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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gemocht haben und
der Ihnen anscheinend auch nicht vollkommen gleichgültig war. Und nebenbei auch
noch einer meiner besten Männer. Ich muss Ihnen nicht erzählen, dass mich in
diesem Fall alles etwas angeht.« Er schnippte seine
Zigarettenasche zu Boden, was Conny auf eine vollkommen absurde Art wütend
machte. Es war respektlos Trausch gegenüber, und es würde ihm auch nicht
unbedingt die ewige Dankbarkeit ihrer Kollegen von der Spurensicherung
einbringen. Nachdem sie das Schlafzimmer Stück für Stück auseinandergenommen
hatten, fielen sie in ihren weißen Alien-Anzügen und mit all ihren Kameras und
technischen Spielzeugen jetzt über das Studio her, in dem sie gestern Abend
gesessen hatten; und wahrscheinlich auch über den Rest des Hauses. Conny kam
erst jetzt richtig zu Bewusstsein, dass sich außer Eichholz und ihr mindestens
ein Dutzend weiterer Männer hier drinnen aufhielten. Anscheinend hatte Eichholz
die gesamte SOKO Vampir zusammengetrommelt.
    Â»Also?«
    Â»Nichts also«, antwortete Conny scharf. »Wir haben miteinander
geschlafen, okay? War es das, was Sie wissen wollten? Oder interessieren Sie
sich auch noch für Details?«
    Â»Im Augenblick jedenfalls nicht«, antwortete Eichholz ungerührt.
»Sie haben also miteinander geschlafen. Bis wann, ungefähr?«
    Â»Ich habe nicht auf die Uhr gesehen«, fauchte Conny. »Vielleicht
eine Stunde, oder auch zwei. Warum fragen Sie nicht die beiden Spione, die Sie
uns vor die Tür gesetzt haben?«
    Eichholz ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Das Licht hier in
diesem Raum ist acht Minuten nach Mitternacht ausgegangen. Weitere vier Minuten
später auch das im Bad. Das Schlafzimmer liegt nach hinten heraus. Das Fenster
ist von der Straße aus nicht sichtbar. Sie sind also irgendwann zwischen eins und
zwei eingeschlafen. Vielleicht auch etwas später. Und dann?«
    Â»Was … dann?«
    Â»Sie haben nichts gehört, nichts gesehen? Ihnen ist nichts
aufgefallen? Auch nicht später? Jetzt, im Nachhinein? Denken Sie in aller Ruhe
darüber nach. Wir haben Zeit.«
    Das Verrückte war, dass sie ganz genau zu spüren glaubte, dass seine
Freundlichkeit nicht gespielt war. Er meinte es ernst. Er wollte ihr helfen, aber diese Erkenntnis machte sie nur umso wütender.
    Â»Was glauben Sie?«, fauchte sie. »Dass ich neben ihm im Bett gelegen
und mitbekommen habe, wie ihm jemand die Kehle durchgeschnitten hat, ohne etwas
zu sagen?«
    Â»Ich glaube gar nichts, und als die Kehle
durchgeschnitten würde ich das nicht mehr unbedingt bezeichnen«,
antwortete Eichholz ruhig. »Trausch wurde nahezu enthauptet. Der Arzt meint,
dass es eine größere Waffe gewesen sein muss … eine Machete, ein großes
Schlachtermesser … etwas in dieser Art. Vielleicht sogar ein Schwert.«
    Â»Und?«
    Â»Und«, erwiderte Eichholz ruhig, »das bedeutet, dass die Sache mit
großer Wahrscheinlichkeit nicht gerade lautlos vonstatten gegangen ist und auf
jeden Fall eine ziemliche Schweinerei gewesen ist. Und Sie haben nichts davon
bemerkt?«
    Â»Selbstverständlich habe ich es mitbekommen«, antwortete Conny
giftig. »Aber ich war müde, und es war mir einfach zu lästig, mich umzudrehen
und um Ruhe zu bitten.« Sie hob die Schultern. »Sie wissen ja, wie das ist.«
    Eichholz ignorierte auch diese Antwort und sah sie nur weiter
traurig und vorwurfsvoll an, und seine einzige Reaktion darüber hinaus bestand
darin, einen weiteren tiefen Lungenzug aus seiner Zigarette zu nehmen und noch
mehr Asche auf den Boden zu streuen. »Ich muss Ihnen nicht sagen, wie sich das
anhört, oder?«
    Nein, das musste er nicht. Conny hatte ja schon beinahe
Schwierigkeiten, sich selbst zu glauben. Sie schwieg.
    Â»Also gut.« Eichholz seufzte tief. »Vielleicht verlange ich auch
einfach zu viel von Ihnen. Möglicherweise fällt Ihnen ja doch noch das eine
oder andere ein, wenn Sie ein wenig zur Ruhe gekommen sind. Sie sind vollkommen
sicher, dass Sie keinen Arzt benötigen?«
    Conny musste eine Weile in ihren Erinnerung graben, um den Sinn
dieser Frage überhaupt zu ergründen. Bevor – vielleicht auch nachdem – man ihr
die Handschellen angelegt hatte, hatten ihre Kollegen sie mehrmals gedrängt,
sich untersuchen und im Zweifelsfall auch irgendeine Spritze geben zu lassen.
Als ob irgendetwas davon Trausch wieder lebendig machen

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