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Unguad

Unguad

Titel: Unguad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Werner
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meisten hockten
aber einfach nur zusammen und quatschten. Jetzt im Sommer wurde die
Vorgehensweise abgewandelt. Es wurde Eistee ausgeschenkt, und eigentlich alle saßen
im Garten unter den alten Obstbäumen. Auf die verwitterten Natursteinmauern
legten sich zumindest die Mädchen Kissen. Eine gespendete Biergarnitur wurde
obligatorisch von Linus und seinen Freunden okkupiert. Als Gag hatten sie ein
Stammtisch-Schild aus Messing aufgestellt, das Tobias zufällig im Sperrmüll
gefunden hatte. Sagte er.
    Bereits in der Küche wusste Linus, dass seine Kumpane schon da
waren. Ihre lauten Stimmen schallten durch den Garten, und das Lachen vom
Dennis hätte er überall herausgehört. Er nahm sich seinen Eistee und
schlenderte nach draußen. Klar, da saßen sie auch schon. Julian hing über dem
Tisch, weil er sich mal wieder mit dem Basti aus seiner Klasse stritt. Zusammen
waren die beiden echte Nervensägen. Tobi redete auf Julian ein, und Dennis
schüttete sich über irgendetwas aus vor Lachen. Es war alles wie erwartet.
Linus sah sich um, ob Anna vielleicht im Garten bei den Mädchen war. Aber nein.
Fehlanzeige. Bis neulich hatte er sie eh noch nie im Sapperlot gesehen.
Vielleicht kam sie immer nur zu ihrem Tai-Chi, und dass es das hier gab, wusste
er ja erst seit vorgestern. Ein wenig enttäuscht stieg er mit seinen langen
Beinen über die Bank, um sich bei den Freunden niederzulassen.
    »Hey. Alter, was geht?« Tobias prostete ihm zu.
    Linus stieß mit seinem Eisteeglas an. »Und? Was steht an?«
    »Du hätt’st mit zum Billard müssen. Hast echt was verpasst, Alter.
Der Julian …« Und damit brachte Tobias eine seiner langatmigen Kurzversionen
von der letzten Aktion. Linus hörte nur mit halbem Ohr hin. Heute langweilten
ihn die anderen.
    Tobias und Julian wollten zum Rauchen vors Sapperlot – Rauchen war
im Gebäude und auf dem Gelände des Jugendtreffs offiziell verboten. Mit der
Zigarette auf der Dachterrasse letztens hatte Tobi fett gegen die Regeln
verstoßen. Linus ging mit vor die Tür. Er überlegte, ob er nicht doch
heimradeln sollte. Ihn freute es heute nicht. Die beiden anderen hatten sich
gerade eine angezündet, als ein Pfiff ertönte. Alle drei schauten sich um. Auf
der anderen Straßenseite stand ein Junge und hob zum Gruß die Hand. Julian
rannte über die Straße.
    »Das ist doch der Florian Sonnleitner.« Linus war platt.
    »Seit wann kennst du den denn?« Tobias schaute dumm aus der Wäsche.
    »Ich war mit ihm in der Grundschule.« Er hatte nicht vor, Tobi von
seinem Altenheimtrip zu erzählen. »Was hat der Julian mit dem zu tun?«
    Tobias kratzte sich am Kopf. »Na ja, der hat gute Connections«, war
die kryptische Antwort.
    Sie beobachteten, wie die beiden Jungen angeregt miteinander
redeten. Es dauerte etwas, bis bei Linus der Groschen gefallen war. »Hat der
euch den Stoff besorgt?«
    Tobias wusste offenbar nicht, ob er mit Linus darüber reden sollte.
Zugegebenermaßen war er der Saubermann in der Gruppe und hatte bei ihren
Sessions noch nie mitgemacht. »Na, nicht direkt.« Er taxierte Linus von der Seite
und entschied sich fürs Weiterreden. »Der hat bloß die Sedis besorgt. Weißt
schon, der Julian kackt bei Schulaufgaben immer ab. Der braucht sein
Apothekenfrühstück. Und der Flo hat echt klasse Munition.«
    »Okay.«
    Julian war mit seiner Besprechung fertig, ließ ein Auto
vorbeifahren, dann lief er wieder zu ihnen.
    »So ein Scheiß.« Frustriert kickte er mit dem Fuß gegen ein
angekettetes Fahrrad, das sich prompt klirrend zur Seite legte.
    »Was ist denn?«, fragte Tobi.
    »Der Flo bringt nichts mehr.« Julian war so was von angepisst.
    »Hä?«
    »Na, er hat Lieferschwierigkeiten.« Ungeduldig schüttelte Julian
eine Zigarette aus der Schachtel, steckte sie sich zuerst verkehrt herum in den
Mund, merkte es, drehte sie um, fingerte sein Feuerzeug aus der Tasche und
klickte ein paarmal ergebnislos über den Anzünder, bis er es endlich schaffte
und die Flamme an das Zigarettenende hielt. Er zog, inhalierte und blies den
Rauch hoch in die Luft.
    »Wieso?«
    Julian nickte mit dem Kopf zu Linus hinüber, zog an der Zigarette.
    »Kannst schon reden, ich weiß Bescheid.« Linus steckte seine Hände
in die Hosentaschen. Ein bisschen verletzt war er schon, dass er bis eben
nichts von der Tablettensache gewusst hatte.
    »Hast deine Babb’n wieder nicht halten können, he?«, fuhr Julian den
Tobias an.
    »Chill mal, Alter. Alles easy. Jetzt erzähl!«
    Julian zupfte sich einen

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