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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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uns auch nur
ein Wort davon zu sagen! Und jetzt schickt er Ihnen eine private E -Mail, damit Sie es noch einmal
versuchen können! Außerdem duzt er Sie! Was glauben Sie wohl, was sich
Eichholz dabei denkt?«
    Es dauerte eine Weile, bis sie begriff, worauf er hinauswollte. Sie
starrte ihn an. »Sie glauben doch nicht etwa, dass ich etwas damit …?«
    Â»Nein«, unterbrach sie Trausch. »Natürlich nicht. Das glaubt nicht
einmal Eichholz. Aber das wird ihn möglicherweise nicht daran hindern, so zu
tun, als würde er es glauben. Er zählt nicht unbedingt zu Ihren besten
Freunden, wenn ich mich nicht irre. Das war sehr dumm von Ihnen, Conny.«
    Treffender hätte sie es nicht ausdrücken können, dachte sie bitter. Dumm war gar kein Ausdruck. Es war schlicht und einfach
dämlich gewesen, einfach bescheuert und vollkommen irrsinnig …
    â€¦Â und ganz und gar nicht ihre Art. Sie hatte schon vor sehr langer
Zeit begriffen, dass sie nicht zu den talentiertesten Mitarbeiterinnen gehörte,
die Eichholz hatte, aber bisher hatte sie sich wenigstens auf ihre Vernunft
verlassen können und ihren Instinkt, der sie mehr als einmal davor bewahrt
hatte, eine Dummheit zu begehen oder in eine der Fallen zu tappen, die Eichholz
ihr regelmäßig stellte.
    Diesmal hatte sie sie selbst aufgestellt und war prompt
hineingestolpert.
    Kurz dachte sie daran, ihm von ihrem Traum zu erzählen, entschied
sich aber dann dagegen; nicht einmal sosehr, weil sie eine ziemlich konkrete
Vorstellung davon hatte, wie Eichholz reagieren würde, wenn sie jetzt anfing,
von einem Traum zu erzählen, sondern es ihr auch
peinlich gewesen wäre. Auf einer Ebene, die sie nicht mit Worten erklären
konnte, hatte diese zweite und imaginäre Begegnung mit Vlad etwas so Intimes
gehabt, dass es ihr einfach unmöglich war, mit irgendjemandem darüber zu
sprechen.
    Â»Also gut.« Trausch machte eine Handbewegung, wie um das Thema
endgültig wegzuwischen. »Im Moment haben wir Wichtigeres zu besprechen. Zu
allererst: Wie fühlen Sie sich? Sind Sie halbwegs fit?«
    Statt direkt zu antworten, nahm Conny die Sonnenbrille ab und
gewährte ihm einen Blick auf ihr grün und blau geschlagenes Gesicht. Er
musterte sie interessiert, wenn auch eher überrascht als erschrocken, und er
sagte nahezu dasselbe, was sie vorhin beim Blick in den Spiegel gedacht hatte.
    Â»Das sieht nicht gerade gut aus, aber ich hätte Schlimmeres
erwartet. Sie haben Glück gehabt.«
    Conny setzte hastig die Sonnenbrille wieder auf; nicht nur, weil das
Sonnenlicht unangenehm hell und fast schmerzhaft in ihre Augen stach. Sie
konnte nicht sagen, warum, aber seine Worte jagten ihr einen kalten Schauer
über den Rücken. Rasch drehte sie den Kopf und sah aus dem Fenster. Ohne, dass
sie es bemerkt hatte, waren sie auf die Stadtautobahn aufgefahren und rasten
mit mindestens hundertdreißig Stundenkilometern in Richtung Flughafen. Etliche
Fahrer, die sie überholten, hupten wütend oder blinkten ihnen mit der Lichthupe
hinterher.
    Â»Wir sind gleich da«, sagte Trausch. »Wenn Sie einen guten Rat von
mir annehmen wollen, dann seien Sie ehrlich, wenn Eichholz Sie gleich
anspricht. Und kommen Sie ihm bloß nicht mit Ihrer Privatsphäre oder so was.«
    Das war vermutlich ein wirklich gut gemeinter Rat – und so nebenbei
das einzig Vernünftige, was sie überhaupt noch tun konnte. Dennoch wandte sie
sich ihm wieder zu und fragte in fast trotzigem Ton. »Wieso hat Eichholz Sie
überhaupt geschickt, um mich abzuholen, wenn er mir nicht traut?«
    Â»Weil Sie die Einzige sind, die den Kerl sicher identifizieren
kann«, antwortete Trausch, zögerte einen Moment und grub dann einen zweiten,
eng zusammengefalteten Zettel aus der anderen Jackentasche. »Und deshalb.«
    Conny faltete das Blatt mit einem sehr unguten Gefühl auseinander
und strich es mit dem Handrücken glatt, um die winzige Schrift überhaupt zu
entziffern, und ein nicht einmal so kleiner Teil von ihr wünschte sich fast,
sie hätte es nicht getan, nachdem sie den Text gelesen hatte.
    Es handelte sich ebenfalls um den Computerausdruck einer E -Mail, die allerdings diesmal nicht an sie adressiert
war, sondern an Eichholz, mit einem cc-Vermerk an Trausch. Der Text lautete: Bringt
Conny mit, wenn ihr ihn haben wollt.
    Sie brauchten noch knapp fünf Minuten, um ihr Ziel zu
erreichen, das nur zwei Ausfahrten

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