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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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überrascht?
    Â»Nein, einen Freund bei der Polizei«, antwortete Eichholz. »Ich
weiß, wie das klingt. Aber es würde eine Menge erklären. Mehr als hundert
Beamte haben einen Monat lang nach dem angeblichen Vampir gefahndet, ohne dass
wir auch nur den Hauch einer Spur gefunden hätten. Ich muss Ihnen das nicht
erzählen. Sie waren eine davon. Wenn er wirklich einen Freund bei der Polizei
gehabt hat, dann würde das wirklich eine Menge erklären.«
    Â»Aha. Und jetzt glauben Sie also, dass ich dieser Freund war?« Conny
lachte schrill auf. Zwei oder drei Männer in ihrer unmittelbaren Nähe wandten
überrascht die Köpfe und sahen in ihre Richtung, blickten jedoch hastig wieder
weg, als Eichholz sich regte.
    Â»Sie vergessen dabei nur ein paar Kleinigkeiten«, erinnerte sie ihn.
»Ich kannte zuvor weder Aisler noch einen seiner Groupies .
Und das erste Opfer war die Tochter meiner besten Freundin. Sie glauben doch
nicht wirklich, was Sie da reden?«
    Â»Ich bin Polizist, Frau Feisst«, antwortete Eichholz kühl. »Genau
wie Sie. Und da muss ich mich an eine Faktenlage halten, die zurzeit leider
deutlich gegen Sie spricht. Es gibt einfach zu viele Ungereimtheiten. Zu viele
Fragen, auf die ich noch keine Antwort habe. Und zumindest ein paar, von denen
ich sicher bin, dass Sie die Antworten kennen und sie
mir nur nicht sagen wollen. Warum?«
    Â»Sie glauben nicht wirklich, dass ich etwas mit Trauschs Tod zu tun
habe, oder?«
    Â»Sagen Sie es mir«, erwiderte Eichholz.
    Conny schloss nur für einen Moment die Augen und fragte sich, wann
dieser Albtraum ein Ende haben würde. Das Schlimme war, dass sie Eichholz tief
im Innern beipflichten musste. Es sah nicht gut für
sie aus. Man würde sie nicht wegen des Mordes an Trausch verurteilen, aber es
sprach einfach zu viel gegen und viel zu wenig für sie. Und selbst, wenn sie
irgendwie aus dieser Geschichte herauskam (was ihr wenig wahrscheinlich
erschien), würde ihr Leben nie wieder so sein, wie es einmal gewesen war; oder
auch nur so, wie es vielleicht hätte sein können .
Vlad, dachte sie bitter, hatte sein Ziel erreicht. Die Conny, die es einmal
gegeben hatte, existierte nicht mehr. Er hatte sie zerstört. Und sie wusste
noch nicht einmal, warum.
    Â»Wenn Sie mich verhaften wollen, dann tun Sie es«, sagte sie
trotzig, funkelte ihn herausfordernd an und hob schließlich zum zweiten Mal die
aneinandergebundenen Hände. »Wenn nicht, dann lassen Sie mich in Ruhe und
nehmen mir endlich diese verdammten Dinger ab!«
    Â»Ich sollte es eigentlich tun«, antwortete Eichholz. »Sie verhaften,
meine ich. Genau genommen müsste ich es wahrscheinlich, so, wie die Dinge im
Moment liegen. Aber eigentlich möchte ich es nicht. Geben Sie mir einen
einzigen guten Grund, es nicht zu tun.«
    Â»Weil ich unschuldig bin?«, schlug Conny vor.
    Das war ganz eindeutig nicht die Antwort gewesen, auf die Eichholz
gehofft hatte. Seine Stirn umwölkte sich, und für eine oder zwei Sekunden war
sie sicher, dass er nun aus der Haut fahren und wieder zu demselben ungerechten
und überheblichen Idioten werden würde, als den sie ihn vom ersten Tag an
kennengelernt hatte. Dann jedoch schüttelte er nur mit einem nochmaligen
Seufzen den Kopf, stand auf und winkte den erstbesten uniformierten Kollegen
heran, der ihm unter die Augen geriet. »Machen Sie Kollegin Feisst die Dinger
ab, und zwar schnell«, polterte er. »Und dann will ich den Namen des Idioten,
der sie ihr überhaupt erst angelegt hat!«
    Wenigstens einer dieser beiden Wünsche wurde ihm sofort erfüllt. Ein
uniformierter Beamter, der höchstens zwanzig Jahre alt war und ihrem Blick
betreten auswich, eilte herbei und fummelte mit zitternden Fingern einen
winzigen Schlüssel in die Handschellen. Er brauchte trotzdem drei Versuche, bis
sie mit einem hörbaren Klicken aufsprangen, und Conny konnte nur mit Mühe den
Impuls unterdrücken, sich mit einem erleichterten Seufzen die Handgelenke zu
massieren. Die Dinger taten weh .
    Â»Danke«, sagte sie nur und grinste trotzig.
    Eichholz deutete ein Nicken an. »Ich lasse Sie jetzt ins Präsidium
bringen und bestelle einen Arzt dorthin. Ich nehme an, das ist Ihnen lieber,
als ins Krankenhaus gebracht zu werden?«
    Conny nickte, und Eichholz fuhr nach einem irgendwie verärgert
wirkenden Stirnrunzeln, aber in unverändertem Ton fort: »Ich rede

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