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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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»Keiner«, fauchte er. »Ich bin hier, weil …«
    Er brach mitten im Wort ab, als Schneider und seine Frau hinter ihr
die Treppe heraufkamen, ließ die beiden aber genauso wenig zu Wort kommen wie
Conny zuvor. »Herr Schneider? Ich bin Kommissar Trausch. Sie erinnern sich?«
    Â»Aus dem Krankenhaus, ja«, antwortete Schneider. »Darf ich fragen,
was …«
    Â»Ihre Tochter«, unterbrach ihn Trausch grob. »Sie haben sie heute
Morgen aus der Klinik geholt.«
    Â»Sie ist entlassen worden«, verbesserte ihn Schneider, wobei er sich – vergeblich – um einen genauso festen Tonfall wie Trausch bemühte. »Und ich
wüsste auch nicht, was …«
    Â»Wo ist sie?«, fiel ihm Trausch ins Wort. »Ist sie hier im Haus?«
    Â»Sie ist nicht da«, mischte sich Schneiders Frau ein. »Wir hatten
einen Streit, und sie ist weggelaufen.«
    Â»Deshalb bin ich hier«, ergänzte Conny.
    Â»Und Sie haben es nicht für nötig gehalten, uns davon in Kenntnis zu
setzen?«, fauchte Trausch. Conny hätte nicht sagen können, wem diese Worte
galten, aber was ihr dafür umso deutlicher auffiel, war, wie aufgebracht
Trausch war. Sie konnte sich nicht erinnern, ihn jemals so wütend erlebt zu
haben. Doch da war auch noch mehr. Sorge?
    Â»Jetzt reicht es aber!«, begehrte Schneider auf. »Was soll denn
dieser Auftritt? Theresa ist schließlich keine Verbrecherin, sondern das Opfer …«
    Â»â€¦Â und möglicherweise in Gefahr«, fiel ihm Trausch zum dritten Mal
ins Wort.
    Â»Was soll das heißen, sie ist in Gefahr?«, wiederholte Theresas
Mutter erschrocken.
    Â»Wahrscheinlich besteht kein Grund, sich wirkliche Sorgen zu
machen«, sagte Conny hastig. »Sie ist wahrscheinlich nur bei ihrer Freundin.
Aber mein Kollege hat recht – es ist besser, wenn wir sie finden.« Dann wandte
auch sie sich direkt an Trausch. »Warum eigentlich?«
    Â»Sehen Sie nicht fern?« Trausch starrte sie an.
    Â»Heute jedenfalls nicht. Wieso?«
    Â»Der Vampir«, antwortete Trausch. »Aisler. Er hat wieder
zugeschlagen. Und diesmal vor laufender Kamera.«
    Das Bild stammte offensichtlich von einer
Überwachungskamera und war ebenso unscharf wie grobkörnig, aber immer noch von
besserer Qualität als die Bilder aus dem IfR, die sie gestern gesehen hatten.
Der Umstand, dass Trausch sie ihr auf einem tragbaren LCD -Fernseher
von der Größe einer Postkarte zeigte, machte es nicht unbedingt besser, doch
Conny verschwendete weder an das eine noch an das andere mehr als einen
flüchtigen Gedanken, denn das, was auf dem Fernseher zu sehen war, schlug sie
so sehr in seinen Bann, dass sie alles andere rings um sich herum vergaß.
    Â»Wäre es nach unserem Freund gegangen, dann würde das jetzt auf
allen lokalen Fernsehstationen laufen«, erklärte Trausch, während er ihr mit
wenigen knappen Gesten gleichzeitig zeigte, wie das winzige Abspielgerät zu
bedienen war. »Jemand hat es dem Sender zugespielt.«
    Â»Welchem?«, erkundigte sich Conny. Auf dem Bildschirm war ein
schlecht beleuchteter Ausschnitt eines praktisch leeren Raumes zu erkennen, der
irgendeine Assoziation in ihr auslösen wollte, ohne dass es ihm wirklich
gelang. Etwas bewegte sich am Bildschirmrand, und man konnte eine Gestalt
erkennen, die mit dem Gesicht nach unten und auf dem Rücken zusammengebundenen
Händen auf dem nackten Betonfußboden lag.
    Â»Es ging an alle Stationen«, schnaubte Trausch. »Unter normalen
Umständen hätte ich jede Wette gehalten, dass einer von diesen Irrsinnigen
nichts Besseres zu tun hat, als das Material sofort auszustrahlen.«
    Â»Und heute?«
    Â»Haben wir Glück gehabt.« Trausch hob die Schultern. »Jetzt fragen
Sie mich nicht, warum. Vielleicht war das Schicksal zum ersten Mal auf unserer
Seite. Statt die Aufnahme auszustrahlen, haben sie es zu uns gebracht … obwohl
ich ziemlich sicher bin, dass sie allesamt eine Kopie zurückbehalten haben.
Wahrscheinlich haben wir nur eine Galgenfrist. Bestenfalls ein paar Stunden,
schätze ich. Aber immerhin.«
    Conny versuchte vergeblich, wenigstens das Geschlecht der gefesselten
Gestalt zu erkennen. Sie hatte langes, dunkles Haar, das zu einem Pferdeschwanz
zusammengebunden war, dunkle Jeans und eine dazu passende Jacke. Immerhin war
es nicht Tess.
    Â»Wissen wir, wo diese Bilder entstanden sind?«, fragte

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