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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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greifenden und manchmal immer verrücktere Blüten treibenden
Sparwut brannte nur jede vierte Neonröhre unter der Decke, was dazu führte,
dass der größte Teil der Tiefgarage zu einem Meer verschwommener Schatten
wurde, im dem formlose … Dinge zu treiben schienen.
Trotz aller Unterschiede erinnerte der Anblick auf beunruhigende Weise an das
schreckliche Kellerlabyrinth des Vampirs, und er hätte sie erschrecken müssen;
ihr Angst machen.
    Das genaue Gegenteil war der Fall. Der Anblick hatte etwas
Beruhigendes. Die Dunkelheit war endgültig zu ihrem Freund geworden. Die
Schatten waren nicht länger Versteck für namenlose Schrecken, die nur darauf
warteten, sie zu verschlingen, sondern im Gegenteil zu ihrer eigenen Zuflucht,
die Sicherheit und Schutz versprach. Trausch warf einen raschen Blick über die
Schulter zurück – als müsse er sich davon überzeugen, dass sie ihm auch
tatsächlich folgte! – schritt ein wenig schneller aus und grub seinen
Schlüsselbund aus der Tasche, steckte ihn aber auch fast in der gleichen
Bewegung wieder ein, um einen einzelnen Schlüssel aus der anderen Jackentasche
zu ziehen. Conny runzelte fragend die Stirn, als sie sah, dass er nicht seinen
eigenen, betagten BMW ansteuerte, der wie üblich
ganz am Ende der Reihe stand, wohin man diesen Schandfleck in der
Fahrzeugflotte der SOKO verbannt hatte, sondern ein
viel neueres, schwarzes Modell. Sie erkannte es erst wieder, als sie den Wagen
fast erreicht hatten.
    Â»Sagen Sie nicht, Eichholz überlässt Ihnen seinen eigenen Wagen«,
entfuhr es ihr.
    Trausch grinste flüchtig und zielte demonstrativ mit der
Fernbedienung auf den schwarzen BMW . Die Türen
entriegelten sich mit einem schweren Klacken, das als mehrfach gebrochenes Echo
in der Garage widerhallte. Ihre Phantasie machte etwas anderes daraus, etwas,
das gut das Geräusch eines Springmessers sein konnte, dessen schartige Klinge
aus dem Griff fuhr.
    Â»Wohl eher sein GPS «, antwortete er,
während er einen Schritt zulegte, um vor ihr am Wagen zu sein und ihr die Tür
aufzuhalten. »Damit er immer weiß, wo ich bin.«
    Conny blickte fragend, und Trauschs Schuljungen-Grinsen erlosch und
machte einem mitleidigen Ausdruck Platz. »Was dachten Sie, wo ich so schnell
hergekommen bin? Den Wagen zu orten hat keine drei Minuten gedauert. Eichholz
hat mich angerufen, und ich war zufällig ganz in der Nähe.« Er wartete, bis sie
eingestiegen war, schloss – noch immer ganz Gentleman der alten Schule – die
Tür hinter ihr und eilte um den Wagen herum. Nachdem er hinter dem Lenkrad
Platz genommen und den Motor angelassen hatte, redete er ansatzlos weiter.
»Hätten Sie auf mich gewartet, dann wäre vielleicht so manches anders
verlaufen.«
    Â»Sie meinen, dann wären die beiden Mädchen jetzt vielleicht tot«,
antwortete Conny. Die plötzliche Feindseligkeit in ihrer Stimme erschreckte sie
selbst, aber Trausch warf ihr nur einen leicht irritierten Blick zu und drehte
sich dann umständlich im Sitz um, um den Wagen rückwärts aus der Parklücke zu
rangieren.
    Â»Entschuldigung«, setzte sie hastig nach. »Das … wollte ich nicht
sagen.«
    Â»Doch, das wollten Sie«, antwortete Trausch; allerdings erst,
nachdem er den Wagen umständlich zweimal hin und her rangiert und die bullige
Schnauze auf das Tor am anderen Ende der Garage ausgerichtet hatte. Conny hatte
das Gefühl, er würde innerlich aufatmen, diese schwere Aufgabe bewältigt zu
haben. »Und es gibt keinen Grund, sich für irgendetwas zu entschuldigen. Nicht
nach dem, was Sie heute durchgemacht haben. Wenn es jemanden gibt, der sich
entschuldigen muss, dann bin ich das. Ich hätte Sie nie allein dort
zurücklassen dürfen.«
    Â»Wo?«
    Trausch tippte auf einen der zahlreichen zusätzlichen Knöpfe, die am
Armaturenbrett des BMW angebracht waren, und das
Schiebedach begann sich summend zu öffnen. Conny beugte sich rasch zur Seite,
schloss es wieder und betätigte den Schalter, der das Garagentor öffnete, was
ihr sonderbarerweise allerdings keinen Dank, sondern einen eher ärgerlichen Blick
von Trausch eintrug. »In dieser verdammten Leichenhalle«, antwortete er. »Wenn
ich dabei gewesen wäre, als dieser Kerl angerufen hat …«
    Â»Er hat nicht angerufen«, unterbrach ihn Conny.
    Trausch sah sie stirnrunzelnd an, und sie fuhr fort: »Er

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