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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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tatsächlich ehrlich meinte. Und vielleicht tat er das ja
sogar, auf seine Art. Nicht, dass das an dem Ergebnis – zumindest für sie –
irgendetwas ändern würde. »Und was erwarten Sie jetzt von mir?«, fragte sie.
»Dass ich Ihnen alles gestehe und Sie um Gnade anflehe?«
    Â»Gäbe es denn etwas zu gestehen?«, bohrte er nach.
    Â»Eine Menge«, erwiderte Conny. »Aber nicht das, was Sie gerne hören
würden.«
    Â Â»Warum überlassen Sie diese
Entscheidung nicht mir? Überlegen Sie es sich gut, Conny. Das ist jetzt
vielleicht ihre allerletzte Gelegenheit, noch irgendwie aus dieser Geschichte
herauszukommen. Wir sind allein. Niemand hört uns zu, und ich habe auch kein
Aufzeichnungsgerät dabei.« Er entblödete sich nicht einmal, die Jacke zu öffnen
und eine auffordernde Kopfbewegung zu machen. »Sie können sich davon
überzeugen, wenn Sie wollen.«
    Conny würdigte ihn nicht einmal einer Antwort, und Eichholz schloss
seine Jacke umständlich wieder, ließ sich zurücksinken und versuchte
vergeblich, eine einigermaßen bequeme Stellung auf der harten Bank zu finden.
Conny sah kurz nach vorne und erkannte, dass sie das Ende des Hindernisparcours
aus kreuz und quer aufgestellten Polizeifahrzeugen erreicht hatten und nun auf
die Hauptstraße einbogen. Der Wagen wurde schneller, und aus dem sanften
Zittern der metallenen Bank unter ihr wurde ein nun wirklich unangenehmes
Rütteln und Hüpfen. Eichholz verzog erneut das Gesicht.
    Â»Also gut«, seufzte er. »Ich weiß zwar selbst nicht genau, warum ich
das tue, aber ich gebe Ihnen noch eine letzte Chance, Conny. Sagen Sie mir hier
und jetzt die Wahrheit. Erzählen Sie mir alles, was passiert ist, und ich sorge
dafür, dass Sie mit einem blauen Auge davonkommen. Vielleicht auch mit zweien … ich
kann nichts versprechen. Es wird allerdings mit Sicherheit nicht so schlimm,
wie es wird, wenn sie weiter auf stur schalten. Was ist wirklich passiert? Was
haben Sie mit Aisler und diesen verrückten Kids zu tun? Sehen Sie … es ist
vollkommen egal, was ich glaube. Man wird Ihnen
Fragen stellen. Nicht nur ich, sondern andere. Andere, die es vielleicht
weniger gut mit Ihnen meinen.«
    Â»Noch weniger?«, fragte Conny spöttisch.
    Ein kurzes Aufblitzen von Unmut erschien in Eichholz’ Augen und
verschwand wieder. »Sie nehmen die Sache immer noch nicht ernst, glaube ich.
Hören Sie mir zu, Conny. Sie haben jetzt und hier die Wahl, mich endgültig zu
Ihrem Feind zu machen oder zu jemandem, der versuchen wird, zumindest den
größten Schaden von Ihnen abzuwenden.«
    Â»So, wie Sie es die ganze Zeit über getan haben, vermute ich«, sagte
Conny. Sie spürte selbst, dass ihre Stimme lauter geworden war, und musste auch
diesmal wieder nicht zur Fahrerkabine hinsehen, um zu wissen, wie aufmerksam
sie beobachtet und belauscht wurden.
    Â»Das ist Unsinn, und Sie wissen das auch«, entgegnete Eichholz. »Wir
waren niemals Freunde. Doch das hat keine persönlichen Gründe.«
    Â»Sondern?«, fragte Conny.
    Â»Ich halte Sie einfach nicht für eine gute Polizistin«, antwortete
Eichholz, »und ich glaube nicht, dass ich irgendjemandem – Sie eingeschlossen –
einen Gefallen damit getan hätte, so zu tun, als wäre es nicht so. Sie hatten
Ihre Chance. Sie haben es vielleicht niemals bemerkt, aber ich habe Ihnen jede
Gelegenheit gegeben, mich vom Gegenteil zu überzeugen. Leider haben Sie sie
nicht ergriffen. Ganz im Gegenteil. Ihr Verhalten hat mich nur in meiner
Meinung bestärkt.«
    Â»Und wieso?«, wollte Conny wissen.
    Â»Glauben Sie, es wäre das erste Mal, dass ich so etwas erlebe,
Conny?«, fragte er. Schon wieder sprach er sie mit dem Vornamen an, und es war
ihr genauso unangenehm wie beim ersten Mal. Aus seinem Mund klang es nicht
vertraulich, sondern irgendwie … lauernd. »Bestimmt nicht. Es passiert immer
wieder, und gerade Leuten wie Ihnen. Polizisten, die nicht wirklich schlecht in
ihrem Beruf sind, aber auch nicht wirklich gut, so wie Trausch es gewesen ist,
und die das auch wissen. Irgendwann sehen sie eine Chance, allen zu zeigen, was
wirklich in ihnen steckt. Sie wissen etwas, was kein anderer weiß. Eine
Information, über die sie vielleicht durch Zufall gestolpert sind oder an die
sie auf nicht ganz legale Weise gekommen sind.« Er hob die Hand, als ihn Conny
unterbrechen

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