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Unguad

Unguad

Titel: Unguad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Werner
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bring den Linus zur Tür. Geh du ruhig
schlafen.« Ihr Mann schlüpfte bedächtig in sein Jackett, klopfte auf seine
Taschen und lächelte zufrieden. Er gab Linus ein Zeichen, ihm zu folgen, und
öffnete die Zimmertür. Tibor sah nach rechts und nach links, niemand war im
Gang. Die Luft war rein. Die Nachtbeleuchtung war bereits angeschaltet.
    »Was machen wir jetzt?« Der Junge schloss die Tür hinter sich und
blickte fragend auf seinen Opa hinab.
    »Wir verstecken uns. Lass uns gehen.« Tibor von Markovics wandte
sich nach links, weg vom Schwesternzimmer, aus dem Stimmen leise bis zu ihnen
drangen.
    Langsam, für Linus viel zu langsam, trippelte der Großvater den Flur
entlang. Der Junge blickte sich immer wieder um, ob vielleicht jemand aus dem
Stationszimmer auftauchte. Ich hätte es doch ganz alleine machen sollen, dachte
er sich. Opa ist einfach zu alt. Wenn wir entdeckt werden, schmeißen sie mich
hinaus, und ich hab gar nichts erreicht.
    Inzwischen hatte Tibor vor einer Zimmertür haltgemacht. Da Linus
eben wieder zurückgeschaut hatte, wäre er beinahe in seinen Opa hineingerannt.
Er konnte gerade noch stoppen. Sein Großvater klopfte vorsichtig an und öffnete
auch schon die Tür.
    »Komm.«
    Sie traten in Szabós Zimmer. Ein muffiger Geruch empfing sie. Der
alte Mann lag im Bett und las. Ziemlich perplex schaute er die beiden an. Bevor
er irgendetwas sagen konnte, legte Tibor den Zeigefinger an den Mund. »Schsch.«
    Von Markovics schob sich den einzigen Stuhl zurecht und setzte sich.
Linus sah sich, ebenfalls nach einer Sitzgelegenheit suchend, im Zimmer um. In
Ermangelung einer besseren Alternative ließ er sich in dem Rollstuhl nieder.
    Auffordernd hob Szabó seinen Kopf. »Mi van?«
    »Wir schauen uns um«, erklärte sein Freund.
    »Bei mir?«
    »Nein. Bei dir verstecken wir uns nur.« Tibor war leicht ungehalten.
Weshalb war der Béla immer so begriffsstutzig!
    »Wieso?«
    »Weil wir später ohne Störung ein wenig spionieren wollen.«
    »Spionieren?«
    »Ja. Mein junger Freund hier möchte etwas über den Herrn Hecker
ausfindig machen. Der belästigt anscheinend unsere kleine Anna. Da hätte Linus
gerne ein paar Argumente gegen ihn. Außerdem haben wir ja einen ungeklärten
Mordfall.« Seiner Ansicht nach hatte er alles erschöpfend erklärt.
    Béla Szabó sah ihn trotzdem mit einer nicht gerade verständigen
Miene an. Er schwieg.
    Von Markovics lehnte sich bedächtig zurück. Sie mussten noch einige
Zeit hier verbringen. Er drehte seinen Kopf zu Linus. Sein Enkel hatte sein Handy
hervorgeholt und tippte eifrig darauf herum. Tibor würde nie verstehen, warum
man sich mit diesen seltsamen Telefonen stundenlang beschäftigen konnte. Aber
vielleicht war es gut gegen Langeweile.
    Szabó dagegen fühlte neue Energie in sich aufsteigen. Er schlug die
Bettdecke zurück und verkündete: »Ich komme mit.«
    »Oh nein«, entfuhr es Linus und plötzlich war seine SMS völlig uninteressant, »nicht der auch noch!«
    Sein Opa verzichtete auf einen Tadel ob dieser offensichtlichen
Unhöflichkeit. Er wandte sich stattdessen an seinen Freund: »Bist du dir
sicher, Béla? Du bist doch schon im Pyjama.«
    »Noh. Das kann man ändern. Nicht wahr? Müsst ihr mir nur ein bisserl
helfen. Meine Sachen sind im – izé – im Bad.« Er
wedelte mit seiner Hand in die Richtung.
    »Linus, hol sie bitte«, forderte ihn der Opa auf.
    Der Enkel seufzte laut. »Ich halte das ja für keine gute Idee.«
    Tibor reagierte nicht darauf, sondern nickte ihm auffordernd zu. Der
Junge ergab sich in sein Schicksal, erhob sich aus seinem rollenden Sitz und
schlappte in das Badezimmer. Nach kurzer Zeit war er mit Karohemd, Hose, Socken
und Unterwäsche, die er diskret von sich weghielt, wieder bei den beiden Alten.
Mit vereinten Kräften hatten sie Szabó inzwischen aufgesetzt. Er knöpfte sich
das Schlafanzugoberteil auf. Linus genierte sich. Er legte die Kleidung aufs
Bett und trat zur Seite, um auf einer Kommode vergilbte Fotos in staubigen
Bilderrahmen anzusehen. Ihm schwante schon, dass er mit anpacken musste. Aber
er wollte sich gerne drücken. Er hörte die alten Männer hinter sich vor
Anstrengung schnaufen.
    »Linus, komm doch mal her.« Tibor ließ sich erschöpft auf seinen
Stuhl zurückfallen. »Hilf Béla mit dem zweiten Hemdsärmel. Ich reiche da nicht
hin.«
    Immerhin hatten die beiden es geschafft, Szabó das Unterhemd
anzuziehen. Beim Hemd hatte sich der rechte Ärmel so verdreht, dass der Arm des
alten Mannes nicht

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