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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Gespräch zwischen alten Freundinnen, einfach so?«
    Â»Ein Gespräch mit einer sehr guten Freundin, die vor ein paar Wochen
ihr einziges Kind verloren hat, ja. Ich war in Sorge um Sie.«
    Â»Und das war alles?«, hakte Eichholz nach. Er wirkte immer noch vollkommen
kalt. Hatte sie wirklich auch nur ein einziges Wort des Bedauerns von ihm
erwartet oder sogar so etwas wie Mitgefühl?
    Â»Ja«, antwortete sie, hielt seinem Blick einen Augenblick lang
trotzig stand und deutete dann ein Kopfschütteln an. »Nein. Nicht nur. Ich
wollte etwas … überprüfen.«
    Â»Und was?«
    Conny wollte antworten, doch Trausch kam ihr zuvor. »Das haben wir
doch alles schon besprochen. Sie bekommen einen detaillierten Bericht mit allen
Einzelheiten, sobald sich Conny … Kollegin Feisst … wieder gefangen hat. Sie hat
gerade eine Freundin verloren und wäre beinahe umgebracht worden.«
    Worin sie ja inzwischen einige Übung hat, antwortete Eichholz’ Blick. Immerhin sprang er weit genug über seinen Schatten,
um es nicht laut auszusprechen. »Ja«, seufzte er. »Bitte, entschuldigen Sie,
Kollegin. Ich kann manchmal ein ziemlich unsensibler Klotz sein, ich weiß. Es
tut mir leid. Ich entschuldige mich für mein Benehmen. Die Situation ist
allerdings leider … nicht ganz so einfach. Ich nehme an, Kollege Trausch hat sie
von der Morddrohung gegen Sie informiert?«
    Conny nickte. Hatte Eichholz sich gerade bei ihr entschuldigt?
    Er wartete ein paar Sekunden lang darauf, dass sie antwortete,
deutete dann ein Schulterzucken an und wandte sich wieder an Trausch. »Sie sind
Frau Feisst also gefolgt und haben vor dem Haus gewartet, bis sie wieder
herausgekommen ist. Und in dieser Zeit ist Ihnen nichts aufgefallen? Niemand
hat das Haus betreten oder verlassen?«
    Â»Nur eine ältere Frau mit zwei Einkaufstaschen«, antwortete Trausch.
»Ich nehme an, die beiden waren schon im Haus … oder sind durch den Hintereingang
gekommen.«
    Â»Oder durch den Keller«, fügte Eichholz hinzu. Sein Blick
verdüsterte sich ein wenig. »Ich habe gerade mit dem Einsatzleiter der
Feuerwehr gesprochen. Das da unten ist das reinste Labyrinth. Es gibt einen
Fahrradkeller, den drei Häuser gemeinsam nutzen. Mit einem Durchgang zu genau
diesen beiden Nachbargebäuden. Sobald die Feuerwehr das Gebäude freigibt, nimmt
sich die Spurensicherung den ganzen Laden vor. Allzu große Hoffnungen habe ich
allerdings nicht. Ein Fahrradkeller für drei Häuser, vierzig oder fünfzig
Leute, die ein und aus gehen, und eine Tür, die nicht einmal ein Schloss hat … genauso
gut könnten wir uns auch den Hauptbahnhof vornehmen.«
    Â»Wir haben die Täter«, erinnerte Conny.
    Â»Ja, wenn sie allein waren«, erwiderte Eichholz. »Davon sollten wir
jedoch nicht unbedingt ausgehen.« Er seufzte. »Also gut – vielleicht ist jetzt
nicht der richtige Moment dafür. Besprechen wir alles später im Präsidium.« Er
sah sie noch einmal nacheinander und jeden für eine endlose Sekunde
durchdringend an. »Und Sie sind ganz sicher, dass Sie keine ärztliche Hilfe
benötigen?«
    Trausch schüttelte den Kopf, und Conny antwortete: »Ich bin doch
sowieso krankgeschrieben.«
    Offensichtlich war das der falsche Ton. Eichholz erinnerte sich
anscheinend endlich wieder daran, dass seine zurzeit so sanftmütige Stimmung
überhaupt nicht zu ihm passte, und sein Blick nahm wieder die gewohnte Härte
an. »Wie Sie meinen«, sagte er kühl. »Dann schlage ich vor, dass wir uns in
einer Stunde in meinem Büro treffen … oder sagen wir besser, in zwei. Ich
fürchte, das hier wird sich noch eine Weile hinziehen.«
    Er seufzte noch einmal tief, stand auf, schüttelte aber auch beinahe
hastig den Kopf, als Trausch sich ebenfalls erheben wollte. »Bleiben Sie
sitzen. Ich habe mit dem Fahrer gesprochen. Der Krankenwagen wird Sie ins
Präsidium bringen. Das macht doch mehr Sinn, als Sie in einen Streifenwagen zu
setzen … oder haben Sie etwas dagegen?«
    Â»Ich wollte schon immer einmal mit Blaulicht und Sirene durch die
Stadt rasen«, antwortete Conny. »Schon als kleines Mädchen. Ich glaube, das ist
der wirkliche Grund, aus dem ich zur Polizei gegangen bin.«
    Eichholz’ Miene gefror endgültig zu einer ausdruckslosen Maske. Er
sagte kein Wort mehr, sondern drehte sich mit einer

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