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Unguad

Unguad

Titel: Unguad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Werner
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nachdrücklich durch ihre
Haare und zerstörte so unbeabsichtigt ihre kunstvolle Frisur. Der geflochtene
Zopf hatte sich an manchen Stellen aufgelöst, und hellbraune Haarsträhnen
standen steil nach oben.
    Bevor sie sich lange im Recht fühlen konnte, entgegnete ich: »Das
ist aber noch lange kein Grund, ihn umzubringen!« Ich hatte ebenfalls meine
Stimme erhoben.
    »Pah, was sollte ihn da umbringen. Die sind ganz harmlos.« Sie
unterstrich ihre Worte mit einer wegwerfenden Handbewegung.
    »Von harmlos kann keine Rede sein! Die schädigen die Leber, und wenn
man eh schon eine kaputte Leber hat, kann das ganz schnell gefährlich werden«,
giftete ich zurück. »Und der Szabó hat eine chronische Leberentzündung wegen
seiner Hepatitis C. Das müsstest du ja eigentlich wissen!«
    »Oje.«
    »Ja, oje!
    Nun sagte sie nichts mehr. Zupfte verlegen an ihrer Papierserviette
und sah uns nicht an. Offenbar wurde ihr erst jetzt die ganze Tragweite ihres
Tuns bewusst.
    Martin schlug mit der Hand so heftig auf den Tisch, dass die Gläser
klirrten. »Und dir wollte ich helfen! Meine Güte, Marion. Das war absolut
unverantwortlich, was du gemacht hast. Richtig kriminell!«
    Eine erste Träne löste sich aus ihrem Augenwinkel. »Ich wollte ihm
doch nicht schaden!« Sie schluchzte. »Ich wollte ihn nur ruhigstellen. Das
musst du mir glauben, Martin!« Mit kummervoll hochgezogenen Augenbrauen blickte
sie zu ihm auf.
    »Das ist dir jedoch nicht so recht gelungen. Schließlich hatte er
noch so viel Energie, die Elvira umzubringen.« Das war starker Tobak, ich weiß.
Ihr sozusagen den Mord an Elvira in die Schuhe zu schieben. Aber meine Wut auf
sie brach sich wieder Bahn. Marion heulte. Schmutzige Bäche aus Tränen und Wimperntusche
liefen ihre Wangen hinab.
    »Was machen wir jetzt mit ihr?« Martin schaute mich über ihren
gramgebeugten Kopf hinweg fragend an. Ich zuckte mit den Schultern. Das hatte
sich gerade nicht nach großer Verliebtheit angehört. Marion spähte vorsichtig
über ihre nassgeheulte Serviette. Ihre rot geweinten Augen blickten angstvoll.
Schließlich lag ihr Schicksal im Moment in unseren Händen.
    »Eigentlich müssten wir das der Kommissarin berichten«, antwortete
ich ihm.
    Marion riss ihr Tuch von der Nase und richtete sich auf. »Nein!
Bitte nicht! Ich mach so was auch nie wieder. Ganz bestimmt nicht. Versprochen.
Ehrenwort! Bitte!« Sie flehte und schaute von einem zum anderen. Nochmals
leiser: »Bitte!
    Mein Mann und ich sahen uns an. Ein vertrautes Gefühl erwärmte
meinen Bauch. Vielleicht ist zwischen uns doch noch nicht alles verloren,
dachte ich. Wenn er erst begriffen hatte, welcher Ausbund an Verlogenheit sie
war, ließ er sie bestimmt fallen. Dann wandte ich mich an Marion. »Ich
verspreche jetzt nichts. Aber wir werden bis auf Weiteres schweigen. Oder?«,
fragte ich Martin.
    »Okay. Wir denken darüber nach. Der Job in der geriatrischen
Abteilung ist allerdings gestorben. Das ist dir schon klar, nicht?«
    Sie nickte mit gesenktem Blick.
    »Welcher Job?« Hatte ich mich eben verhört?
    »Na, Marion hat sich in der Geriatrischen beworben, und sie wollte,
dass ich vorab ihre Unterlagen durchsehe«, erklärte Martin ganz sachlich.
    »Deshalb habt ihr euch getroffen?« Das wäre ja wunderbar! Ich
jubilierte innerlich.
    »Ja, klar. Warum sonst?« Martin verstand nicht, warum ich darüber so
glücklich war. Das merkte ich ihm an.
    Na, da hatte ich wohl allen Grund, Marion schleunigst loszuwerden.
»Wir lösen diese Versammlung jetzt auf.« Zur Verdeutlichung erhob ich mich.
    Die beiden folgten meinem Beispiel. Eingeschüchtert gab uns Marion
die Hand: »Danke.«
    Ich brachte sie zur Gartentür. Die Verabschiedung fiel knapp aus.
Ich sah ihr hinterher, wie sie geknickt in den nächtlichen Straßen verschwand.
Dann kehrte ich zu meinem Ehemann zurück. Ich strahlte ihn an.
    »Du wolltest ihr nur bei der Bewerbung helfen?«, fragte ich zur
Sicherheit nochmals nach.
    »Natürlich. Was hast du denn gemeint?« Er trat nahe zu mir und legte
seine Arme um mich.
    Ich kuschelte mich an ihn. »Und ich dachte, du hast eine Affäre mit
ihr.« Diese Verdächtigung war mir ein wenig peinlich. Wie hatte ich nur jemals
so etwas von ihm annehmen können?
    »Spinnst du? Warum denn das?« Martin war der gleichen Ansicht. Er
hielt mich etwas von sich weg, um mir ins Gesicht schauen zu können.
    »Na, der geheime Zettel bei der Vernissage.«
    »Hm?« Er musste erst überlegen, was ich meinte. »Ach das. Da hat sie
mir nur

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