstieg. Von da aus weiter zum
Schloss. Hier kommen sie in dem gruftigen Keller heraus. Es wird ein bisschen
was über die Geschichte der Adelsfamilien erzählt. Rapoto und so, du weiß
schon. Daran schließt sich eine kleine Führung durch unsere Ateliers an. Das
ist gleich eine wundervolle Werbung für uns!« Sie war sichtlich begeistert.
»Danach geht’s wieder in die Unterwelt hinab. Es soll ein
Weitere Kostenlose Bücher