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Unguad

Unguad

Titel: Unguad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Werner
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haben.«
Er hob zur Illustration die Fernsehzeitung in die Höhe.
    »Was kommt denn?«
    Als Gedächtnisstütze warf er einen Blick auf die Programmspalten.
»›Heute heiratet mein Mann‹.«
    »Oh ja, mit Liselotte Pulver und Paul Hubschmid«, freute sich
Magdalena.
    »Hm, den kenn ich, glaub ich, auch.« Schwester Sieglinde wandte sich
zum Gehen. »Dann wünsch ich Ihnen vergnügliche Unterhaltung und eine gute
Nacht.«
    »Danke.« Tibor war erleichtert, dass sie nichts von Linus bemerkt
hatte. Da wäre er in schöne Erklärungsnot geraten. Kaum waren Schwester
Sieglindes Schritte verklungen, kam sein Enkel aus dem Badezimmer hervor.
    »Das war knapp«, grinste er seinen Opa an.
    »Jetzt noch einmal, mein Sohn, was soll diese Räuberpistole?
Erzähle.«
    Linus setzte sich und berichtete, was Anna ihm anvertraut hatte. Es
sei nichts Konkretes passiert, aber sie habe Angst vor ihm.
    »Die arme Kleine. Ich kann mir vorstellen, dass der Hecker auf deine
Freundin keinen vertrauenerweckenden Eindruck macht.«
    »Sie ist nicht meine Freundin.« Aber sie wird es hoffentlich bald
sein, dachte Linus sich.
    Sein Großvater ließ sich von diesem Einwurf nicht beeindrucken. »Ja,
ja. Natürlich. Also, ich mag den Mann ja auch nicht.« Tibor kratzte sich am
Hinterkopf. »Ich glaube jedoch nicht, dass er wirklich etwas tun würde. Im
Grunde ist er ein Feigling.«
    »Das sind die Schlimmsten! Die trauen sich nur was bei Schwächeren.«
Linus ließ sich seine Ansichten nicht so schnell abschmettern. »Wann gehen hier
denn alle so schlafen? Generell, meine ich.«
    Tibor sah ihn nachdenklich an. »Das ist unterschiedlich.« Er
überlegte. »Du lässt dich also von deinem Vorhaben nicht abbringen?«
    Linus schüttelte den Kopf.
    Sein Großvater seufzte. Er kannte die Sturheit seines Enkelsohnes
nur zu gut. Es würde ihm nicht gelingen, Linus von seinem Plan abzubringen.
»Nun gut, ich helfe dir.« Er hob abwehrend die Hand, als Linus protestieren
wollte. »Keine Widerrede. Ich kenn mich hier aus, und ich lass dich nicht
allein herumgeistern.« Er schmunzelte spitzbübisch. »Und wenn ich es recht
bedenke: Das ist genau das, was wir uns eigentlich vorgenommen hatten.
Nachforschungen anstellen.« Vielleicht hat der Hecker ja etwas mit dem Mord an
Elvira zu tun, dachte er bei sich.
    »Wer ›wir‹?«
    »Frau von Hohenstein und ich.«
    »Ach, eure Agatha-Christie-Gang. Mum hat davon erzählt.« Linus
grinste.
    »Ein bisschen mehr Respekt, mein Sohn.«
    Daraufhin wurde das Grinsen des Jungen nur noch breiter. »Okay,
Mann, wann geht’s los?«
    »Wovon redet ihr die ganze Zeit?« Magdalena war ungehalten. Ihr
Tagesablauf war durcheinandergeraten. Nun war eigentlich Fernseh- und nicht
Besuchszeit. Auch wenn es der geliebte Enkel war. Besuch hatte man nachmittags.
    Tibor nahm die Fernbedienung und schaltete das TV -Gerät
an. »Wir sehen uns jetzt gemeinsam den Spielfilm an.«
    Damit war sie zufrieden. »Was kommt denn?«
    Zweiundzwanzig Uhr dreizehn
    Die Liebesromanze in Technicolor flimmerte eineinhalb Stunden
lang über den Bildschirm. Allerdings folgte nur Magdalena der Handlung. Die
beiden anderen waren mit ihren Gedanken nicht bei der Sache.
    Linus dachte an Anna. An ihre Augen und den niedlichen kleinen
Leberfleck auf ihrer Oberlippe. Da starrte er automatisch immer hin, wenn sie
sich unterhielten. Eigentlich hatte sie mit dieser Schauspielerin in dem
komischen Spielfilm eine gewisse Ähnlichkeit. Anna war zierlich. Lustig war sie
auch. Aber lang nicht so aufgedreht wie die im Film. Zum Glück, da schwirrte
einem ja der Kopf, so viel redete die.
    Sein Opa dagegen studierte die Möglichkeiten, an Informationen über
Hecker heranzukommen. Und die damit verbundenen Risiken. Zum einen wäre da
natürlich seine Personalakte. Aber die war bei der Imhoff im Büro und
sicherlich eingeschlossen. Schlösser knacken gehörte nicht zu seinen Talenten.
Zum anderen könnten sie einen Blick in seinen Spind werfen. Vielleicht fanden
sie dort etwas Brauchbares. Ja, damit würden sie anfangen!
    Als der Film um drei viertel zehn zu Ende war, drückte Magdalena auf
den Aus-Knopf der Fernbedienung und meinte zu Linus: »So, mein Lieber, jetzt
musst du aber nach Hause. Deine Mutter wird sich auch schon Sorgen machen.«
    Der Junge öffnete den Mund, um zu widersprechen. Tibor schüttelte
jedoch schnell den Kopf, stützte sich mit den Händen an den Lehnen seines
Stuhles ab und stand mühsam mit Hilfe von Enkel und Ehefrau auf.
    »Schon gut, Magdalena, ich

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