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Unguad

Unguad

Titel: Unguad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Werner
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Voller Neugierde, ob man durch die Türen etwas verstand.
    Ein wenig dumpf zwar, aber trotzdem verständlich hörte ich die
Kommissarin Herrn Szabó befragen. Ich fixierte einen imaginären Punkt auf dem
grauen Linoleumboden, damit ich mich ganz aufs Horchen konzentrieren konnte.
    »Wie standen Sie zu Elvira Böhm?«
    »Wie soll ich schon – izé – schon
gestanden haben? Gar nicht. Sie war Pflegerin. Sie hat mich – izé – mich gepflegt.«
    »Kennen Sie sich mit dem Internet aus?«
    »Noh, ich bin ein alter Mann.«
    »Haben Sie im letzten Jahr einen Computerkurs für Senioren gemacht?«
    »Noh ja.«
    »Und war ein Bestandteil des Kurses, sich im Internet
zurechtzufinden?«
    »Noh ja.«
    »Also kennen Sie sich aus?«
    »Egy kicsit.«
    »Wie bitte?«
    »Ein wenig. Ein wenig.«
    Es raschelte Papier. »Das ist die Benutzerliste vom Computerraum.
Ist das Ihre Unterschrift und das und das?«
    »Noh ja.«
    Noch mehr Papiergeraschel. Aus den Augenwinkeln nahm ich eine
Bewegung wahr. Automatisch blickte ich dorthin. In der Weite des Korridors sah
ich eine Rollstuhlfahrerin mit erschreckender Zielstrebigkeit langsam in meine
Richtung rollen. Musste das jetzt sein!
    »Haben Sie sich am 11.04. und am 13.04. über carbacholhaltige
Augentropfen informiert?«
    »Noh, wenn Sie das sagen.«
    An der gegenüberliegenden Wand war eine Holzstange befestigt. Sie
sah beinahe wie die Stange im Ballett aus, an der die Tänzerinnen ihre Übungen
machten. Hier sollte sie das Hinfallen verhindern. Die Rollstuhlfahrerin schob
sich näher heran. Mit einer Hand hielt sie sich am Handlauf fest, um damit die
sparsamen Anschubser durch ihre fast unbeweglichen Füße zu unterstützen. Ein
mühsames Geschäft. Ihre Haare waren zu einem festen Dutt nach hinten gekämmt.
Sie arbeitete sich mit energischem Gesichtsausdruck vorwärts. Ich schaute mit
Bedacht wieder auf den Boden.
    »Hatten Sie dafür einen bestimmten Grund?«
    »Wer weiß. Dachte, ich brauche – izé –
brauche Augentropfen.«
    »Haben Sie denn erhöhten Augeninnendruck? Oder ein Glaukom? In Ihrer
Patientenkartei ist nichts vermerkt.«
    »Noh ja.«
    »Haben Sie am 22.04. diese Tropfen bei einer Internetapotheke
bestellt?«
    »Noh ja.«
    Das schlurfende Geräusch ihrer Hausschuhe wurde immer lauter. Jetzt
hatte sie sich bereits auf drei Meter zu mir herangearbeitet. Ich konnte
deutlich das altmodische Muster auf ihrer Kittelschürze erkennen. Und die
dicken wollenen Strümpfe an ihren Füßen. Was sollte ich sagen, falls sie mich
fragte, was ich hier so lange vor der Tür machte? Ich verschränkte meine Arme
vor der Brust. Wenn ich schon nicht unsichtbar werden konnte, wollte ich
wenigstens einen abwehrenden Eindruck machen.
    »Dies ist der Ausdruck der Internetbestellung. Und dort wurde von
der Poststelle vermerkt, dass Sie am 23.04. ein Päckchen der Internetapotheke
bekommen haben.«
    Schweigen hinter der Tür.
    Die alte Frau war nun kaum noch zwei Meter von mir entfernt. Da erst
wurde mir bewusst, dass sie mich bis jetzt nicht ein einziges Mal angeschaut hatte.
Den Blick starr in die Ferne gerichtet, mühte sie sich Zentimeter für
Zentimeter weiter.
    »Was haben Sie mit den Tropfen gemacht, Herr Szabó?«
    »Noh, ich weiß nicht mehr.«
    »Ist es nicht vielmehr so, dass Sie das Asthmaspray der Elvira Böhm
entwendet und so präpariert haben, dass statt des Cortisons eine Ladung
Carbachol abgegeben wurde? Carbachol ist ein Atemwegsreizstoff, der die
Bronchien verschließt, anstatt sie zu öffnen. Ein tödlicher Fehler bei einem
Asthmaanfall. War es so, Herr Szabó?«
    Ich verhielt mich absolut still. Anscheinend war ich für die Frau
auf diese Weise eins mit der Tür in meinem Rücken. Ein seltsames Gefühl, aber
ein sehr willkommener Umstand. So konnte ich ganz auf das Gespräch hinter der
Tür achten.
    Allerdings hörte ich nichts. Hatte der Szabó nichts gesagt? Oder war
ich abgelenkt gewesen?
    Jetzt wieder die Kommissarin: »Herr Szabó, ich verhafte Sie wegen
Mordes an Elvira Böhm. Packen Sie bitte die Sachen zusammen, die Sie benötigen,
wir nehmen Sie mit. Herr Braun, Sie bleiben bei Herrn Szabó.« Damit wurde die
Tür erneut aufgerissen. Ertappt machte ich einen hastigen Satz zur Seite.
Flüchtig sah ich, dass sich die alte Frau auf ihrem Weg nicht beirren ließ.
    »Frau Schneider. Sie schon wieder!«
    Ich senkte meinen Blick schuldbewusst zu Boden.
    »Oder sollte ich sagen, immer noch?«
    Wahrscheinlich lief ich im Moment puterrot an. »Ich wollte den Herrn
Szabó nur

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