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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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das wie eine Mischung aus einem
rollenden Fernsehstudio und der Brücke der Enterprise aussah. Zwischen den mit
Computern, Bildschirmen und allen möglichen technischen Gerätschaften
vollgestopften Regalen auf beiden Seiten blieb gerade noch ein schmaler Gang,
in den sie nur hintereinander treten konnten. Zwei Techniker in Zivil – beide
mit altmodischen Headsets ausgerüstet und damit beschäftigt, mindestens ein
halbes Dutzend Monitore gleichzeitig im Auge zu behalten, saßen an den Geräten
und nickten kurz, als sie eintraten. Eichholz ignorierte sie und zog die Tür
hinter sich zu. Der Motor wurde angelassen, und der Wagen fuhr los, noch bevor
sie Gelegenheit fand, sich zu setzen, sodass sie schmerzhaft mit der Hüfte
gegen die Kante des eisernen Regals prallte.
    Eichholz klopfte mit den Fingerknöcheln gegen die vergilbte
Trennscheibe zum Führerhaus. »In die Tiefgarage. Aber fahren Sie langsam.«
    Der Wagen schien ganz im Gegenteil eher schneller zu werden,
gleichzeitig jedoch auch ruhiger, sodass Conny es wagte, ihren Halt loszulassen
und sich zu einem der beiden noch freien Bürostühle vorzutasten, die es
anstelle von Sitzen gab. Conny fragte sich vorsichtshalber nicht, was passieren
würde, wenn der Wagen in einen Unfall verwickelt würde, während sie auf so
einem Ding saß.
    Â»Haben Sie mir vielleicht etwas zu sagen?« Eichholz hatte auf dem
letzten freien Stuhl Platz genommen und stemmte sich mit dem linken Arm gegen
eines der Regale, um nicht ununterbrochen hin und her zu rollen. Unter dem
anderen Arm trug er ihren zusammengeklappten Laptop. Er war noch eingeschaltet.
    Â»Ich wüsste nicht, was.«
    Das war die falsche Antwort, wie sie in seinen Augen lesen konnte.
Dennoch blieb er äußerlich ruhig. »Ich habe soeben die größte Polizeiaktion
anlaufen lassen, die es seit zwanzig Jahren in dieser Stadt gegeben hat«, sagte
er ruhig. »Ich habe zwei komplette Wohnblocks evakuieren lassen, und jeder, der
den dritten betreten oder verlassen will, wird auf der Stelle verhaftet und
weggebracht. In ein paar Minuten werden zweihundert schwer bewaffnete SEK -Beamte eine komplette Etage stürmen, vierzehn Türen
eintreten und mindestens dreizehn unbescholtenen Bürgern nebst ihren Familien
gründlich das Mittagessen verderben, von dem Verkehrschaos, das diese Aktion in
der halben Stadt anrichtet, ganz zu schweigen. Ich wüsste einfach nur gern,
warum ich das getan habe.«
    Â»Um einen Serienmörder zu schnappen?«
    Das war die falsche Antwort. Sie musste Eichholz nicht einmal
ansehen, um das zu wissen.
    Â»Dieser Kerl, der Sie so großzügig mit Informationen versorgt – wer
ist das? Was haben Sie mit ihm zu tun?«
    Â»Nichts«, antwortete sie. »Ich kenne ihn nicht. Ich habe ihn gestern
in dieser Diskothek zum ersten Mal gesehen. Das ist die Wahrheit.«
    Â»Und vorher?« Eichholz legte ihren Laptop vorsichtig auf den Boden.
    Â»Nur diese eine E -Mail.«
    Â»Keine andere? Keine Anrufe, Briefe, SMS ?«
    Â»Nichts von alledem«, beteuerte Conny. »Ich weiß nicht, wer er ist … oder warum er das tut.«
    Eichholz seufzte. »Das heißt also, ich fange hier gleich einen
mittleren Bürgerkrieg an – nur auf das Wort eines Mannes hin, den niemand von
uns kennt und von dem wir rein gar nichts wissen?«
    Â»Gestern hatte er immerhin recht«, wandte Conny ein.
    Â»Das stimmt«, bestätigte Eichholz. »Anscheinend weiß ihr
geheimnisvoller Gönner wirklich, wer dieser Mistkerl ist. Ich frage mich nur,
warum er uns nicht einfach sagt , wo wir ihn finden,
statt dieses Spielchen zu spielen.«
    Â»Vielleicht mag er Spielchen.«
    Â»Vielleicht ist er ja ein genauso kranker Mistkerl«, sagte Eichholz.
»Vielleicht gehören die beiden ja sogar zusammen, haben Sie diese Möglichkeit
schon einmal in Betracht gezogen?«
    Â»Ich hätte ihn fast erwischt«, erinnerte Conny.
    Â»Sie sagen es: fast.« Eichholz wiegte den Kopf. »Wenn ich Ihren
Bericht richtig gelesen habe, dann war es eher ein Zufall.« Er hob rasch die
Hand. »Das soll kein Vorwurf sein, verstehen Sie mich nicht falsch. Ganz im
Gegenteil. Sie hatten nicht wirklich die Chance, ihn zu schnappen.«
    Conny hätte ihm gern widersprochen, aber sie konnte es nicht. Es
stimmte ja. Wäre sie eine halbe Minute länger oder kürzer draußen geblieben
oder hätte das Mädchen nicht

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