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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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einem milde gestimmten
Richter leicht zwei bis drei Jahre Jugendstrafe zusammen. Irgendwie hat ihm die
Vorstellung nicht gefallen, glaube ich.«
    Â»Und er hat Ihnen verraten, wo Aislers Double steckt?«
    Â»Nein, aber eine Menge anderer interessanter Details. Aisler – der
echte Aisler – war anscheinend doch nicht der große Einzelgänger, für den wir
ihn bisher gehalten haben.«
    Â»Er hatte einen Komplizen?«
    Â»Nicht im klassischen Sinn«, erwiderte Eichholz. »Ich würde sie eher
als Groupies bezeichnen.«
    Â»Groupies? Bei einem Serienmörder?«
    Â»Die Jungs wussten nichts von der Morden«, antwortete Eichholz
schulterzuckend. »Jedenfalls behauptet er das. Die übliche Geschichte: ein paar
dumme Kinder, die nichts mit ihrer Zeit anzufangen wissen und auf noch dümmere
Ideen kommen. Schwarze Messen und laute Musik und vermutlich ein bisschen Gras … normalerweise
endet so etwas schlimmstenfalls mit einem Brummschädel und ein paar
Sozialstunden wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz. Aisler war so
etwas wie ihr …«, er suchte nach dem richtigen Wort, »Guru. Ihr Anführer eben.
Hat sich von ihnen bewundern lassen, den charismatischen Führer gespielt und
seinen angeblichen Ruhm kräftig ausgenutzt, um seine Jungen für sich springen
zu lassen und ab und zu ein Mädchen aufzureißen.«
    Â»Lassen Sie mich raten«, sagte Conny. »Das geht seit ungefähr zwei
Jahren so.«
    Â»Etwas mehr als anderthalb, laut ihrem kleinen Freund mit dem
zerschnittenen Gesicht«, antwortete Eichholz. »Ihre Eltern waren vermutlich
nicht glücklich über die Freizeitbeschäftigung ihrer Sprösslinge, aber im
Grunde war die Geschichte vollkommen harmlos.«
    Â»Nur, dass es Aisler irgendwann einmal nicht mehr gereicht hat«,
fügte Eichholz hinzu. »Angeblich haben die anderen nichts davon gewusst,
jedenfalls nicht von Anfang an. Ich glaube ihnen.«
    Â»Warum?«
    Â»Sie sind zu siebt«, erwiderte Eichholz. »Vielleicht auch zu acht,
so genau wissen wir das noch nicht. Die meisten sind noch Kinder, auch wenn sie
vielleicht nicht mehr so aussehen. Sie hätten es nicht durchgestanden, die
ganze Zeit über zu schweigen. Einer von ihnen hätte geredet. Ihr kleiner Freund
Frank jedenfalls behauptet, sie hätten erst aus dem Fernsehen erfahren, was ihr
dunkler Herrscher wirklich getan hat.«
    Â»Und auch dann ist keiner von ihnen auf die Idee gekommen, sich bei
uns zu melden?«
    Â»Angeblich wollten sie es«, sagte Eichholz. »Aber dann ist Aisler
von den Toten auferstanden und zurückgekommen, und dann war für sie klar, dass
er tatsächlich so etwas wie der Stellvertreter Satans auf Erden ist.« Er zuckte
erneut mit den Schultern. »Kinder eben.«
    Â»Kinder?« Conny dachte an Sylvia und den unversöhnlichen Hass in den
Augen des Jungen, der mit seiner Stahlkralle auf sie losgegangen war. So, wie
sie das Wort ausgesprochen hatte, bekam es selbst in ihren eigenen Ohren einen
bitteren Klang.
    Eichholz sah zuerst sie und dann ihre mit Handschellen
aneinandergebundenen Handgelenke an und ging darüber hinaus nicht weiter darauf
ein. »Bisher wissen wir noch nicht alle Einzelheiten. Eigentlich haben wir
nicht mehr als das Gestammel eines verängstigten Kindes, das allmählich begreift,
was für einen gewaltigen Mist es gebaut hat, und sich vor Angst schon zweimal
in die Hosen gepinkelt hat.«
    Â»Und deshalb …« Conny hob die aneinandergeketteten Hände, und
Eichholz wich dem Anblick geflissentlich aus und fuhr nun schon beinahe im
Plauderton fort: »Immerhin scheint eine Menge von dem zu stimmen, was er
erzählt hat. Bis auf zwei haben wir die Jungs bisher eingesammelt, und die
letzten beiden kriegen wir auch noch. Wie gesagt: Nachdem er einmal begriffen
hat, wie tief er wirklich in Schwierigkeiten steckt, hört das Jüngelchen gar
nicht mehr auf zu reden. Und es gibt da noch eine Kleinigkeit. Bis jetzt ist es
nur eine Behauptung, aber sollte sie sich als wahr erweisen, dann würde sie
eine Menge erklären.«
    Conny ließ die Arme wieder sinken. Die Handschellen klirrten leise,
und sie hatte plötzlich eine ganz andere Art von ungutem Gefühl. »Und welche?«
    Â»Sie behaupten, ihr Meister hätte einen mächtigen Freund, der ihn
beschützt.«
    Â»Vlad«, murmelte Conny. Warum war sie nicht

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