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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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zurück.«
    Â»Selbstverständlich.« Theresas Mutter trat wortlos näher, warf einen
Blick auf den Einband und machte ein Gesicht, als wäre es ein Porno. »Dieses
grässliche Zeug. Nehmen Sie es ruhig mit. Mein Mann will sowieso nicht, dass
ein solcher Schmutz im Haus ist. Und ich verstehe ehrlich gesagt auch nicht,
wieso sich ein gesundes junges Mädchen mit so etwas beschäftigen kann.«
    Â»Ihr Mann ist ziemlich streng mit Theresa, nicht wahr?«, fragte
Conny, während sie das Buch beinahe hastig in ihrer Handtasche verschwinden
ließ.
    Â»Nein«, antwortete Marianne Schneider. Dann verbesserte sie sich:
»Doch, eigentlich schon«, schüttelte aber zugleich auch den Kopf. »Er meint es
doch nur gut. Glauben Sie mir, er ist nicht so, wie Sie jetzt vielleicht
glauben. Er hat nur Angst um Theresa.«
    Conny sagte nichts dazu, doch ihr Schweigen war anscheinend beredt
genug, denn die grauhaarige Frau wurde nicht nur noch nervöser, sondern fühlte
sich offensichtlich auch genötigt, ihren Mann zu verteidigen. »Ich weiß, dass
er sich gerade unmöglich benommen hat, vor allem Ihnen gegenüber. Immerhin
haben Sie Theresa das Leben gerettet. Aber er ist ein guter Vater, glauben Sie
mir. Er … er versteht eben nicht, warum sich Theresa so verändert hat. Und ich
auch nicht, ehrlich gesagt. Und vielleicht hat er ja sogar recht.«
    Â»Recht? Womit?«
    Â»Mit … mit alledem hier!«, antwortete Marianne Schneider gereizt.
»Sehen Sie sich doch um! Das ist doch nicht gesund! Er hat das immer gesagt,
und ich habe Theresa immer in Schutz genommen. Ich habe gedacht, dass es
irgendwann schon vorbeigeht, aber vielleicht hatte er ja recht.«
    Â»Das hat er bestimmt nicht«, antwortete Conny sanft. »Es ist
genauso, wie Sie es gesagt haben. Eine Phase, die vorbeigeht. In ein paar
Jahren lacht sie darüber … oder es ist ihr peinlich.«
    Â»Aber wenn ich auf meinen Mann gehört und ihn nicht noch überredet
hätte, das alles hier zuzulassen, dann wäre diese ganze schreckliche Sache
vielleicht nicht passiert.«
    Conny war beinahe froh, als sie in diesem Moment Schritte draußen im
Keller hörte und Schneider unter der Tür erschien, die brennende Zigarre in der
rechten Hand, aber wenigstens ohne Bierflasche. Er kam nicht ganz herein,
sondern blieb unter der Tür stehen und sah sich missmutig um. Conny konnte
nicht sagen, ob sein Ausdruck ihr oder dem Anblick des Zimmers galt. Oder
beidem. »Die Polizei ist da«, sagte er. »Sie wollen Sie sprechen.«
    Â»Mich?«, entfuhr es Conny.
    Â»Sie«, bestätigte Schneider paffend. »Ich bin auch ganz begeistert,
einen Streifenwagen mit laufendem Blaulicht vor meiner Tür zu haben. Vielen
Dank auch.«
    Conny sagte gar nichts dazu – auch nicht zu der Tatsache, dass
Schneiders größte Sorge anscheinend seinem Ruf in der Nachbarschaft galt und
erst danach dem Wohl seiner Tochter – sondern ging rasch aus dem Zimmer. Ihre
Mine verdüsterte sich mit jedem schnellen Schritt, mit dem sie den Keller
durchquerte und die Betonstufen hinaufeilte. Sie hatte diese beiden Trottel
ausdrücklich gebeten, Abstand zu halten, und ganz bestimmt nicht, direkt vor
dem Haus zu parken und dabei womöglich auch noch das Blaulicht einzuschalten!
Wenn sie das wirklich getan hatten, dann würde sie dafür sorgen, dass sie
diesen Nachmittag noch lange in Erinnerung behielten!
    Sie stürmte in den halbdunklen Flur hinaus – und stockte.
    Die Haustür stand offen, sodass sie den blausilbernen Streifenwagen
sehen konnte, der tatsächlich mit nervös flackerndem Blaulicht vor dem offenen
Gartentor stand. Die beiden Streifenbeamten waren hereingekommen und blickten
sich mit unübersehbarem Unbehagen um, genau wie Schneider gesagt hatte. Das war
allerdings noch nicht alles.
    Trausch war bei ihnen und empfing sie mit einem Blick, gegen den
alles, was sie auf dem Weg hierherauf gedacht hatte, zu einer schieren
Liebeserklärung verblasste.
    Â»Darf ich fragen, was zum Teufel Sie hier tun?«, fuhr er sie an,
noch bevor sie auch nur ein einziges Wort sagen konnte.
    Conny schluckte die kaum weniger wütende Antwort, die ihr auf der
Zunge lag, herunter und deutete stattdessen mit einem spöttischen Lächeln auf
die beiden Beamten. »Wer von ihnen hat gepetzt?«
    Trausch blieb nicht nur ernst, sondern sah beinahe noch wütender
aus.

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